Wie zu erwarten war, war ich am Mittwoch morgen in der Schule todmüde, jedoch nicht so schlimm wie die anderen Partygäste. „Wo bist du gestern plötzlich so schnell hin?", fragte mich Leslie vor dem Geschichtsunterricht, ihre Augenringe waren nicht zu übersehen. „Mir ging's nicht so gut", log ich und damit war das Thema gegessen. Ich merkte aber, dass ich mich trotzdem besser fühlte als davor, ich gehörte irgendwie dazu. Wer auf so einer Party war, war nicht mehr der Außenseiter der Schule. Leslie und ich lachten viel im Unterricht, zum Bedauern von Mr Whitman, der uns mehrmals verwarnte. Charlotte hatte sich natürlich trotz Krücken in die Schule geschleppt und saß wie immer eine Reihe vor uns. Gideon ignorierte mich schon den ganzen Tag und wenn ich ihn einmal anlächelte drehte er sich weg. Was für eine Abfuhr. Ich konnte doch nichts für sein Benehmen.
In der zweiten Pause änderte sich dann alles Schlag auf Schlag. Es war nicht länger nur Gideon, der mich komisch anschaute, beinahe die ganze Schule hatte ihre Augen auf mich gerichtet. Flüstern und Murmeln ging durch die Menge. „Hab ich was im Gesicht?", fragte ich Leslie kurzerhand, die aber den Kopf schüttelte. „Was starren die mich dann alle so an?", murmelte ich und zog meine rote Jacke enger um mich. Als Leslie und ich um die nächste Ecke des Flurs bogen, saßen an einem Tisch auch schon Cynthia, Sarah und Charlotte. Gideon stand am Getränkeautomaten ein paar Meter entfernt und warf ein Münzen ein. Sarah zeigte Charlotte gerade etwas auf ihrem Handybildschirm und in der nächsten Sekunde schlug sie auch schon die Hand vor den Mund und stand eilig auf, um auf ihren Krücken davonzuhumpeln. „Was ist denn da los? Komm!" Leslie zog mich an den Tisch, wo Sarah das Handy schon parat zu uns drehte. Es war ein Video, das sie abspielte. Ein Video von der gestrigen Nacht. Ein Video, auf dem Gideon zu sehen war. Und ich. Wie wir uns küssten. „Das wird gerade an der ganzen Schule rumgeschickt", sagte Cynthia mit Seitenblick zu mir. „Gwen..." Leslie sah mich besorgt an und mir schossen schon in die Tränen in die Augen. „Hey, was macht ihr hier so Geheimes?" Gideon beugte sich von hinten über uns und begutachtete das Handy und ich zuckte zusammen. „Und wo ist Char..." Er verstummte, als er das Video sah und stellte sofort seine Coladose ab. „Woher hast du das?", fragte er verärgert und nahm ihr das Handy weg. „Hey, das hat sowieso schon jeder gesehen!", quiekte Sarah und entriss ihm das Handy wieder. „Was ist das?", fragte Gideon und fuhr sich nervös durch die Haare. Mich beachtete er natürlich nicht. „Ein Video, wie du deine Freundin betrügst offensichtlich, du Schlaukopf", erwiderte Cynthia. „Nein, das stimmt nicht. Es muss ein Irrtum vorliegen, ich habe doch nicht ein anderes Mädchen geküsst...Das stimmt nicht!" Ich schaute ihn nur stumm von der Seite an und überlegte, ob das gerade wirklich ernst gemeint war. Er war doch nicht so sehr betrunken gewesen, dass er so was vergisst... „Ich muss Charlotte suchen." Mit diesen Worten verschwand er in dieselbe Richtung wie Charlotte vor kurzem. Die ganze Schülerschaft schaute ihm nach und tuschelte über das Video. „Das ist echt das letzte, Gwendolyn. Seine eigene Cousine betrügen." Cynthia und Sarah standen wütend von dem Tisch auf und stapften davon. Ich ließ mich mutlos auf die Bank sinken und stützte mein Gesicht in meine Hände. Und schon wieder war ich das Gespött der ganzen Schule. „Du musst nicht hier bleiben, geh schon", murmelte ich, doch Leslie legte eine Hand auf meine Schulter und ich hob meinen Blick zu ihr. „Du kannst nichts dafür Gwen, das ist auf dem Video offensichtlich. Ich stehe hinter dir." Ich lächelte sie dankbar an, mir fiel gerade ein riesiger Stein vom Herzen. Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd: „Aber eins musst du wissen, ich finde Gideon und dich süß zusammen."
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Back to Life - Liebe besiegt alles. | ✅
FanfictionZeitreisen und Geister? Alles nur Macht der Einbildung. Gwendolyn muss eines Tages in der Psychiatrie feststellen, dass die ganze Zeitreise- und Liebesgeschichte nur in ihrer Fantasie stattfand. Nun ist sie geheilt von ihrer Krankheit und muss sich...