Kapitel 20

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Was zuletzt geschah:

Der Junge strebte nach ihren Lippen und legte seine auf ihre. Die Leidenschaft die er in den Kuss hinein brachte, war ihr bis Dato noch unbekannt. Bevor Viola über das Erwidern nachdenken konnte, entfernte er sich wieder. Jedoch sah er ihr an, wie verwirrt sie war. Eine unangenehme Stille herrschte. "Ich... Musste das tun.", verteidigte sich der Junge. Viola fuhr durch ihre langen Haare; "Ist... Schon Okay."

"Wirst du mir erzählen, was passiert ist?", fragte er. Das Mädchen sank ihren Blick, denn sie wusste das sie ihm keine Lüge auftischen konnte, die alle Lücken füllen würde.

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Überforderung. Genau das wäre das Wort, welches ihre Emotionen beschreiben würde. Es erschien ihr alles so wirr. Sie selbst hatte das Geschehene noch nicht verarbeitet, wie könnte sie es einen anderen erzählen? Der Wind wehte an den Beiden vorbei. Viola zuckte ein wenig zusammen und biss sich auf die Zunge. "Ich habe den falschen Leuten vertraut.". Das Mädchen schaute emotionslos in die Leere. Selbst wenn ihr zum weinen zumute war, sah man ihr nichts an. Liam senkte den Blick, so dass er direkt in ihre Augen schauen konnte. "Inwiefern?". 

Viola schaute immer noch in die Leere: "Ich dachte ich konnte ihr mein Leben anvertrauen. Ich habe dieses Mädchen geliebt, so als wäre sie meine Familie. Ich habe ihr blind ein Messer in die Hand gedrückt und darauf gewettet, dass sie mich beschützt. Stattdessen hat sie es benutzt, um mich zu erstechen. Dieses Mädchen hat mir den letzten Funken Hoffnung genommen und es schmerzt zu wissen, dass es kein Zurück mehr gibt. Was ich alles tun würde, um in die Zeit zurückzureisen.". Der Junge schaute ihr intensiver in die Augen, doch sie starrte weiterhin Löcher in die Luft. "Viola..", mit seiner Hand berührte er ihre Schulter. "Es ist alles weg. Ich habe alles verloren. Sie ist fort. Meine..", abrupt stoppte sie, als das Mädchen ihre Eltern erwähnen wollte. Ihre Augen wurden glasig.

"Auch wenn es kein großer Trost ist, du hast mich.", so hob er ihr Kinn an. Sie wusste, sie müsste nun lächeln um ihn nicht zu verletzten. Er war alles was ihr geblieben war und vielleicht war das gar nicht so schlecht. Justin meinte, er würde ihr gut tun. Bis jetzt hatte er immer Recht. "Danke.". Er zog sie in eine Umarmung. 

Diese Umarmung gab ihr etwas Zeit um nachzudenken. Das Mädchen wusste, sie könne ihm nicht die Wahrheit sagen, denn so beschützte sie ihn; "Du hast niemanden zuhause angetroffen, weil meine Eltern auf Geschäftsreise sind. Ich wohne derzeit bei einer Bekannten, es war mir Peinlich.". "Und woher kommen diese ganzen Wunden?". Sanft strich er ihre Wange entlang. "Das Mädchen hat mich... in eine Schlägerei hineingeritten. Deswegen kann ich ihr nicht mehr vertrauen.". Liam schaute sorgend in ihre Augen. "Deswegen hat dieser große Braunhaarige nach dir gesucht.". Eine leichte Gänsehaut überkam ihrem Körper, als sie an ihn denken musste. "Du hast ihn gesehen?". Der Junge kratzte sich am Nacken und schaute verlegen weg; "Nun ja, ich war bei dir, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Dann kam dieser Junge angerannt, meine Sorgen waren in Vergleich zu seinen... Minimal. Spätestens als ich merkte, dass er dich suchte, wusste ich das du in Schwierigkeiten steckst. Doch er erzählte mir nichts, nicht einmal wie er heißt.". 

Das Mädchen wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Justin hatte so viel auf sich genommen um sie zu beschützen. Zu hören wie er sich um sie Sorgte, verbreitete ein unwohles Gefühl in ihrer Magengegend. Wir sorgten uns so oft umeinander, aber keiner von uns hatte es je erwähnt. "Er ist der Sohn meiner Bekannten.", sagte sie kurz und knapp. Der Junge nickte. 

"Ich... Sollte nachhause.", Viola räusperte sich. "Ich begleite dich, dieses mal gibt es keine Diskussionen.", der Junge hielt ihr den Arm hin, worauf sich sich bei ihm einhakte. Beide schwiegen und genossen die Stille. So viele Gedanken. Unwissend, wie man diese einordnen könnte. 

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