12. Kapitel

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Die vier Stunden, welche Tommy und ich haben, bis wir Lisa abholen, verbringen wir damit, sein Zimmer aufzuräumen und dann in eine Playmobillandschaft zu verwandeln. Es gibt eine Farm, eine kleine Stadt mit einem Feuerwehrhaus und einem Polizeirevier und das war es dann im Grunde auch schon.

>Haben wir jetzt alles?< Er betrachtet die beiden wichtigsten Elemente seiner Landschaft und nickt. Das Feuerwehrhaus und das Polizeirevier allein benötigen etwa vierzig Prozent von dem Platz, den wir zur Verfügung haben. Die Farm ist über den kompletten Rest verteilt, bis auf die paar Häuser, die er seiner Stadt großzügiger Weise gebaut hat.

>Wir brauchen noch einen Hafen.<

>Einen Hafen? Wir haben aber keine Schiffe.< Grübelnd sieht er sich um und inspiziert die Kisten, in denen noch allerhand andere Bauwerke, Fahrzeuge und Figuren untergebracht sind.

>Dann kaufen wir eben welche<, beschließt er und geht zur Tür. >Kommst du?<

>Wir holen Lisa und gehen in den Park, danach holen wir dir ein schönes Schiff. Einverstanden?< Für einen Moment denkt er nach und es wirkt, als würde er abwägen, ob er eine Chance darauf hat, dass er es früher bekommt.

>Einverstanden<, sagt er schließlich und geht aus seinem Zimmer. Ich stehe auf und folge ihm nach unten, wo wir uns die Schuhe anziehen und ich packe noch schnell ein paar Sachen in einen Rucksack, schreibe eine Nachricht an die Tafel im Flur und dann fahren wir los, um Lisa abzuholen.

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>Ich freue mich so auf den Park<, lässt Lisa mich wissen und rutscht ganz unruhig auf ihrem Platz rum. >Hast du die Schläger dabei?< Lisa liebt es, mit mir im Park Federball zu spielen und ich habe auch meinen Spaß dabei, also ist alles dafür immer dabei. Tommy spielt in der Zeit mit seinem Fußball oder sieht uns zu. Er ist ein sehr genügsames Kind, wenn es Mal nicht um Ritterburgen oder Playmobil geht.

>Sie liegen im Kofferraum<, versichere ich ihr und sie reibt sich die Hände.

>Heute besiege ich dich<, verkündet sie und Tommy lacht, weil er die kleinen Zankereien von mir und Lisa immer mag.

>Das kannst du vergessen. Ich habe die ganze letzte Woche trainiert.<

>Gar nicht wahr<, sagt sie und sieht mich von der Seite an. >Das wäre geschummelt und du hast gesagt, dass du nie schummelst.< Ich muss lächeln und biege auf den Parkplatz neben dem Park.

>Natürlich schummle ich nicht. Aber ein bisschen geübt habe ich schon<, erkläre ich ihr und zwinkere ihr zu. Sie schnaubt und verschränkt die Arme vor der Brust.

>Ich gewinne trotzdem.< Tommy lacht noch mehr und Lisa lässt sich anstecken, dann parke ich, steige aus und hole Tommy aus seinem Sitz. Lisa holt die Schläger aus dem Kofferraum und gibt mir meinen Rucksack, den ich aufsetze. An jeder Hand ein Kind, verlassen wir den Parkplatz und gehen in den Park, wo noch einige andere Familien mit Kindern unterwegs sind und ich freue mich wirklich auf ein paar schöne Stunden mit den Kindern.

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Gegen sieben fahren wir wieder nach Hause und Tommy schläft ausnahmsweise nicht während der Fahrt ein. Er hat sich beim Spielen das Knie aufgeschürft und will seinem Vater unbedingt erzählen, wie tapfer er war, dafür verzichtet er sogar darauf, ein Schiff für seinen Hafen zu kaufen.

Ich schließe die Haustür auf und Lisa geht gleich rein und in die Küche, denn sie hat unterwegs plötzlich Durst bekommen und das Wasser, welches ich mitgenommen habe, ist schon leer.

>Jason?<, rufe ich durch das Haus und ziehe Tommy die Schuhe aus, dann höre ich oben eine Tür.

>Ihr seid wieder da?<, fragt er und kommt nach unten, schweißnass vom Training. Offensichtlich hatte er keine Lust ins Fitnessstudio zu gehen und hat deshalb hier seinen Sport gemacht. Ich weiß gar nicht, wo ich zu Erst hin sehen soll, darum wähle ich sein Gesicht und lächle.

>Ja, langsam wird es frisch<, erkläre ich kurz, dann streckt schon Tommy die Arme nach ihm aus und ihm steigen Tränen in die Augen.

>Was ist denn mit dir passiert?< Tommy lässt sich von ihm auf den Arm nehmen, dann zieht er sein Hosenbein hoch und zeigt ihm das Pflaster.

>Ich habe Fußball gespielt und bin über den Ball gefallen<, erklärt er und Jason verkneift sich ein Lachen.

>Das wird schon wieder. Wollen wir zusammen duschen gehen? Du hast es genau so nötig wie ich, überall hast du Sand an deinen Klamotten.< Tommy lacht und schiebt Jasons Hand weg, mit welcher er ihm durch die Haare streicht.

>Kann Nana auch mit? Ich habe meinen Saft über ihre Hose geschüttet, aber es war keine Absicht<, will Tommy wissen und Jason sieht zu mir.

>Ich glaube, Nana will lieber mit Lisa duschen gehen, sonst wird das ziemlich voll in einem Bad.< Ich muss lächeln und sehe weg, Tommy nickt nur verständnisvoll.

>Liest du uns dann trotzdem was vor?<, will Tommy wissen und ich sehe ihn wieder an.

>Aber natürlich, heute darf sich Lisa etwas aussuchen.< Sie hat wohl gehört, dass wir über sie sprechen und kommt aus der Küche zu uns.

>Was ist?<, will sie wissen und ich nehme ihre Hand.

>Wir gehen jetzt alle duschen und werden den Sand los, dann lese ich euch etwas vor und du darfst dir die Geschichte aussuchen.<

>Die drei kleinen Schweinchen<, sagt sie sofort und Jason geht mit Tommy nach oben.

>Somit ist es entschieden<, gebe ich bekannt und wir folgen den beiden.

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>Nana?< Lisa und ich liegen in meinem Bett, fertig zum Schlafen gehen und warten auf die anderen beiden. >Warum ist Mama so oft weg?< Wie gerne würde ich sagen, dass es wegen der Arbeit ist und sie ab der kommenden Woche wieder da sein wird, aber ich lüge die Kinder nicht an, außer es ist absolut notwendig.

>Sie wollte heute etwas mit ihrer Freundin unternehmen, da ist sie häufiger lange weg.< Sie nickt, wirkt aber sehr traurig und kuschelt sich an mich. >Warum ist sie nicht so oft da wie du? Sie will auch nie mit mir spielen oder lernen<, sagt sie leise und ich sehe besorgt zu Jason, der in der Tür steht.

>Ich weiß es nicht, meine kleine.<

>Mama ist sehr beschäftigt<, sagt Jason und kommt zu uns. >Das wird schon alles wieder<, versichert er ihr und gibt mir Tommy, um dann Lisa in den Arm zu nehmen.

>Manchmal wünsche ich mir, dass Nana meine Mama ist<, gibt sie leise zu und beginnt an seiner Brust zu weinen. Jason sieht kurz zu mir, aber ich kann seinen Blick nicht deuten, dann konzentriert er sich ganz auf Lisa.

>Aber Nana ist doch unsere Mama. Wir haben zwei Mamas<, versucht Tommy sie aufzumuntern und legt ihr eine Hand an den Rücken. Ich habe das bislang auch so gesehen, aber wenn Tommy das auf diese Weise sagt und nach dem Kuss von Jason, bekommt das Ganze eine völlig andere Bedeutung. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, darum halte ich den Mund.

>Richtig, Nana ist immer für dich da. Es ist nicht immer wichtig, wer nun die richtige Mama ist. Es ist nur wichtig, wer für dich sorgt und wen du lieber magst<, erklärt Jason und streicht über Lisas Rücken. Ich versuche das nicht auch auf mich zu beziehen, obwohl es dabei um mich geht und setze Tommy auf meinen Schoß.

>Lisa, möchtest du heute bei Sarah schlafen?< Sie schüttelt den Kopf und schlingt die Arme fester um Jason.

>Sie mag es nicht, wenn ich bei ihr schlafe.< Tommy beobachtet seine Schwester und ich erkenne an seiner Haltung, dass er auch traurig ist.

>Wollen wir dann heute Nacht wieder alle zusammen hier schlafen?<, fragt Jason und nach einem kurzen Moment nickt sie.

>Aber erst die Geschichte<, stellt Lisa klar und Jason lässt sie los, damit sie ihre Tränen wegwischen kann. Ich reiche ihr Taschentücher und sie putzt sich die Nase, dann legt sie sich neben mich und Jason legt sich neben sie.

>Dann Mal los, große Nana. Lass uns alle schlafen wie kleine Babys<, fordert Jason und Lisa lächelt, dann lege ich Tommy neben mich, schnappe mir mein Märchenbuch und suche das gewünschte Märchen heraus. Ich hoffe, dass die alle gut schlafen und die Strapazen der Woche vergessen können. Morgen ist Freitag und dann folgt das Wochenende, welches Sarah hier verbringt und das bedeutet, wir müssen das bisschen ruhige Zeit nutzen, das uns noch bleibt.

Eine Nanny zum verliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt