Kapitel 1 Hinfallen

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"Hello darkness, my old friend
I've come to talk with you again
Because a vision softly creeping
Left its seeds while I was sleeping
And the vision that was planted in my brain
Still remains
Within the sound of silence" ~Sound of silence, Disturbed

Stinas POV:
Hinfallen. Aufstehen. Weitermachen. Leichter gesagt als getan, wenn man das kalte Eis unter sich spürt und du das schwere Atmen deines Trainers hörst. Eine Welle von Enttäuschung und Selbsthass machte sich in meinem Körper breit und ich war unfähig wieder aufzustehen. Ich hatte keinerlei Schmerzen, aber das war bisher meine herbste Niederlage. "Steh auf Stina!" hörte ich meinen Trainer von der Seitenbande rufen und irgendwie mobilisierte ich meine letzten Kräfte und stand wieder mit zitternden Beinen auf dem Eis. Mit Tränen der Enttäuschung lief ich meine Kür zu Ende und war froh als ich es geschafft habe. Der mitleidige Applaus zog an mir vorbei als ich kopfhängend das Eis verließ. Mein Trainer empfing mich und klopfte mir auf die Schulter: "Du bist noch jung Stina, Kopf hoch. Und außerdem hast du noch unzählige deutsche Meisterschaften vor dir." sagte er und klopfte mir auf die Schulter. Ich führte nach dem Kurzprogramm und ein winziger Fehler zerstörte alles. Und bis heute erinnere ich mich an diesen Tag, als wäre er erst gestern gewesen. Seit diesem besagten Tag habe ich nie wieder den Mut gefunden bei einem Wettbewerb anzutreten. Es war einfach erklärt, ich hatte Angst andere zu enttäuschen und vor allem mich selbst zu enttäuschen. Seitdem trainiere ich nur noch wenn es mir die Zeit erlaubt. Das Eiskunstlaufen begleitete mich schon seit meiner Kindheit, nie hätte ich mir vorstellen können das aus dem anfänglichen Gestolpere mal eine innige Liebe entstehen könnte. Ich liebte es mich auf dem Eis entfalten zu können. Doch was ich noch mehr liebte, dass ich mich auf dem Eis nicht verstellen musste. Doch seit meinem Sturz war alles anders, wie als hätte sich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt. Ich stand kaum noch eine dreifache Sprungkombination, was mehr als frustrierend war. Immer wieder landete ich auf dem kalten Eis, auf dem Boden der Tatsachen. Dieser Tag galt als Wendepunkt in meinem Leben. Mein damaliger Trainer gab mich auf und warf das Handtuch.

Aber was noch viel schlimmer war, dass ich realisieren musste das meine damalige "Beziehung" eine einzige Lüge war. Für mich war es nie eine Beziehung, aber sowohl meine Familie als auch meine Freunde versuchten mir das einzureden. Doch sollte das Fundament einer Beziehung nicht Liebe sein? Für Eric habe ich nie dieses Gefühl empfunden und habe eine halbe Ewigkeit gehofft es würde sich irgendwann entwickeln, doch meine Hoffnung war vergebens, da es sich nie einstellte. Das Gefühl des Verliebtseins kannte ich nur aus Büchern. Die besagten Schmetterlinge hatte ich nie im Bauch weder fühlte ich mich zu ihm hingezogen. Doch irgendwie bin ich in diese Beziehung hineingeschlittert. Eric und ich waren ewig befreundet und irgendwann gestand er mir auch seine Liebe. Wie konnte ich da nur nein sagen? Mein Inneres hatte Angst ihn zu verlieren und ich fing an zu glauben, dass das was meine Freunde sagten wahr sei. Sie predigten mir jeden Tag, dass Eric und ich das perfekte Paar wären. Und irgendwann begann auch ich das zu glauben. Er war mein erster Freund, mein erster Kuss und mein erstes Mal. Doch meine erste große Liebe war er nie. Wir waren ein Jahr zusammen bis mich das schlechte Gewissen ergriff und ich unsere Beziehung beenden musste. Doch im Guten sind wir nicht auseinander gegangen, was mich mehr als bedrückte, da ich ihn ja immer noch mochte, auch wenn es keine Liebe war. Seit unserer Trennung hatte sich Eric mehr als verändert, er mutierte zu einem Monster das Mädchen das Herz brach und sie nur benutzte um sein Verlangen zu stillen. Er rutschte immer mehr ab und umgab sich mit dem falschen Freundeskreis. Jedes Wochenende war er feiern und konsumierte eine Menge Alkohol, was mich natürlich besorgte, doch meine Hilfe nahm er nie an. Zwischen uns herrscht nun seit ein paar Wochen Funkstille, was auch besser so ist.

Nachdenklich blickte ich aus meinem Fenster und beobachte wie die Regentropfen in der Luft tanzten. Es war schon dunkel draußen und da kam es mir wieder in den Sinn, dass ich heute das Training übernehmen musste. Schnell rannte ich in mein Schlafzimmer und riss meinen Kleiderschrank auf. Wahllos entnahm ich ihm ein Hoodie und eine Leggins. Von dem Boden meines Kleiderschrankes nahm ich mir meine Schlittschuhe und verstaute sie in meinem Rucksack. Meinen gepackten Rucksack stellte ich in den Vorsaal und huschte noch schnell in das Bad. Dort legte ich mir noch ein wenig Schminke auf und band mir meine Haare zu einem lockeren Zopf zusammen. Ich warf mir noch einen Mantel drüber und nahm meine Schlüssel vom Tisch. Mit meinem Rucksack auf dem Rücken rannte ich die Treppen herunter und suchte mein Auto auf dem Parkplatz. Hektisch schmiss ich meinen Rucksack auf den Rücksitz und startete den Motor.

Wenn das Liebe ist~Kai Havertz Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt