Kapitel 5

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Viele sagen wir ändern uns jeden Tag, doch im Grunde genommen bleiben wir immer dieselben. Unsere Gewohnheiten machen uns zu dem, was andere in uns sehen. Ein Mensch kann sich nur verbessern oder verschlechtern, aber niemals kann er ein anderer werden.

Lange überlegte das Mädchen, sich bei ihrer besten Freundin zu entschuldigen. Ja, sie hatte voreilig reagiert ohne nachzudenken, aber gab es nicht einen Grund dafür? Letztlich griff die Braunhaarige zum Telefon, rief die Kurzhaarige an und murmelte vor sich hin: „Geh' ran, bitte.". Nach einigen Sekunden erklang die Stimme ihrer Freundin: „Was gibt's?". „Leonie, es tut mir leid was ich letztens gesagt habe. Ich habe es nicht so gemeint.", sagte Viola. Kurz schwieg die Kurzhaarige, bis sie zu reden begann: „Du warst nicht für mich da und dann hattest du mich auch noch verurteilt. Da sind die Sicherrungen bei mir durchgebrannt. Auch mir tut es leid.". „Also ist jetzt wieder alles gut zwischen uns?", fragte die Braunhaarige. Man hörte ein leichtes lachen: „Natürlich, ich kann nicht Böse auf dich sein.". „Zum Glück, ich habe mir solche Sorgen gemacht.", erleichtert fuhr sich Viola durch ihr dunkles Haar.

Die Kurzhaarige war für ihre sonstigen Launen ziemlich gut drauf. Und lange ließ sich nicht darüber rätseln, weshalb es so war: „Leo, ich habe noch etwas in meiner Hosentasche gefunden, die sollen besonders gut sein.". Violas Augen weiteten sich, als sie eine Fremde Stimme bei Leonie erkannte. „Viola, ich muss jetzt auflegen.", sagte die Kurzhaarige. „Viola die Spaßbremse? Die soll sich mal einen Ruck geben und aufhören zu heulen.", fügte der Unbekannte hinzu. Die Braunhaarige fasste an die Stirn und atmete erschwert aus: „Spaßbremse? Leonie wer ist das und was macht er bei dir?". „Wirklich jetzt? Das hat dich nicht zu interessieren. Ich dachte du hattest angerufen um dich zu entschuldigen. Weißt du was, du kannst mich mal.", mit diesen Worten legte Leonie auf.

Fassungslos schaute Viola auf ihr Telefon, als sie nur noch ein Piepen hörte. Menschen ändern sich nicht, sie können sich nur verbessern oder verschlechtern. Sie können impulsiver und aggressiver werden, vielleicht auch zu neugierig und misstrauisch.

Sie ließ sich auf dem Bett nieder und betrachtete die Decke, als es plötzlich klopfte: „Kann ich hereinkommen?". Viola richtete sich schnell auf und richtete ihre Haare wieder zurecht: „Natürlich.". So öffnete Tina die Tür und schlüpfte mit ihrem Kopf hindurch: „Ich wollte fragen, ob du mir vielleicht beim Kochen helfen möchtest.". „Sehr gerne sogar.", das Mädchen liebte es zu kochen. Tina lächelte herzhaft und öffnete nun auch den Rest der Tür: „Du wirst es nicht bereuen, komm mit.".

*

„Soll ich die Zwiebeln schneiden?", fragte die Braunhaarige. Tina nickte und legte ihr ein Messer und ein Brett bereit: „Liebend gerne. Also erzähl mal, woher aus Italien kommt ihr genau?". „Aus Catania. Und woher kommst du?", fragte Viola. Tina legte einige Tomaten in einen Topf und übergoss diese mit Wasser: „Aus Deutschland.". „Außerdem brennen die Zwiebeln sehr stark in den Augen. Pass am Besten darauf auf, dass du sie Zielgerichtet schneidest. Je schärfer der Schnitt, desto weniger Tränen in den Augen.", sagte diese, während sie die Haltung der Braunhaarigen leicht korrigierte. Viola lächelte: „Danke für den Tipp.".

Auf einmal hörten die Beiden die Tür laut ins Schloss fallen. Viola zuckte leicht zusammen. "Bin Zuhause, Mom.", hallte es aus dem Flur. "Kommst du bitte kurz her?", rief sie auffordernd. Der Junge nährte der Küche; "Wollte die Tür nicht zuknal-.". Doch als er Viola sah, wusste er, er sollte sich eigentlich nur vorstellen. "Hey, bin Justin.". Der Junge hatte dunkelbraunes Harr und grün-graue Augen. "Hey.". Und schon war er weg. "Tut mir leid, mein Sohn ist ein wenig... Naja. Mit 20 Jahren kann man wohl nichts mehr an ihn ändern.". Viola lächelte die Dame an; "Alles gut.". So schnitt das Mädchen die Zwiebeln weiter, während Tina begann den Tisch zu decken.

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