Epilog

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Jason hat Tommy bei sich im Auto, Lisa fährt mit mir hinter ihm her. Ich weiß nicht, wohin wir fahren, aber es ist mir auch egal. Jason hat sicher einen Plan, der uns weit weg von Sarah bringt und alles andere ist im Moment nicht wichtig.

>Hat Mama gelogen?<, fragt Lisa leise und sieht vom Beifahrersitz zu mir auf. >Ist Jason mein Papa oder nicht?< Wie soll ich ihr das erklären? Sie kennt den Unterschied zwischen leiblichen und adoptierten Kindern, sie sollte es also verstehen, aber ich muss vorsichtig sein. Sie ist schon sehr verletzt und verwirrt, das darf ich nicht noch schlimmer machen.

>Du hast doch dieses Mädchen in deiner Klasse, Julia heißt sie glaube ich.< Sie nickt langsam. >Und du kennst ihre Eltern, die sie adoptiert haben.< Wieder nickt sie.

>Sie sind nicht ihre richtigen Eltern, aber ihr ist es egal.<

>Richtig. Für sie sind die beiden ihre richtige Mama und ihr richtiger Papa. Sie kennt ihre leiblichen Eltern nicht. Die beiden haben sie aufgezogen und zu dem fröhlichen Mädchen gemacht, das sie heute ist. Ich weiß nicht, ob dieser Erik dein leiblicher Vater ist oder nicht. Jason wird immer dein Papa sein, wenn du das willst. Er wird dich auch immer wie seine richtige Tochter lieben, verstehst du? Ihr beide, du und Tommy, ihr seid seine Kinder, seiner Familie, egal was passiert.< Sie greift nach meiner Hand und ich gebe sie ihr, damit sie sich daran festhalten kann.

>Ich will, dass Jason mein Papa bleibt<, sagt sie bestimmt und drückt eine Hand. >Und ich will Mama nie wieder sehen.<

>Sag das nicht. Sie ist immer noch deine Mutter.< Sie schüttelt wild den Kopf und hält meine Hand noch fester.

>Ich will nicht. Sie hat Papa wehgetan und so viele böse Sachen gesagt, über ihn, Tommy und dich. Ich habe Angst vor ihr.< Sanft streiche ich über ihren Handrücken und versuche mich auf die Straße zu konzentrieren. Sie hat schon Recht, aber ich kann trotz allem nicht sagen, ob das der richtige Weg ist. Wir sollten uns erst einmal alle beruhigen und sehen, wie es weiter geht, bevor derart finale Entscheidungen getroffen werden.

>Lass und noch warten, bevor wir jetzt alles übers Knie brechen. Wir fahren jetzt erst einmal irgendwo hin, wo wir uns beruhigen und reden können, einverstanden?<

~~~~~

Wir haben kein Gepäck dabei, doch Jason scheint das nicht zu kümmern. Er nimmt Tommy an die Hand und Lisa schnappt sich meine, dann überqueren wir gemeinsam den Parkplatz und gehen in ein riesiges Gebäude, in dem hunderte von Apartments untergebracht sind. Es gibt sogar einen Empfang, an dem eine junge Frau sitzt, die uns fröhlich anlächelt.

>Guten Abend Mr. Kleaveland.<

>Wir werden eine Weile bleiben, der Zimmerservice soll Freitagmorgens um neun Uhr kommen, sonst will ich niemand in meinem Apartment haben.< Sie nickt und sieht uns nach, denn Jason ist schon auf dem Weg zu den Fahrstühlen und ich folge ihm mit Lisa. Wir alle schweigen auf dem Weg nach oben und in das Apartment, das riesig ist, aber nicht so Luxuriös wie erwartet. Er wirkt eher gemütlich und ich fühle mich auf Anhieb wohl. >Geht spielen, ihr zwei. Ich muss mich ein bisschen mit Nana unterhalten<, bittet Jason und Lisa sieht kurz zu mir auf, dann lässt sie mich los und schlingt ihre Arme um Jason. Er streicht ihr sanft über den Kopf, dann schnappt sie sich Tommys Hand und verschwindet mit ihm in einem der Zimmer, schließt die Tür. Jetzt stehen wir beide mitten im Wohnzimmer und mustern uns gegenseitig. Keiner von uns weiß, was er sagen, oder wie er anfangen soll. Ich sehe seinen inneren Kampf, aber ich traue mich nicht ihn anzufassen und in den Arm zu nehmen. >Ich habe so viele Fragen<, sagt er schließlich und rauft sich die Haare. >Wir sollten uns setzten.< Schweigend folge ich ihm zur Couch, setzte mich aber auf einen der Sessel, um etwas Abstand zu haben. Wenn wir reden wollen, ist es so leichter. >Sie hat Recht, ich weiß beinahe gar nichts über dich.< Sofort schüttle ich den Kopf, denn das stimmt nicht.

Eine Nanny zum verliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt