n a c h w o r t

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Was Uns Bleibt ist zu Ende, was ich nicht fassen kann und mich sehr traurig stimmt. In diesem Beitrag möchte ich noch einmal einige wichtige Aspekte thematisieren. Wer es schon nicht erkannt hat, behandelt diese Kurzgeschichte toxische Beziehungen, Gewalt, Depression sowie teilweise Drogensucht. Vandas Geschichte ist nicht nur eine fiktive Geschichte, sondern auch eine, die bedauerlicherweise die Realität vieler Personen schildert.

Vanda hat unter Depressionen und Schlafstörungen gelitten, bevor sie Isaac kennengelernt hat. Als Isaac in ihr Leben getreten ist, hat sich ihre Psyche kurzzeitig gebessert, weswegen sie gedacht hat, dass Liebe eventuell psychische Krankheiten heilen kann. Aus diesem Grund hat sie versucht, durch ihre Liebe Isaac von seiner Depression und Sucht zu befreien. Sie ist gescheitert und hat dabei ihre eigene Psyche noch mehr ruiniert.

Eine psychisch kranke Person durch die Liebe zu retten ist ein schöner Gedanke, aber leider entspricht das nicht der Wahrheit. Menschen tendieren dazu, sich alles verschönern zu wollen. Liebe ist ein Teil davon, aber sie dient nicht dazu, jemanden zu retten, denn ein Kuss auf die Stirn kann Depression nicht heilen. Man kann eine Person nicht lieben, damit sie wieder gesund wird.

Was mich auf Wattpad, in Filmen und Serien immer wieder stört, ist, dass psychische Erkrankungen romantisiert werden. Meist haben die Charaktere Depressionen und wenn sie jemanden kennenlernen, ist plötzlich alles wieder schön und gut und sie sind geheilt. Mentale Erkrankungen, sei es Depression, Angststörung, Schizophrenie, etc., können nicht durch die Liebe geheilt werden. Gehen wir von der Depression aus, mag es sein, dass man sich für eine Weile psychisch gut fühlt, aber das hält nicht auf Dauer an.

Depression ist nicht romantisch. Depression ist Schmerz und Taubheit zugleich. Depression ist eine ernste psychische Krankheit, die Millionen von Menschen betrifft. Man kann sie nicht einfach durch Händchenhalten heilen.

Man sagt, dass gebrochene Menschen sich gegenseitig helfen können, sich wiederaufzubauen, weil sie die Schmerzen verstehen. Es gibt einen schmalen Grat zwischen einem Partner, der einem auf der Reise zur Besserung hilft und einem Partner, der einen retten möchte. Aber man kann einen Menschen nicht retten, egal wie sehr man ihn liebt, denn solange er nicht willig ist, sich selbst zu retten, kann man ihm auch nicht helfen. Menschen kann man nicht schnell reparieren; sie müssen sich selbst verändern wollen, damit sich eine Besserung zeigt. Isaac hat sich nicht verändert, er wollte sich weder selbst retten noch Hilfe annehmen. Vanda hat versucht, ihn zu retten, aber dabei hat sie sich selbst verloren.

Somit komme ich auch schon zu den nächsten Themen - toxische Beziehung und Gewalt.

Vanda und Isaac haben eine toxische Beziehung geführt. Er hat ihr nicht vertraut, er hat sie manipuliert, er ist zu eifersüchtig, besitzergreifend gewesen und hatte Aggressionsprobleme. Seine Drogen und der Alkohol sind ihm viel wichtiger als Vanda gewesen. Schließlich hat er sie auch öfter geschlagen. Sie durfte ihm keine persönlichen Fragen stellen und musste seine Verschlossenheit akzeptieren. Er hat sie ruiniert, indem er ihr immer wieder das Gefühl vermittelt, dass sie ohne ihn keinen Wert besitzt und ihn braucht, weil sie nichts Besseres verdient. Das sind alles Warnhinweise, wie eine Beziehung nicht sein sollte.

Nun fragt man sich, wieso Vanda ihn schon nicht vor langer Zeit verlassen hat. Für Außenstehende ist das einfach zu sagen, aber in einer gewalttätigen Beziehung zu stecken ist eine komplexe Sache. Es ist nicht leicht, so eine Beziehung zu verlassen, vor allem dann nicht, wenn der Partner das Selbstwertgefühl der Person vermindert und ihr mit Gewalt gedroht hat. Die Psyche der betroffenen Personen ist so dermaßen kaputt, dass sie nicht die Kraft aufbringen können, um diese Beziehung zu verlassen, obwohl sie wissen, wie falsch es ist. Sie hoffen, dass die Situation sich irgendwann bessern wird, was aber nie passiert. Wäre Isaac nicht ins Koma gefallen, hätte Vanda nie den Mut gehabt, um zu gehen. Sie wäre bei ihm geblieben und hätte weiterhin Schmerzen erlitten.

Vanda hat seine Angriffe hingenommen, weil sie seine Aggressionen als einen Teil von ihm angesehen hat. Sie hat sich am Ende selbst die Schuld für seine Gewaltausbrüche gegeben, was falsch gewesen ist, denn sie hat dieses Verhalten nicht verdient, weil sie ihn geliebt und vertraut hat.

Wenn ihr eine Vanda seid oder eine Vanda kennt, dann schreibt mich an und ich werde mein Bestes geben, um euch zu helfen oder wendet euch an diese Helplines:

Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 | 222 555 [Österreich] & 08000 - 116 016 [Deutschland]

Telefonseelsorge: 142 [Österreich] & 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123 [Deutschland]

Ich wurde gefragt, ob man Isaacs Sicht zu den Briefen erfahren wird, und die Antwort ist Nein. Ich habe versucht in den letzten Tagen einen Epilog zu schreiben bzw. an einer Fortsetzung der Kurzgeschichte zu arbeiten, aber ich habe es aufgegeben, weil ich nicht will, dass so ein Mensch wie Isaac in Vandas Leben zurückkehrt, egal wie sehr er sich zum Guten verändert.

Zuletzt möchte ich mich für jeden Vote und Kommentar bedanken. Vielen Dank, dass ihr Vanda auf ihrer Reise zu Selbstfindung begleitet habt!

love, farha.

Was Uns BleibtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt