Ich habe die halbe Nacht wach gelegen, aber das ändert leider nichts daran, dass ich aufstehen muss. Müde strecke ich mich, ziehe mich an, binde meine Haare zu meinem üblichen Dutt zusammen und gehe nach unten, um Sarahs Diätplan nach einem Rezept zu durchsuchen. Manchmal ist es richtig nervig, dass sie immer ganz spezielle Sachen will, aber jeder hat seine Eigenheiten. Der Vorteil allerdings ist, dass auf diesem Plan oft Fertigprodukte stehen, die sie zu dem Programm dazu bekommt und die ich nur warm machen muss. Heute Morgen zum Beispiel gibt es Eiweißbrot und dazu Lachs, den sie selbst irgendwo kauft, weil sie nur diesen einen speziellen haben will. Ich stelle ihr alles auf den Tisch, was sie braucht und räume die Spülmaschine aus, wozu ich gestern nicht mehr gekommen bin.
Ich bin fast fertig, als sie in die Küche kommt und sich an den Tisch setzt.
>Hatten die Kinder gestern Spaß?<, will sie wissen, ohne irgendein Wort des Grußes.
>Ja, wir waren im Zoo.< Sie nickt und isst, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, dann steht sie auf, geht zur Tür und hält noch einmal inne.
>Jason muss nicht wissen, dass ihr meinetwegen im Zoo wart<, sagt sie und geht.
Was soll das? Ich bin doch nicht blöd, für wen hält sie mich? Nie im Leben werde ich ihr zu Liebe den Mund gegenüber Jason halten.
Kopfschüttelnd räume ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und ziehe mein Handy aus der Hosentasche. Ich habe das Bedürfnis Jason gleich zu sagen, was ich weiß, aber am Telefon ist das blöd und direkt vor der Arbeit kann er das gar nicht gebrauchen. Seufzend stecke ich es wieder weg und gehe nach oben, um Lisa aus ihrem Bett zu holen.
>Ich will nicht.<
>Niemand steht gerne früh auf, aber du musst dich noch waschen, bevor du in die Schule gehst, sonst machen wir es das nächstes Mal abends, egal wie müde du bist.< Lustlos schlägt sie ihre Decke zurück und trottet ins Bad, dann gehe ich zu Tommy. Er schläft wie ein Stein, darum lasse ich ihn liegen und mache Frühstück für Lisa, sowie ihr Pausenbrot.
>Nana!< Ich lasse alles stehen und liegen, eile nach oben und finde Lisa im Bad. Sie hat es geschafft, dass sich die Haarbürste komplett in ihren Haaren verfangen hat und es scheint ihr weh zu tun.
>Halt still, ich mache das<, versichere ich ihr beruhigend und knie mich vor sie. Ihr stehen die Tränen in den Augen, doch sie bleibt tapfer und steht still, bis ich die Bürste aus ihren Haaren entfernt habe.
>Lisa?<, fragt Tommy plötzlich hinter mir und geht zu Lisa, schlingt die Arme um sie. >Was ist passiert?<, fragt er besorgt und Lisa streichelt ihm über dem Kopf. Wir sind beide ganz gerührt davon, wie viele Sorgen er sich um sie macht.
>Es ist alles in Ordnung<, versichert sie ihm und ich bürste vorsichtig ihre Haare, bis sie wieder ordentlich sind.
>Wollen wir zusammen frühstücken?< Tommy hebt die Arme zur Antwort, ich hebe ihn hoch und er lehnt sich gleich an mich, damit er wieder schlafen kann.
>Ich habe keinen Hunger<, sagt Lisa und beobachtet ihren Bruder neidisch.
>Nur eine Kleinigkeit. Man geht nicht mit leerem Bauch aus dem Haus.< Sie nickt ergeben und folgt mir nach unten, die Tasche auf den Schultern.
>Nana, ich habe meine Hausaufgaben gar nicht gemacht<, sagt sie und ist plötzlich ganz wach. >Ich werde Ärger bekommen!<
>Hey, es ist alles in Ordnung<, versichere ich ihr und nehme ihr den Rucksack ab. >Ich schreibe dir eine Entschuldigung, dann kannst du sie auch morgen abgeben.<
>Danke.< Sie umarmt mich mit ihren zierlichen Armen und setzt sich dann an den Tisch, um ihre Frühstücksflocken zu essen, während ich die Entschuldigung schreibe. Tommy schläft weiter auf meinem Arm, bis Lisa fertig ist, ihre Sachen zusammen gepackt hat und wir los fahren.
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Tommy schläft auf der Couch, während ich die nötigen Sachen zum Bügeln ins Wohnzimmer stelle, die Wäsche bügle und dabei fernsehe. Er scheint wirklich erledigt von dem gestrigen Tag und auch ich bin erschöpft, aber das bin ich gewohnt. T-Shirts, Blusen, Hemden, Hosen, alles wandert fein Säuberlich auf verschiedenen Stapel und dann in die richtigen Schränke. Tommy schläft die ganze Zeit, bis ich das Bügelbrett weg räume und dabei gegen den Türrahmen stoße.
>Papa!<, ruft er und fängt an zu weinen, wahrscheinlich habe ich ihn ziemlich heftig erschreckt. Sofort stelle ich das Brett ab, gehe zu ihm und hebe ihn hoch.
>Es ist alles in Ordnung<, versichere ich ihm und er klammert sich an meine Bluse, weint noch heftiger. >Tommy, es ist alles in Ordnung, ich bin bei dir.< Sanft streiche ich über seinen Rücken und wiege ihn sanft, aber er hört nicht auf.
>Papa<, sagt er und windet sich in meinen Armen.
>Was hast du denn?<, frage ich ihn besorgt, doch er windet sich noch mehr.
>Ich will Papa!<, verlangt er und ich versuche ihn fest zu halten, damit er nicht fällt. Er ist nur ganz selten schwer zu beruhigen und ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass ich grade nichts tun kann, bis er seinen Vater bei sich hat.
>Ich rufe ihn an, ja?< Er nickt und reibt sich über die Augen, hört aber nicht auf zu weinen. Ich ziehe mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche und wähle die Nummer von Jasons Handy. Zum Glück geht er gleich dran.
>Hi, tut mir leid, wenn ich störe, aber-<
>Ich will Papa!<, ruft Tommy und weint wieder heftiger.
>Du weißt doch, dass ich für die Kinder immer da bin. Ich fahre gleich los<, versichert er mir und legt auf.
>Papa kommt gleich<, versichere ich Tommy und trage ihn in die Küche, um vielleicht die Atmosphäre etwas zu ändern, aber es hilft kaum. Er weint nicht mehr, aber er scheint sich nicht entscheiden zu können, ob er in meinem Arm bleiben, oder runter gelassen werden will. >Er ist gleich da<, versichere ich ihm noch einmal und nur wenig später höre ich ein Auto auf der Einfahrt. Tommy ist sofort hellhörig und ich trage ihn zur Tür, durch die Jason nur einen Augenblick später herein kommt.
>Papa!<, ruft Tommy wieder, beginnt zu weinen und Jason nimmt ihn mir ab.
>Hallo mein kleiner<, sagt er leise und drückt ihn sanft an sich. >Ich bin da.< Ich mache Platz und nehme ihm seinen Aktenkoffer ab, damit er mit Tommy auf dem Arm rein kommen kann und schließe die Haustür. Er bringt ihn ins Wohnzimmer und setzt sich auf die Couch, dann wischt er Tommys Gesicht mit einem Taschentuch ab.
>Papa<, schluchzt er leise und endlich hört er ganz auf zu weinen.
>Na, wieder alles gut?<, fragt Jason mit einem leisen lächeln und Tommy nickt, dann reibt er sich die Augen. >Soll ich heute zu Hause bleiben?< Wieder nickt er und schlingt die Arme um Jasons Hals.
>Möchtest du irgendwas?<, frage ich Jason und mustere Tommy besorgt. Ich hoffe, dass es ihn jetzt wirklich wieder gut geht. Er sieht zu mir auf und sagt einen Moment lang nichts, dann schüttelt er den Kopf.
>Nein, schon gut. Ich kümmere mich um ihn, du kannst ruhig weiter machen.<
>Gib mir Bescheid, wenn du oder Tommy doch was braucht. Er hat noch nicht gegessen, wenn er Hunger hat mache ich was für ihn.< Er nickt knapp, dann bringe ich den Koffer in sein Büro, mache mich wieder daran, das Bügelbrett weg zu bringen.
So viel Aufregung und es ist noch nicht einmal Mittag, das kann was werden.
Zumindest ist Jason jetzt bei Tommy und ich kann in aller Ruhe das Haus putzen.
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Eine Nanny zum verlieben
RomanceNatascha Wolkow ist eine vorbildliche Nanny und liebt ihren Job von ganzem Herzen. Um von ihrem alten Leben Abstand zu gewinnen, hat sie sich entschieden einen ganz neuen Weg zu gehen und bei der Gelegenheit auch ein neues Leben zu beginnen. Schnel...