Kapitel 11

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Marios Sicht:
Heute war es so weit. Der Brief mit den Ergebnissen von dem DNA Test waren angekommen. Sofort rief ich Marco an. „Die Ergebnisse sind da. Lass die Jungs zusammen trommeln." Am anderen Ende hörte ich Marco lachen. „Wir haben nachher Training schon vergessen? Bis dahin wirst du ja noch warten können, oder?" „Ja da hast du wohl Recht. Wie läuft es bei dir so mit der Frauenwelt?" „Fang mit dem Thema gar nicht erst an." „Ach Marco so schlimm kann es doch nicht sein", lachte ich und ich wusste genau das Marco wahrscheinlich das Gesicht verzog. „Oh doch so schlimm ist es. Selbst wenn mir ein Mädchen gefällt will es ja nur mein Geld." „Wie wäre es denn mit Marie?" Plötzlich war Stille in der Leitung. „Marco? Das war ein Scherz!" „Ich muss Schluss machen, wie sehen uns bei Training." Und mit diesen Worten hatte er aufgelegt. Was war denn das? Ohne weiter darüber nachzudenken machte ich mich auf den Weg zum Training. Ich wusste, dass ich viel zu früh war, aber Sara und Marie hatten vor uns Training und so konnte ich Sara noch ein bisschen beim Spielen beobachten.

Auf dem Parkplatz angekommen nahm ich meine Tasche aus dem Kofferraum und schaffte sie in die Kabine. Jetzt hatte ich noch ein bisschen Zeit. Und so stellte ich mich an den Zaun. Die Mädchen mussten heute im Slalom laufen und dann aufs Tor schießen. Klang einfach aber die Schwierigkeit war dabei beim Slalom nicht dauernd auf die Füße zu schauen, sondern immer den Blick oben zu behalten. Den auf dem Spielfeld konnte man ja auch nicht die ganze Zeit auf seine Füße starren.

Nach und nach kamen dann auch die Jungs. Als schließlich auch Jürgen da war, rief Carolin die Mädchen zusammen. „Also wir sind bei dem Turnier gemeldet. Das erste Spiel ist dann in einer Woche. Bis dahin solltet ihr euch zumindest ein bisschen auf dem Platz verstehen und auch gemeinsam spielen. Dabei spreche ich besonders die Herren der Schöpfung an, denn die spielen oft Solo. Das will ich auf dem Platz dann nicht sehen. Unsere ersten Gegner sie die Frauen und Männer aus Bremen. Nehmen wir das als guten Einstieg." Wir klatschten alle und gingen dann in die Kabine um uns umziehen. „Jungs! Der Brief ist heute gekommen." Sofort versammelten sich alle in einem Kreis. „Sicher, dass wir es aufmachen sollen? Es geht uns ja eigentlich nichts an." „Ja aber sonst erfahren sie es ja nie." „Guter Einwand. Aufmachen." Vorsichtig öffnete ich den Brief und lass ihn mir schnell durch, dann ließ ich ihn fassungslos sinken. „Sie sind Zwillinge. Sie sind wirklich Schwestern." Jetzt riss Mats mir den Brief aus der Hand und prüfte nochmal ob ich mich verlesen hatte. Doch auch er schaute nur geschockt zu mir. „Wir müssen es ihnen sagen." „Aber wann? Wir sollten uns alle voll und ganz auf das Spiel konzentrieren." „Aber je später es wir sagen umso schlimmer könnte es für sie sein." „Wir sagen es ihnen nach dem Spiel. Wir müssen immer in Kauf nehmen das sie dann sauer auf uns sind." Nickend drehten sich alle weg und wir machten uns raus auf den Platz.

1 Woche später...
Es war so weit, das neue Turnier konnte beginnen. Leider konnte auch Erik wieder mitspielen und er konnte sich seine dämlichen Kommentare nicht verkneifen. Für uns begann das Turnier mit einem Heimspiel, sozusagen ein weiterer Vorteil. Marie hatte sich leider kurzfristig im Training verletzt und so durfte ich neben Sara im Mittelfeld spielen. Dafür spielte Mats nicht und ein Mädchen sprang ein damit auch wirklich 5 Mädchen auf dem Platz standen.

Wir liefen ein und die Stimmung war mal wieder überwältigend. Auch die Anderen sahen sich staunend um. Für die Frauen war es das erste Mal vor so vielen Menschen und ich wusste wie einschüchternd es sein konnte. Aber heute fiel mir deutlich auf, dass mehr Frauen im Stadion vertreten waren. Vielleicht konnte man die Frauenwelt ja jetzt doch noch von Fußball begeistern.

Ich sah nochmal zu Sara und sie nickte mir aufmunternd zu. Dann lasst das Spiel beginnen. Es ertönte der Anpfiff und schnell wurde klar das Sara mehr draufhatte als die anderen Frauen, allerdings war bei ihr anscheinend heute der Wurm drin. Sie hatte sehr viele Chancen. Doch meist schoss sie meterweit übers Tor oder sie traf nur die Latte oder den Pfosten. Je öfter sie verfehlte umso mehr litt ihre Motivation darunter. In der Halbzeitpause zog ich sie in eine ruhige Ecke. „Ganz ruhig okay? Einfach tief durchatmen und nicht auf die Anderen achten. Mach es genauso gut wie im Training ich weiß das du es kannst und das wissen alle anderen auch." Sie nickte und schloss ihre kleinen Arme einmal um mich. Lächelnd nahm ich sie ebenfalls in den Arm und küsste sie auf den Kopf.

Doch leider lief die zweite Halbzeit wie die erste. Nur durch eine gute Vorlage von Erik gelang es mir das 1:0 zu schießen. Während alle anderen jubelnd um mich standen sah ich das Sara geknickt vom Platz ging. Da Jürgen und Carolin noch mit uns sprechen wollten trafen wir uns alle in der Jungs Kabine. Allerdings waren die beiden noch nicht da. Sara saß traurig auf meinem Platz und war vollkommen in Gedanken. Hinter mir betrat Erik den Raum. „ALTER WEGEN DIR HABEN WIR NUR 1:0 GESPIELT! DU HAST SO VIEL VERBOCKT. HÄTTE JEMAND ANDERES AN DEINER STELLE GESPIELT HÄTTEN WIR MEHR TORE GEHABT!" Ich sah entsetzt zu Erik und dann zu Sara. Die starrte ich nur an und schluckte. Sie schluckte alles was er sagt einfach runter und blieb ruhig. So gerne würde ich wissen wie sie darüber wirklich dachte, denn ich ahnte das es sie mehr traf als was man ihr ansah.

Maries Sicht:
Da ich Schmerzen im Fuß hatte konnte ich leider nicht spielen allerdings saß ich im Stadion. Das Sara so viel Pech heute hatte war Schade. Sie hätte ein Tor mehr als verdient gehabt. Ich betrat eilig die Kabine, um zu sehen wie es ihr ging. Doch ich gerit in eine komische Situation. Alle starren Erik an, nur Mario sah mitleidig zu Sara. Doch auch diese starrte Erik nur an. In ihrem Blick lag Wut und auch Hass. Zum Glück kamen gleich nach mir Jürgen und Carolin rein und die Situation entspannte sich wieder.

Marios Sicht:
„Wir sind stolz auf euch. Ihr habt heute sehr gut zusammengespielt. Klar die Chancenverwertung war vielleicht nicht ganz so gut aber jeder hat mal einen schlechten Tag." Dabei sah er zu Sara und lächelte sie aufmunternd an. Vorsichtig nahm ich ihre Hand und drückte sie leicht zu. Ein kurzes Lächeln ihrerseits bestätigte mich darin, dass ich sie wenigstens ein wenig aufmuntern konnte.

Die Mädchen verließen die Kabine und gingen sich umziehen. Als Jürgen die Kabine auch verlassen hatte machte ich ein paar Schritte auf Erik zu. „Sag mal geht es noch?" „Was willst du? Deine kleine Prinzessin beschützen?" „Ach halt dein Maul! Jeder hat mal einen schlechten Tag, genauso wie es Jürgen gesagt hat. Und dich macht niemand fertig, wenn du mal scheiße gespielt hast. Also fang endlich mal an nachzudenken bevor du den Mund aufmachst!" Immer noch wütend packte ich meine Tasche und verließ dann die Kabine. Man tat das mal gut es los zu werden. Vorm Stadion wartete dann Sara auf mich. „Oh du wartest? Auf wen?" „Dich natürlich. Hast du Lust noch mit zu mir zu kommen? Wir könnten anstoßen, darauf, dass ich das Spiel versaut hab." Ich musste schmunzeln. „Oder wir stoßen einfach darauf an, dass du trotzdem großartig aussiehst egal ob du dich ärgerst oder total enttäuscht von dir bist." Sie lachte: „Schleimer aber okay ich lass es gelten. Hast du was dagegen, wenn Marie mitkommt?" „Nein. Solange ich Marco mitbringen darf. Die beiden würden doch auch ein süßes Pärchen sein findest du nicht?" „Oh ja, da hast du Recht."

Zu viert fuhren wir also zu Sara. Als wir schließlich im Garten saßen, wäre der perfekte Moment ihnen vom Test zu erzählen, aber irgendwie funktionierte es nicht so richtig. Auch Marco sah immer mal wieder kurz zu mir. „Habt ihr zufällig Badehosen mit?" Etwas verwirrt schüttelten wir den Kopf. „Okay dann geht ihr in Boxer baden. Wir ziehen uns kurz Bikinis an." Die beiden standen auf und verschwanden im Haus. „Wir sollten es ihnen unbedingt sagen, oder?" Ich nickte. „Ja das sollten wir aber irgendwie bekomme ich es nicht übers Herz. Sie harmonieren so perfekt zusammen." „Irgendwann wird der richtige Moment kommen."

Den gesamten Abend verbrachten wir noch gemeinsam. Es war wundervoll sie trotz des Spiels und der Sache mit Erik, lächeln zu sehen. Nachdem wir im Pool waren lagen wir nur lachten auf der Wiese. Es hatte eine Weile gedauert bis wir wieder normal reden konnten. „Ich denke mal so langsam sollten wir nach Hause. Wir sehen uns beim nächsten Training." Ich umarmte die beiden und machte mich dann gemeinsam mit Marco auf den Weg. „Wann wirst du es ihr sagen?" „Was meinst du Marco?" Ich versuchte mich weiter auf die Straße zu konzentrieren, ich wusste genau was er wollte. „Mario ich bin dein bester Freund und nicht blind. Du stehst auf Sara, der Drang sie zu beschützen sieht bei dir jeder. Vorhin in der Kabine du bist noch nie so für ein Mädchen ausgerastet." Seufzend sah ich an der nächsten roten Ampel zu ihm. „Ja du hast Recht. Ich will nur das es ihr gut geht. Und gerade kann ich das als guter Freund besser als fester Freund." „Das stimmt doch nicht. Als fester Freund könntest du viel mehr tun." Es wurde grün und ich gab Gas.

Nachdem ich Marco bei sich zu Hause abgesetzt hatte machte ich mich auf den Weg in mein Bett. Der Tag war echt anstrengt. Körperlich als auch seelisch. Ich wusste einfach nicht wann und wie ich es ihr sagen sollte. Klar würde ich gern immer bei ihr sein. Aber was würde Jürgen wohl sagen. Ich duschte schnell und verschwand dann ins Bett. Es würde sich hoffentlich bald alles klären.

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