Kapitel 4 Bis zum Schluss

3.2K 83 2
                                    

"Vielleicht haben wir uns überschätzt.
Gehofft das aus den Differenzen Liebe wächst.
Doch ich weiß nicht ob das reicht, wieviel Zeit uns noch bleibt, Oh.
Es kommt wie es kommen muss,
doch wenn es sein muss, kämpf ich bis zum Schluss." ~Bis zum Schluss, Silbermond feat Curse

Stinas POV:
"Du solltest öfters lächeln Stina. Denn dein Lächeln ist wunderschön." sagte er, und seine Worte verliehen mir ein undefinierbares Kribbeln in der Bauchregion. Kopfschüttelnd flüchtete ich aus der unangenehmen Situation und rettete mich in meiner Wohnung. Fertig mit den Nerven rutschte ich mit meinem Rücken den Türrahmen hinunter und zog meine Beine an die Brust. Was machst du nur mit mir Kai? Eins wusste ich nach diesem kurzen Moment mit Kai. Wir durften uns NIE wieder sehen, NIE!

Denn Kai war anders als die anderen Menschen. Er war einer von den Guten. Doch ich gehöre nicht zu der guten Sorte. Und umso eher das Kai kapiert, desto besser ist es. Denn Gefühle kann ich jetzt nicht gebrauchen und sonst auch nicht. Gefühle aller Art  für andere Menschen machen einen verwundbar und schwach. Gefühle sind etwas für schwache Menschen und zu denen gehöre ich nicht. Mit der neu getankten Kraft stand ich von dem Boden auf und bewegte mich Richtung meiner Küche. Dort blickte ich aus dem Fenster und sah Kai immer noch vor meiner Wohnung stehen. Was soll das denn? dachte ich mir und öffnete mein Fenster.

Kais POV:
So konnte sie mich doch jetzt nicht einfach stehen lassen. Einfach so abzuhauen. Habe ich etwa was Falsches gesagt? Ich brauchte Antworten und zwar jetzt! Denn Stinas Art verwirrte mich. Ohne eine Antwort von ihr, gehe ich heute auch nicht heim. Ich brauchte Klarheit. Umso mehr überraschte es mich, dass sich plötzlich ein Fenster öffnete und ich Stinas Stimme hörte. "Kai geh jetzt endlich nach Hause. Oder was willst du noch von mir? Einen Gute-Nacht-Kuss bekommst du von mir nicht." schrie mir Stina laut und deutlich entgegen. Was habe ich auch anderes erwartet? So eine sarkastische Antwort war typisch für Stina. Doch ihre kühle und abweisende Art und Weise war nur eines ihrer Schutzschilder. Doch eines Tages werde ich sie brechen, um den wahren Menschen dahinter kennenzulernen. "Das habe ich auch nicht erwartet. Aber ich dachte so eine Umarmung wäre schon angemessen. Dafür das ich dich sicher nach Hause gebracht habe, habe ich mir doch eine kleine Nettigkeit verdient oder?" schrie ich ihr lächelnd entgegen. Daraufhin sah ich, wie sich ihr Fenster lautstark schloss. Und auch wenige Sekunde später stand sie vor mir. "So was willst du nun von mir?" fragte sie mich leicht genervt und verdrehte ihre Augen. Da war es wieder, eines ihrer Schutzschilder, der Sarkasmus. "Mit dir reden, mehr nicht." antwortete ich ihr gelassen und steckte meine Hände in die Jackentasche. "Ich muss nicht mit dir reden." antwortete sie mir und verschränkte ihre Arme vor sich, als eine Art Abwehrmechanismus. "Dir ist es jeder Zeit freigestellt zu gehen, aber du kannst auch gerne bleiben und mit mir über deine Probleme reden." sagte ich zu ihr und spürte wie ihre Schutzwände bröckelten. Lange kam keine Antwort, was fürs Erste ein gutes Zeichen war. Sie rang mit sich und ihren Gewissen. Doch wie konnte ich ihr nur jetzt helfen? "Ok wir reden. Komm mit hoch zu mir. Hier ist es zu kalt." sagte sie zu mir. Ich hatte mit so ziemlich allem gerechnet, doch damit überhaupt nicht. Ich war total baff und perplex über ihre Antwort, sodass ich mich erstmal sammeln musste. "Klar gerne." stotterte ich und zusammen liefen wir in ihre Wohnung.

In ihrer Wohnung angekommen, erschlug mich die Kälte. Ihre grauen Wände ließen mich erstarren. Die Einrichtung ihrer Wohnung war ein Abbild von ihrer Seele. Kein Tupfer Farbe, nur unbunte Farben zierten jedes Zimmer. "Hier setzte dich. Möchtest du etwas trinken? Ein Glas Wasser oder einen Kaffee?" sagte sie zu mir und blickte mich mit Leere in den Augen an. "Nein alles gut, aber trotzdem danke." antwortete ich ihr und ließ mich auf die Couch fallen. "Also du wolltest reden Kai. Was möchtest du denn wissen?" sagte sie zu mir in ihrem kühlen Tonfall. "Alles Stina, einfach alles worüber du reden willst. Aber wenn du mich schon so fragst, dann würde ich gerne wissen, weshalb du so kühl geworden bist?" fragte ich sie vorsichtig und sah dabei in ihre eisblauen Augen. Für eine kleine Weile sah sie mich nur an und atmete tief durch. "Ok das kann ich dir ganz einfach beantworten. Alle Menschen sind gleich. Verlogen. Egoistisch. Ignorant. Und vor allem eines, falsch. Ich hasse sie alle, auch mich. Auch ich habe oft genug andere Menschen enttäuscht und erntete dafür kein Verständnis, sondern Ablehnung. Wie ich auch die heutige Gesellschaft hasse. Jegliche Formen von Empathie ist verloren gegangen. Ein Mensch wird nur an seinem Erfolg gemessen. Und all die, die keinen Erfolg haben werden zu Außenseitern, über die schlecht geredet wird. Dazu gehöre ich nun Mal." antwortete sie mir und jedes ihrer Worte erreichte mein Herz. Unverständnis keimte in mir auf. Nicht für Stina, sondern dafür welche Menschen sie kennengelernt hat. Das sind keine Menschen. "Aber Stina, das verstehe ich nicht so ganz..." antwortete ich ihr, doch ehe ich meinen Satz beenden konnte, fiel sie mir auch schon ins Wort. "Wie auch...So ein Mensch wie du, kann mich nicht verstehen. Du hast das perfekte Leben Kai. Du bist erfolgreich und jeder liebt dich. Kai, du gehörst zu der guten Sorte, aber nicht ich." sagte sie zu mir und der Schmerz in meiner Brust nahm mit jedem weiteren Wort von ihr zu. Stina wurde gebrochen, aber wie sollte ich ihr erklären, dass die Welt nicht nur grau, sondern kunterbunt ist? "Stina, ich weiß zwar nicht was passiert ist, dass du so geworden bist, aber ich kann dir sagen bzw. versichern das dich nicht jeder hasst. Zum Beispiel dein Bruder Sam, er liebt dich bestimmt mehr als alles Andere." antwortete ich ihr und betrat mit diesem Thema mehr als dünnes Eis. "Sam ist auch Familie und kein gewöhnlicher Mensch. Er zählt nicht und ist auch der einzige aus meiner sogenannten "Familie", der mir geblieben ist. Wie ich diese anderen Menschen verabscheue, die die hinter meinem Rücken schlecht über mich reden. Die, die denken ich würde mit jedem Mann, mit dem ich flirte schlafen. Was für ein Mist. Die, die mich niederträchtig anschauen, nach dem ich mein Abitur abgebrochen habe, weil für mich andere Dinge im Leben wichtiger waren. Die, die mich belächeln weil ich eine Sozialarbeiterin bin und mich mit "minderwertigen" Kindern beschäftige. So nennt es zum Beispiel meine "Familie". Verstehst du jetzt meinen Hass besser?" sagte sie zu mir mit einem Zittern in der Stimme. Entsetzt über das, was sie mir gerade erzählt hatte, blieb mir für einen kurzen Moment die Luft zum Atmen weg. Erschrocken darüber wie grausam Menschen sein können. Innerlich kochte die Wut in meinen Adern, wie man einen so tollen Menschen wie Stina so brechen konnte.

"Stina, mir fehlen die Worte. Wie können Menschen nur so grausam sein..., tut mir leid, dass du sowas erfahren musstest. Aber ich kann dir versichern, dass ich nicht einer dieser Menschen bin, der nach Erfolg urteilt." sagte ich zu ihr und legte meine Hand vorsichtig auf ihr Bein. Die "alte" Stina hätte jetzt wahrscheinlich sofort meine Hand weggeschlagen, doch das tat sie nicht. "Das muss dir nicht leid tun, so ist das Leben nun Mal. Hart und Unfair. Aber das machte mich stärker. Mein früheres Ich wäre daran wohl zerbrochen, doch mein heutiges Ich hat dazu gelernt. Die Kälte hilft mir Menschen nicht mehr in mein Inneres zu lassen und somit können sie mich auch nicht mehr verletzen. Ganz einfaches Prinzip." antwortete sie mir stark, doch ich war nicht blöd und merkte die Verletzlichkeit hinter ihrer Stimme. Stina ist wohl der verletzlichste Mensch, den ich je kennengelernt habe, doch zugleich auch der Faszinierendste von allen. "Aber Stina wenn die Liebe kommt, dann kannst auch DU dich dagegen nicht wehren. Denn das entscheidet dein Herz, und das spricht nun mal seine ganz eigene Sprache, die wir manchmal nicht verstehen." antwortete ich und berührte mit meinem Zeigefinger die Stelle wo ihr Herz schlug.

Und da lachte sie. "Kai, du bist aber auch ganz schön naiv. So etwas wie die Liebe existiert nicht. Liebe ist nur ein chemischer Prozess. Und diese Schmetterlinge im Bauch sind auch nur Einbildung und freierfunden." sagte sie zu mir kalt und abgebrüht, was mich forderte. "Dann werde ich dir zeigen, was Liebe ist." antwortete ich ihr und blickte in ihre verunsicherten Augen. Damit brachte ich sie aus der Fassung, genau das was ich erreichen wollte. "Sind wir jetzt verunsichert?" fragte ich sie und verkleinerte den Abstand zwischen uns. Und damit wurde ihre Unsicherheit immer größer. Mit großen Augen blickte mich Stina an und war mundtot. Perfekt für mich. Doch leider war da immer noch diese Schutzmauer. "Kai dieses Spiel kann auch ich spielen. Mal schauen wer der Stärkere von beiden ist. Aber denke daran, wer mit dem Feuer spielt, muss auch damit sich rechnen, sich die Hände zu verbrennen." antwortete sie mir und biss sich dabei auf die Unterlippe. Ich war gefangen. Mein Blick fiel auf ihre vollen Lippen. Sollte ich Stina jetzt küssen?

Werden Stina und Kai so weit gehen? Die Auflösung folgt dann in Kapitel 5 von Wenn das Liebe ist.

Hey ihr Süßen und willkommen zurück in Kapitel 4♥️. Zugegeben ein Kapitel mit Tiefgang. Tausende Male habe ich es abgeändert, doch mein letztes Erlebnis hat mich dazu gebracht, darüber schreiben zu müssen.
Teilt ihr die Meinung von Stina? Oder seit ihr in dieser Hinsicht eher Team Kai? Über Antworten würde mich mega freuen ☺ .
Bis dahin, eure Caro♥️🥀

Wenn das Liebe ist~Kai Havertz Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt