. . . ist der schmerz,

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12. September 2011

Isaac,

seitdem du weg bist, vergeht die Zeit so verdammt langsam. Ich versuche mich mit vielen Dingen zu beschäftigen, sei es mit dem Kochen, Zeichnen, oder Putzen, nur um nicht ständig an dich zu denken. Und ja, meine kaum vorhandenen Kochkünste sind immer noch schlecht, was sich gestern gezeigt hat, als ich versucht habe, deine Lieblingsbrownies mit Erdnussbutter zu backen, aber das Ganze ist leider nach hinten losgegangen, weil ich zu viel Salz, aber dafür zu wenig Mehl, hineingeschüttet habe. Und nun sieht unsere Küche so aus, als hätte ein Tornado sie verwüstet, was meine Mutter natürlich ungeheuer aufgeregt hat. Genau dann, wenn ich dich zum Kochen brauche, bist du nicht da, Isaac.

Apropos meine Mutter, sie macht sich momentan wieder zu viele Sorgen um mich, und du weißt ja, wie sehr ich es hasse, sie in diesem Zustand zu sehen. Dann beginnt sie weniger zu essen und zu schlafen, schaut ständig in meinem Zimmer vorbei, schickt mir tausende Nachrichten von der Arbeit, und und und. Ich will ihr das Gefühl geben, dass alles in Ordnung ist und ich mich mit deinem jetzigen Zustand abfinde, aber jedes Mal, wenn ich am Esstisch sitze und die unruhigen Blicke meiner Eltern auf mir spüre, schaffe ich es einfach nicht, den Kopf zu heben, ihnen in die Augen zu sehen und mit fester Stimme zu sagen, "Hey, es ist alles okay."

Wenn in Wahrheit eigentlich nichts okay ist und ich am Zerbrechen bin, weil deine Lage mir immer mehr Schmerzen zufügt und dieses Gefühl zurückbringt. Jenes Gefühl, dem ich keinen Namen gebe, weil ich es nicht in Worten beschreiben kann und auch nicht will, weil es mir Angst bereitet. Viel zu viel Angst, weil es mich von innen zerreißt, obwohl es so vertraut ist und sich wie ein alter Freund anfühlt. Es raubt mir meine Kraft, es lähmt mich und bringt mich zum Zweifeln. Es macht mich kaputt, zerstört mich und dennoch ist es so vertraut, dass ich nicht dagegen ankomme.

Bitte, wach auf, Isaac und nimm mir dieses allzu bekannte, aber doch fremde, Gefühl, wie du es jeden Tag und jede Nacht gemacht hast, als es mir auch den Schlaf geraubt hat.

In Liebe,
Deine Vanda

Was Uns BleibtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt