14. Kapitel

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Tommy schmollt ein bisschen, weil er eifersüchtig auf mich ist.

>Ich will auch alleine mit Papa sein<, sagt er und ich verteile das Shampoo in seinem Haar.

>Dann sorge ich dafür, dass du einen Papa-Tag bekommst, ja?< Er nickt und sieht sich zur Tür um, als sie auf geht.

>Natascha, ich packe meine Sachen, fährst du mich in einer Stunde zum Flughafen? Ich fliege kurzfristig nach Paris zu einer Freundin.< In letzter Zeit scheint sie die Freundschaft zu einigen ihrer Freundinnen sehr zu pflegen.

>Natürlich.< Sie geht wieder und Tommy ist tief getroffen. >Nicht weinen<, bitte ich ihn und er ist tapfer, bis ich ihm den Schaum abgewaschen habe. >Ich trockne dich ab, dann kannst du zu ihr.< Er nickt knapp, hält still, bis er trocken und angezogen ist, dann geht er zu seiner Mutter. Ich richte das Bad wieder her und gehe dann nach unten, wo Sarah mir Tommy reicht.

>Ich muss packen, kümmere dich um ihn.<

Was um alles in der Welt ist mit Sarah los? Mag ja sein, dass sie im Moment mit Jason nicht mehr auskommt, aber was hat das mit den Kindern zu tun?

Ich nehme ihn und es bricht mir das Herz, wie Tommy seine Mutter ansieht.

>Wenn wir Mama zum Flughafen gefahren haben, wollen wir dann bei Papa im Büro vorbei schauen?< Er nickt und legt seinen Kopf an meine Schulter.

>Mag Papa mich irgendwann auch nicht mehr?<

>Nein, auf keinen Fall<, versichere ich ihm und drücke ihn sanft an mich. >Dein Papa wird immer der tollste Papa auf der ganzen Welt sein und er wird dich immer lieben.<

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Jason ist in einer Besprechung mit Kunden, darum warten wir vor seinem Büro, wo ein paar Stühle stehen und Tommy beschäftigt sich mit einem Bilderbuch, das ich für diesen Fall mitgenommen habe.

>Entschuldigen Sie, sind Sie Mrs. Kleaveland?< Ich sehe zu der hübschen Blondine auf und schüttle schnell den Kopf.

>Nein, ich bin die Nanny, Natascha. Mrs. Kleaveland ist zur Zeit in Paris.<

>Verstehe, tut mir leid. Ich bin Nancy, die neue Sekretärin von Jason<, erklärt sie und streckt Tommy eine Hand entgegen. Er lehnt sich an mich und sieht Nancy an, als wäre sie eine feindgesinnte.

>Er ist wählerisch, wen er an sich ran lässt<, erkläre ich ihr und sie lacht.

>Er sieht genau aus wie Jason<, sagt sie schlicht und sieht dann auf ihre Uhr. >Die Besprechung dürfte jeden Moment zu Ende sein, dann könnt ihr zu ihm<, versichert sie mir und ich stehe auf.

>Danke.< Sobald die Kunden sein Büro verlassen haben ist es Tommy, der als erstes bei ihm ist.

>Das nenne ich eine schöne Überraschung<, sagt er lachend und hebt ihn hoch. >Na, wie war dein Tag?<, fragt er Tommy, aber der antwortet nicht und sieht zu mir. >Nancy, würdest du uns einen Moment allein lassen?<

>Natürlich<, sagt sie freundlich und geht nach nebenan in ihr Büro, das nur durch eine Glaswand von Jasons Büro getrennt ist. Immer diese neumodischen Innenarchitekten, hier kann niemand je allein sein.

>Was ist passiert?<, will er sofort wissen und kommt zu mir, damit ich nicht so laut sprechen muss.

>Sie hat ihn nicht behandelt, wie sie es sollte<, fasse ich kurz und er sieht besorgt in Tommys Gesicht.

>Sie mag mich nicht mehr<, sagt er, dann beginnt er zu weinen.

>Das stimmt nicht<, sagt Jason sofort beruhigend. >Deine Mama wird dich immer lieb haben, so wie jede Mama ihre Kinder lieb hat.< Wortlos klammert sich Tommy an seinen Vater und ich hasse es, wie sehr sich Jasons Schmerz in seinen Zügen spiegelt. >Sie hat nur viel Stress bei der Arbeit<, fügt er hinzu und streicht ihm über den Rücken.

>Ich hasse Arbeit. Wegen der Arbeit bist du so oft weg und Mama ist böse auf mich<, sagt Tommy schluchzend. Jason weiß offensichtlich nicht, was er sagen soll und streicht Tommy weiter über den Rücken.

>Weißt du Tommy, Arbeit ist nichts Schlechtes. Ohne meine Arbeit hätte ich euch nie kennen gelernt, du hättest vielleicht nie deine wundervolle Burg bekommen und Lisa wäre bestimmt keine so tolle Köchin geworden, wenn dein Papa und deine Mama nicht hart dafür gearbeitet hätten.< Er sieht sich zu mir um und scheint zu überlegen. Seine Tränen werden weniger, was ich als gutes Zeichen deute.

>Nana?<, fragt er und streckt die Arme nach mir aus. Jason tritt näher zu mir, reicht ihn mir und unsere Blicke begegnen sich. Ich kann sehen, wie dankbar er mir ist, dass ich jetzt da bin und Tommy Kraft gebe. Tommy hält sich an meiner Bluse fest und sieht mich direkt an. >Du bist die beste Nanny der Welt<, sagt er entschieden und ich muss lachen. Jason stimmt mit ein und legt seinem Sohn eine Hand auf die Schulter.

>Das stimmt, mein kleiner. Nana ist die Beste<, sagt er und küsst ihn auf die Stirn, wobei sein Duft mich einhüllt und einen Moment stehen meine Gedanken still. Dann jedoch sieht er mich an und mein Herz setzt aus. >Ich danke dir.<

>Ich habe gar nichts getan<, erwidere ich lächelnd und hebe Tommy auf meine andere Seite. >Wir müssen los, Lisa holen und du hast sicher auch viel zu tun. Wir sehen uns heute Abend, ja?< Er nickt und streicht noch einmal über Tommys Wange.

>Sei tapfer, wir holen dich morgen bei Louis und Ramona ab.< Tommy nickt eifrig und lächelt sogar, dann wenden wir uns zur Tür. >Ich brauch dich.< Ich tue so, als hätte ich ihn nicht gehört und gehe. Wenn er das so sagt, so ernst und in solch einem Moment, will ich ihm um den Hals fallen und ihn festhalten, vor allem Beschützen. Ich bete, dass er das heute Abend nicht sagt, wenn ich etwas getrunken habe, denn meine Hemmschwelle sinkt recht schnell, wenn es um Jason geht. Das weiß ich auch ohne es getestet zu haben. Bei ihm werde ich immer schnell schwach, obwohl mir das vorher noch nie passiert ist, bei niemandem.

Eine Nanny zum verliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt