13. Kapitel

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Gähnend strecke ich mich, schiebe Tommys Hand von meiner Brust und sehe mich in meinem vollen Bett um. Lisa und Tommy schlafen vollkommen ruhig, Jason jedoch bewegt sich unruhig, was mich vermutlich geweckt hat.

>Jason?<, frage ich leise und berühre seine Schulter. Er hebt den Kopf und sieht zu mir auf, blinzelt ein paar Mal. >Alles in Ordnung?< Er schüttelt den Kopf und reibt sich den Nacken, dann rutscht er etwas höher.

>Können wir reden?< Ich nicke knapp und löse Tommy von mir, dann stehe ich auf und Jason tut das selbe mit Lisa. Die beiden schlafen weiter und ich schließe die Tür, dann gehen wir an seinem leeren Schlafzimmer vorbei nach unten. >Danke<, sagt er und schließt hinter uns die Wohnzimmertür, dabei habe ich gar nichts getan. >Wir wollten noch über gestern Abend reden<, fängt er an und sieht auf die Uhr am DVD Player. >Vorgestern, meine ich. Es tut mir leid, dass ich dich damit so überrumpelt habe.<

>Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen<, versichere ich ihm und wir setzten uns auf die Couch.

>Den gibt es sehr wohl. Ich bin dein Arbeitgeber und es gibt Grenzen, die ich nicht überschreiten sollte.<

>Jason.< Er sieht mich an, mit hängenden Schultern und ziemlich erledigt. >Ich wage zu behaupten, dass ich in meiner Zeit hier ein Teil deiner Familie geworden bin. Ich bin nicht einfach nur eine Angestellte, die dich nur als den Mann sieht, der sie bezahlt.<

>Was bin ich dann für dich?<

Ist das sein Ernst? Ich lüge nicht gerne und ich bin absolut dagegen meine Versprechen zu brechen. Ich habe gar keine Wahl, als ihm die Wahrheit zu sagen, aber was ist die Wahrheit?

>Ich weiß es nicht.< Mir steigen Tränen in die Augen und ich versuche sie weg zu blinzeln.

Warum fange ich an zu weinen? Es ist überhaupt nichts passiert, oder?

>Natascha<, sagt er sanft und nimmt eine meiner Hände. >Ich brauche dich. Wenn ich ehrlich bin habe ich das vorher nie bemerkt, aber ich brauche dich und ich muss wissen, was ich für dich bin. Ich muss-< Ich beuge mich zu ihm vor, lege meine Hände auf seine warmen Schultern und küsse ihn. Es ist unbeschreiblich, wie gut es sich anfühlt, ihm auf diese Wiese nahe zu sein und ich lege alles in den Kuss, was ich sagen will, aber nicht in Worte fassen kann. Mein Bauch flattert und ich liebe das Gefühl von seinen weichen Lippen auf meinen, er lässt mein Herz schneller schlagen. Er schiebt mich nicht weg, erwidert meinen Kuss vorsichtig und ich ziehe mich wieder zurück.

>Besser kann ich dir deine Fragen nicht beantworten.< Ich klinge heiser und eine Träne rinnt über meine Wange.

Warum weine ich?

>Warst du deshalb nie weg? Wegen mir?< Ich schüttle den Kopf und hebe die Schultern.

>Am Anfang war das einfach ein super Job, den ich gut machen konnte und durch den ich von meinem alten Job weg gekommen bin. Dann habe ich die Kinder ins Herz geschlossen und irgendwann auch dich. Ich war noch nie ein Mensch, der gern draußen war und ich kann auch One-Night-Srands nicht ausstehen, das kam für mich noch nie in Frage. Du bist verheiratete und ich dachte nicht, dass sich das jemals ändert, trotzdem wollte ich bei dir sein und dir helfen, so gut ich kann. Ich wollte immer nur, dass du glücklich bist.< Er sieht mich an und ich kann sehen, dass ihm die Worte fehlen.

>Wie hast du das ausgehalten?<, will er wissen.

>Was?< Ich verstehe wirklich nicht, was er meint.

>Wie hast du es ausgehalten, mich mit Sarah glücklich zu sehen. Ich habe dich das erste Jahr über fast gar nicht beachtet.<

>Wie gesagt, ich wollte, dass du glücklich bist. Nicht mit mir oder jemand bestimmtem, das ist nicht so wichtig für mich. Das einzige Schlimme ist zu sehen, wie du unter dem leidest, was Sarah jetzt mit dir macht. Ich könnte ihr dafür an den Hals springen, aber ich wollte mich nicht einmischen. Ich wollte für mich bleiben und dir helfen. Danke bitte nicht, dass ich Sarah ersetzten will.< Er wischt meine Tränen weg und schüttelt leicht den Kopf.

>Wie kannst du nur so selbstlos sein?< Ich war schon immer so. Nein, eigentlich nicht. Ich bin durch Jason so geworden und es gefällt mir. Ich liebe es, ihn glücklich zu sehen, dagegen kann ich nichts tun und ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich ihn glücklicher machen könnte als Sarah. Solange er lächelt und Spaß am Leben hat, ist meine Welt in Ordnung.

>Ich will, dass du glücklich bist. Ich glaube aber nicht, dass ich dich glücklich machen kann. Ich halte mich raus aber ich werde Sarah erschlagen, wenn sie damit weiter macht. Ich will nicht, dass sie dir so weh tut.< Er rückt näher zu mir und zieht mich in seine Arme. Er ist so schön warm, dass ich mich ganz von allein an ihn schmiege und mein Ohr über sein Herz lege. Es ist das schönste Geräusch, das ich je gehört habe.

>Weißt du, jetzt grade machst du mich glücklich. Wenn du mit den Kindern zusammen bist und sie glücklich machst, machst du auch mich glücklich. Du bist ehrlich gesagt sogar sehr gut darin, mich glücklich zu machen.< Ich kann das Aber hören, noch bevor er es sagt. Zumindest dachte ich das, nur sagt er nichts mehr.

>Aber?<, hake ich nach, doch er lacht nur schwach.

>Kein Aber. Danke, dass du für die Kinder da bist. Danke, dass du für mich da bist.<

>Keine Ursache<, versichere ich ihm und schließe die Augen, genieße seine Nähe.

>Wir sollten wieder nach oben gehen und noch ein paar Stunden schlafen.< Ich nicke zustimmend, bewege mich aber sonst nicht. Seine Wärme und seine Nähe sind so beruhigend und einfach nur schön, dass ich aufhöre zu weinen und den Moment genieße. Ich will nie wieder woanders hin, aber ich weiß, dass das nicht geht. >Soll ich noch einen Moment so bleiben?< Wieder nicke ich und er tut es für mich.

Mein Gott, ich liebe diesen Mann.

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Durch die Zeit, die wir wach waren, bin ich vollkommen erledigt, als mein Wecker klingelt, Jason jedoch ist gleich auf den Beinen.

>Ihr könnt liegen bleiben, ich fahre heute früher und frühstücke im Büro. Ab drei Uhr bin ich wieder da<, erklärt er, gibt Lisa einen Kuss auf die Stirn und weg ist er. Müde strecke ich mich und ziehe die Kinder an mich, dann schlafe ich schon wieder.

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Lisa ist kurz vor dem Wecker wach und geht auf die Toilette, wovon ich wach werde und auch gleich aufstehe. Tommy bleibt in meinem Bett liegen, während ich mich umziehe und nach unten gehe, um Lisa ihr Frühstück zu machen. Pünktlich wie immer kommt sie zu mir in die Küche und macht sich ihr Frühstück.

>Ich glaube, Papa hat schlecht geträumt<, sagt sie unvermittelt und ich setzte mich zu mir.

>Wie kommst du darauf?< Sie hebt die Schultern und rührt in ihrer Schüssel herum.

>Er hat manchmal im Schlaf geredet, aber ich habe nicht verstanden, was er gesagt hat. Glaubst du, ihm geht es gut?< Sanft streiche ich ihr über den Kopf und versuche aufmunternd zu lächeln.

>Ich werde ihn heute Abend fragen und mich um ihn kümmern, wenn er etwas braucht. Hast du schon für die Übernachtung bei Ramona gepackt?< Sie schüttelt den Kopf und löffelt den Rest in ihrer Schüssel aus.

>Machst du das für mich? Wir wollten nach der Schule direkt zu Ramona fahren, aber ich habe es gestern vergessen.< Ehrlich gesagt habe ich auch bis eben gar nicht mehr daran gedacht, dass sie für die Nacht ein paar Sachen braucht.

>Natürlich. Ich komme dann um halb zwei zur Schule, bringe dir die Sachen und Tommy kann dann auch gleich mit. Einverstanden?< Sie nickt und reicht mir die Schüssel, die ich weg stelle. >Dein Pausenbrot ist im Kühlschrank. Ich hole Tommy, dann fahren wir los.< Tommy ist noch im Halbschlaf, als ich nach oben komme und ihm aus dem Bett hole. Wir haben kaum noch Zeit, darum ziehe ich ihn nur schnell um und unten bekommt er seine Schuhe an, dann müssen wir schon los.

Eine Nanny zum verliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt