Kapitel 23

131 12 1
                                    

Am Dienstagmorgen ging es mir noch schlechter, was eigentlich gar nicht möglich sein konnte. Mein Kopf schmerzte und mir war verdammt übel. Trotzdem schleppte ich mich zum Frühstückstisch, wo meine Mutter mich mit einem „Guten Morgen" begrüßte. Ich nickte und ließ mich auf meinen Stuhl fallen.

„Alles gut Paddy? Du siehst nicht sonderlich gut aus."

„Ich glaube, ich bin krank", krächzte ich. Meine Mutter stand sofort auf und legte ihre Hand auf meine Stirn.

„Du glühst ja. Geh wieder ins Bett, ich rufe in der Schule an und mach dir einen Tee."

„Nein, nein. Es geht schon, so schlimm ist es nicht." Ich lächelte gezwungen, denn ich wollte nicht daheim bleiben. Ich konnte mir denken, wie gut sich Taddl und Ardy fühlen würde, wenn ich, nachdem von gestern erst mal zu Hause bleiben würden. Sie würden als Sieg betrachten und das wollte ich nicht. Also begann ich mir ein Brot zu schmieren, um meiner Mutter zu zeigen, dass alles gut war. Trotz all meiner Bemühungen fiel mir das Messer aus meiner schwachen Hand.

„Bitte Paddy, leg dich wieder hin. Soweit ich weiß hast du heute keinen Test oder so, also warum solltest du in die Schule müssen." Auch wenn ich nicht schwach wirken wollte, mein Körper schrie nach Ruhe und eigentlich wollte ich auch nichts anderes.

Kurze Zeit später lag ich mit Fiebermesser im Mund in meinem Bett und neben mir stand eine dampfende Tasse Tee. Als der Messer zum Piepsen begann, kam meine Mutter wieder.

„39 Grad. Und damit wolltest du in die Schule", sie schüttelte ihren Kopf, „leider kann ich nicht hierbleiben, aber du kannst mich immer anrufen, wenn du dich schlechter fühlst ok? Ich habe dir hier auch ein Aspirin PlusC aufgelöst das tut sicher gut." Sie stellte mir noch ein Glas auf meinen Nachttisch, bevor sie wieder ging.

Ich trank viel Tee und bewegte mich an dem Tag nur sehr wenig, zum Glück wurde es nicht schlimmer und als meine Mutter am Abend wiederkam, ging es mir schon besser. Nachdem ich meinem Körper nie Ruhe gegeben hatte, musste er sie sich wohl selber nehmen.

Am Mittwoch ging es mir zwar besser, aber ich hatte noch immer Fieber. Das Gleiche galt für Donnerstag. In den gesamten drei Tagen hatte sich niemand von meiner Klasse um mein Wohlergehen erkundigt. Keiner hatte mir geschrieben, nicht einmal Luisa hatte mich gefragte, wie es mir ging, das tat weh.

Erst am Freitag war mein Fieber wieder weg, aber meine Mutter wollte mich noch immer nicht in die Schule lassen, sie meinte, ich sollte mich noch etwas ausruhen und der eine Tag, machte jetzt auch keinen Unterschied mehr. Also machte ich mir noch einen gemütlichen Tag zu Hause.

Gerade als ich mir mein Mittagessen warm machen wollte, klingelte es an der Tür. Verwirrt ging ich zu unserer Wohnungstür. Der Postbote war schon da und sonst wüsste ich niemanden der bei uns klingeln sollte, außer vielleicht jemand der Zettel verteilte. Mit der Erwartung gleich einen Zettel in die Hand gedrückt zu bekommen öffnete ich die Tür und riss erst einmal meine Augen auf. Ich hatte mit vielem gerechnet aber nicht mit Manu.

„Was machst du hier?", fragte ich ihn sichtlich verwirrt.

„Kein Hallo? Aber ich nehme es dir nicht übel. Ich wollte schauen, wie es dir geht und dir gleich ein paar Sachen vorbeibringen, damit du vielleicht gleich ein paar Hausübungen über das Wochenende nachholen kannst." Derweil wedelte er mit einem Stapel am Blättern vor meinem Gesicht herum.

„Danke", sagte ich und wollte ihm die Papiere abnehmen, er aber zog schnell seine Hand zurück, sodass ich die Zettel nicht erreichen konnte.

„Ich dachte, ich könnte kurz hereinschauen. Mein nächster Bus geht auch erst in einer Stunde und ich habe Kekse mitgebracht, wir haben zu Hause noch immer so viele von Weihnachten", verlegen fuhr er sich durch die Haare. Eigentlich wollte ich Manu nicht in meiner Wohnung haben, aber wie er da so dastand, konnte ich nicht nein sagen. Außerdem hatte er Kekse mitgebracht und ich liebte Kekse. Also machte ich widerwillig einen Schritt zur Seite. Der Brillenträger nahm die Einladung an und kurze Zeit später saßen wir in unserem Wohnzimmer auf dem Sofa. Manu fragte mich, ob er mir gleich das Neue in Mathe erklären sollte, aber ich meinte nur, dass ich mich noch nicht fit genug für Mathe fühlte. So kam es, dass wir einfach Kekse aßen und ein bisschen redeten, auch wenn es etwas komisch war mir Manu länger als 5 Minuten über was zu reden. Schließlich fragte ich die Frage die mir seit langem im Kopf umher geisterte.

„Warum bist du plötzlich nett zu mir?"
Man merkte ihm an, dass er sich etwas schwer tat, mir eine Antwort zu geben, also fragte ich weiter.

„Ist das alles eine Verarsche?"
Manu begann wild mit dem Kopf zu schütteln.

„Nein, bitte denk nicht so was. Ich weiß, dass muss komisch klingen, aber ich wollte schon viel länger mit dem Scheiß aufhören. Aber ich habe mich nicht getraut, weil ich meinen Ruf und meine Freunde nicht verlieren wollte. Bei dir hat es mir dann endgültig gereicht", er musste meinen unglaubwürdigen Blick bemerkt haben, denn er sprach noch hektischer weiter, „Bitte glaub mir, es ist keine Verarsche oder so. Ich will wirklich eine Freundschaft mit dir aufbauen. Ich habe auch mitbekommen, wie zwischen dir und Frederic nicht mehr alles gut ist, so geht es mir mit Taddl und Ardy, wir könnten jetzt zusammenhalten, damit wir nicht beide alleine sind." Er blickte mich hoffnungsvoll an und ich brauchte auch nicht lange zu überlegen, denn ich hatte schon vor längerer Zeit beschlossen, dass ich ihm eine zweite Chance geben wollte, weswegen ich lächelnd nickte. Manu zog mich danach sofort in eine Umarmung. Nach einer viel zu kurzen Umarmung streckte er mir seinen kleinen Finger hin.
„Dass unsere Freundschaft lange halten wird", ich lächelte nur und gab ihm meinen kleinen Finger als Antwort. Währenddessen bekam ich ein Flashback, als ich einen Schwur mit Taddl geschlossen hatte. Der Schwur darüber, dass ich mich von Manu fernhalten würde. Als ich daran dachte, begann mein Bauch wieder zu schmerzen, weswegen ich kurz die Miene verzog.

„Alles gut?", fragte mich Manu besorgt.

Ich nickte „Hab nur etwas Bauchschmerz." Ich hoffte, dass er es dabei belassen würde, er aber schlug mir spielerisch auf den Bauch und rief.

„Hast du etwa zu viele Kekse gegessen, du Schleckermaul?" Dabei lachte er. Ich verkrümmte mich und hielt mir die Stelle, wo er mich, wenn auch nur leicht, getroffen hatte. Er war das erste Mal, dass die Schmerzen so lange anhielten, aber wahrscheinlich hatte mein Körper nicht die Kraft das zu heilen, während ich krank war.

„Sorry, das wollte ich nicht. Ist wirklich alles ok?" Jetzt klang er wirklich besorgt. Ich nickte nur und versuchte durch ruhiges Atmen mich in Kontrolle zu bringen.

„Darf ich mal sehen?", fragte er, während er auf meinen Bauch deutete. Ich schüttelte nur wild mit meinem Kopf, unter keinen Umständen sollte er meinen Oberkörper sehen, denn wer weiß wie er dann reagieren würde.

„Komm schon." Ich schüttelte nur weiter den Kopf, was ihn wohl reizte, denn er schubste mich seitlich auf der Couch um und setzte sich auf meine Beine.

„Was soll das?", fragte ich, mit einem verzweifelten Ton, während ich versuchte mich zu befreien. Manu begann nur mein T-Shirt nach oben zu ziehen und als er meinen Oberkörper sah, stoppte er sofort und starrte mich an.

„Wer war das?", seine Stimme klang bedrohlich.

„Niemand", meinte ich nur und schaffte es endlich ihn von mir runter zu stoßen, weswegen er auf den Boden fiel. Ich stand sofort auf und zeigte Richtung Tür. „Ich denke, es wäre besser du gehst jetzt."

„Das war Taddl, oder?", ich zeigte nur weiter auf die Tür. „Das werde ich demArsch so was von Heimzahlen." Mit diesen Worten stürmte er aus der Wohnung undschmiss beim Gehen die Tür mit einem lauten Knall zu.

:O :)

Mein vergessenes Jahr/KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt