Ich komme grade von oben und wollte zu den Kindern ins Wohnzimmer, als Jason mich vom unteren Flur aus anspricht.
>Hast du einen Moment?<, will er wissen, deutet hinter sich in Richtung Küche.
>Natürlich.< Er geht zum Esstisch, setzt sich an seinen üblichen Platz und ich tue es ihm nach.
>Gab es in den letzten vierzehn Tagen irgendwelche Probleme?< Ich schüttle den Kopf.
>Nein, es war alles wie immer.<
>Gut. Es tut mir leid, dass wir so kurzfristig noch einmal eine Woche länger weg wahren.< Ich mache eine wegwerfende Handbewegung und lächle locker.
>Meine Aufgaben sind so oder so dieselben, ob ihr da seid oder nicht. Der einzige Unterschied ist, dass die Kinder euch vermissen. Warum seid ihr heute schon so früh zurück gekommen?< Er sieht weg, nimmt seine Kaffeetasse und steht auf, um zur Kaffeemaschine zu gehen.
>Wir wollten noch auf eine Veranstaltung gehen, aber sie wurde kurzfristig abgesagt, deshalb haben wir einen Flug früher genommen<, erklärt er und sieht zu, wie sich seine Tasse wieder langsam füllt. Er wirkt irgendwie nicht so locker wie sonst, vielleicht hatte er einen Streit mit jemandem. Ich achte immer sehr genau darauf, wie er sich verhält, um vorbereitet zu sein, wenn etwas Vorhersehbares passiert. Bisher habe ich ihn nur sehr selten abwesend und wortkarg erlebt, es ist also etwas Schlechtes passiert.
>Ist alles in Ordnung?< Er nickt knapp und kommt mit seinem fertigen Kaffee zurück.
>An sich schon. Du hast vor ein paar Jahren eine Ausbildung als Physiotherapeut gemacht, oder?<, will er wissen, wechselt somit das Thema und gibt etwas Milch in seinen Kaffee.
>Bekommst du keinen Termin mehr bei deinem Masseur?<
>Irgendwie ist er immer ausgebucht, wenn ich Zeit habe, aber ich kann im Moment meine Arbeit nicht vernachlässigen und gehen, wenn er Termine frei hat. Nicht nach zwei Wochen Urlaub, wir haben viel zu tun. Würdest du dir meine Schultern ansehen?< Ich nicke und sehe auf die Uhr.
>Wir haben noch genug Zeit. Wenn du nichts dagegen hast, können wir das gleich machen.< Er nickt und steht auf.
>Das wäre wirklich großartig. Wo ist es am besten?<
>In eurem oder meinem Schlafzimmer, mir ist es egal. Ich gebe den Kindern Bescheid, dass wir oben sind.< Ich gehe ins Wohnzimmer und er nach oben, dann schalte ich für die beiden einen Film ein.
>Guckst du nicht mit?<, will Tommy wissen und kuschelt sich an seine Schwester.
>Nein, ich muss mich kurz um Papa kümmern. Ihr wisst doch, dass er manchmal Schmerzen in den Schultern hat und sein Masseur hat keine Zeit, deshalb kümmere ich mich heute darum.<
>Du machst ihn wieder gesund?<, will er wissen und ich kneife ihm sanft in die Wange.
>Ich gebe mein Bestes<, versichere ich ihm und er schenkt mir ein süßes Lächeln. Die beiden konzentrieren sich auf den Film und ich folge Jason in das Schlafzimmer von ihm und seiner Frau.
Er sitzt auf seinem Bett, sein Hemd hängt über einem Stuhl und er rollt seine Schultern. Heute scheint ein Jubiläumstag zu sein, denn ich sehe Jason heute zum ersten Mal ohne sein Hemd und es ist erstaunlich, wie anziehend er auf mich wirkt. Ich weiß, dass er schon immer sportlich war und auch heute noch zweimal in der Woche ins Fitnessstudio geht, aber das Hemd verbirgt doch mehr als ich dachte.
>Es fühlt sich an, als hätten sich die Muskeln verhärtet und es zieht, wenn ich etwas hebe. In diesem Bereich hier<, erklärt er und deutet mit einer Hand auf die Muskelpartien, die er meint.
>Machst du regelmäßig Dehnübungen?<, frage ich ihn und stelle mich vor ihn, um seine Schultern abzutasten.
>Manchmal.<
>Rolle bitte die Schultern.< Er tut wie geheißen und ich kann jeden Muskel spüren, den er beansprucht. Seine Schultern sind warm und ihn zu berühren gibt mir ein gutes Gefühl. >Du hast Recht, die Muskeln sind ziemlich hart. Leg dich auf den Bauch, ich hole was um die Muskeln aufzuwärmen<, bitte ich ihn und gehe in mein Zimmer. Im Winter habe ich häufig Rückenschmerzen, weil mir Kälte einfach nicht bekommt, darum habe ich eine kleine Heizdecke, die ich auch für seine Schultern gut verwenden kann.
Er legt sich ihn, sobald ich in das Zimmer komme und legt seine Arme neben seine Körper. >Ich lege dir die Heizdecke auf den Rücken und stelle sie vorerst auf die erste Stufe. Sag mir, wie warm ich sie machen kann.< Er nickt und ich tue, was ich gesagt habe, wobei ich darauf achte, sie so hinzulegen, dass alle wichtigen Muskeln gewärmt werden.
>Das fühlt sich so gut an<, schwärmt er und bewegt seine Schultern ein wenig, dann entspannt er sich. >Ich muss mir auch so etwas zulegen. Machst du sie ein bisschen wärmer?< Lächelnd betrachte ich seine entspannten Züge und tue ihm den Gefallen. >Kann ich dich etwas fragen?<
>Natürlich.< Er öffnet die Augen wieder und sieht mich mit seinen schönen, dunkelblauen Augen an.
>Aus welchem Grund willst du deinen Urlaub nicht nehmen?< Überrascht runzle ich die Stirn.
>Ich brauche keine Erholung, außerdem müsstet ihr für die Zeit eine andere Nanny finden und ich weiß, dass ihr auch so genug zu tun habt.<
>Das ist alles?<, will er wissen und mustert mich aufmerksam.
Ist das so ungewöhnlich?
>Ich gehe schon nicht gerne aus dem Haus, wenn die Kinder nicht da sind, was soll ich dann erst machen, wenn ich nicht weiß, ob es ihnen hier gut geht? Du und Sarah, ihr könnt es euch nicht leisten, dass jemand zwei Wochen oder überhaupt länger als einen Tag zu Hause ist und ich bin mittlerweile so an die Kinder gewöhnt, dass ich sie nicht einer anderen Nanny anvertrauen will, nicht einmal für einen Tag. Außerdem bin ich wirklich gern hier.< Er lacht und schließt die Augen wieder.
>Du bist mir eine eifrige Nanny. Wie lange muss die Decke drauf bleiben?<
>Tut es noch weh?< Probeweise bewegt er die Schultern und lächelt dann zu Frieden.
>Nein.< Erst schalte ich die Heizdecke aus, dann lege ich sie bei Seite und lege meine Hände auf seine Schultern.
>Schön entspannt bleiben<, bitte ich ihn beginne damit, seine Muskeln zu lockern. Er seufzt und schließt die Augen, überlässt mir alles Weitere und ich kann nicht anders, als mir dieses wundervolle Bild genau einzuprägen.
DU LIEST GERADE
Eine Nanny zum verlieben
RomanceNatascha Wolkow ist eine vorbildliche Nanny und liebt ihren Job von ganzem Herzen. Um von ihrem alten Leben Abstand zu gewinnen, hat sie sich entschieden einen ganz neuen Weg zu gehen und bei der Gelegenheit auch ein neues Leben zu beginnen. Schnel...