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Sicht Lucy

Was man liebt beschützt man. Was man liebt beschützt man. Lieben? Er? Mich? Wenn er mich liebt und sein Leben für mich riskiert, dann wird er sich der Polizei stellen, oder? Er wird mich beschützen, egal wie, also könnte man ihm eine Falle stellen. Was man liebt beschützt man. Ich saß während diesen Gedankengängen ungeduldig auf dem Bordstein vor meinem Haus und reflektierte die vergangenen Geschehnisse. Als diese Gang auf mich zu kam und ich mich nicht mehr wehren konnte, dachte ich für einen Moment, dass ich sterben werde, doch Scoday hatte mir den Arsch gerettet. Wieder mal hatte er mir bewiesen, dass er ein eiskalte Killer war, sonst hätte er diesen Typen nicht erschießen können. Ein Schuss war ansich ausreichend gewesen, der zweite hingegen unnötig und abartig. Hat er es aus Rache getan? Aus purer Mordlust? Oder vielleicht doch nur aus Angst um mich? Noch 10 Minuten trennten mich von einer schönen Dusche, damit ich mir das Blut herunter waschen konnte. Erschöpft legte ich meinen Kopf auf meine Knie und lauschte den ersten singenden Vögeln, die die aufgehende Sonne begrüßten.

***

Als ich nach 10 Stunden  des Schlafes um 18 Uhr wieder in meinem Bett erwachte, lag Iki auf meinem Bauch und schnurrte leise vor sich hin. ,,Geh runter!" Knurrte ich verschlafen und schupste sie vorsichtig von meinem Körper herunter, woraufhin sie maunzend in die Küche ging. Ich stand ebenfalls auf und stolperte dabei über meinen Rucksack, den ich eigentlich gestern bei dem Überfall verloren hatte, und der nun plötzlich in Mitten meines Zimmers stand. Scoday musste ihn mir wieder gebracht haben, während ich schlief, und dies bedeutete jedoch, dass er erneut eingebrochen war. Diese Vermutung bestätigte sich, als ich einen Zettel mit einer persönlichen Botschaft: "Den hier hast du verloren. Ich war so frei ihn dir zurück zu bringen. Kuss Scoday.", von ihm entdeckte. Diese Fürsorglichkeit passte einfach nicht zu Scoday und ich könnte wetten, dass er mir schon meine neue Aufgabe geschickt hatte. Dem war tatsächlich so, sodass ich vollkommen gespannt auf den Öffnen-Button.

>>Hallo Lucy. Die letzte Aufgabe hast du sehr gut bewältigt und ich hoffe, dass du nicht allzu sehr traumatisiert von den Vorkommnissen bist. Deinen Rucksack hast du sicherlich schon entdeckt, aber bestimmt nicht ganz geöffnet.  Keine Sorge, du hast nichts zu befürchten. Im Gegenteil. Ich habe dir in die hinterste Tasche ein kleines Geschenk für deine heutige Aufgabe hinterlassen. Du darfst dir heute einige Dinge aus dem Drogenviertel im Wert von 300 Euro aussuchen. Auch hierbei gibt es wieder ein paar Regeln an die du dich halten solltest.  Du musst 2 -oder mehr, je nach belieben- verschiedene Drogen besorgen und davon ein Bild machen, welches du zu mir schickst. Allerdings darfst du diese Güter noch nicht konsumieren und auch darfst du sie nicht entsorgen. Du musst sie aufbewahren. Viel Glück. Dein dich auf ewig liebender Scoday<<

So langsam sollte ich mir eingestehen, dass es -auf die Aufgaben bezogen- doch immer schlimmer ging, obwohl ich stets vom Gegenteil überzeugt gewesen war. Wieder mal musste ich meine Kontakte spielen lassen, um die tatsächliche Konfrontation mit dem Drogenviertels der Stadt zu verhindern, denn dort konnte man mit dem falschen Aussehen bereits zum Todesopfer werden und einige der da verkehrenden Personen könnten mich erkennen, was mich in große Schwierigkeiten brächte. Ich schnappte mir mein zweit Handy und wählte die Nummer eines Freundes. ,,Ich brauche deine Hilfe. Du musst mir 16 E-Pillen und 8 Joints, OG Kush, besorgen. Mach es so teuer wie möglich. Ich hab ein Budget von 300 Euro." Meinte ich zu meinem Gesprächspartner am Telefon und wartete geduldig auf die Antwort. ,,Jetzt? Oder wann willst du es haben?" Ich überlegte kurz darüber nach und gab anschließend zu ihm meine Antwort durch. ,,Spätestens um 20 Uhr brauch ich das ganze Zeug. Schaffst du das?" Meine Stimme klang unsicher als ich ihm dieses Zeit Fenster von knapp 1 1/2 Stunden setzte, doch zu meinem Erstaunen versicherte er mir, dass er dies schaffen und sich davor dahinter klemmen  würde.

Sicht Luan

Sie hatte nicht mal ihre Wohnung und denn noch hatte Lucy mir so eben die Beweisbilder von ihren Einkäufen geschickt. Hatte sie etwa einen Dealer, der ihr alles nach Hause lieferte? So hätte ich sie nicht eingeschätzt. Steckte da vielleicht doch mehr dahinter? Ich wollte nicht an meiner Traumfrau und die zukünftige Mutter meiner Kinder zweifeln. Sie hatte anscheinend eine genauso dunkle Vergangenheit  wie ich, also könnte der Typ auch einfach eine alte Bekanntschaft sein. Das musste die richtige Lösung sein! Ich entschied mich für diese Variante und kochte mir eine Tütensuppe mit Champignons, welche ich  am Fenster aß. Julia wollte in 10 Minuten hier sein, da sie unbedingt mit mir etwas extrem wichtiges reden wollte, was mit Lucy zu tun haben und wissen sollte. Meinen leeren Teller stellte ich in die Spülmaschine, als es endlich an der Tür klingelte, woraufhin ich zu dieser hinging, um sie meinem Besucher zu öffnen. Ich lächelte sie freudig an und gewährte ihr Platz zum Eintreten.

,,Juli, komm doch rein. Möchtest du was trinken oder essen?" Ich begrüßte sie anschließend mit einer Umarmung und zusammen setzten wir uns demnach an den Küchentisch, wo wir einen Kaffee tranken, welchen ich extra für uns gekocht hatte. ,,Kommen wir gleich auf den Punkt, Ju. Was gibt es so dringendes, dass du es mir explizit persönlich sagen musst?" Meinte ich, damit wir nicht unnötig lange um den heißen Brei zu quatschen, und nahm im Anschluss einen großen Schluck von meinem Getränk. Julia senkte sofort ihren Blick und umschloss ihre Tasse noch fester, was mich beunruhigte, denn jetzt wusste ich, dass es todernst wurde. ,,Es gibt da etwas, was du über deine ach so geliebte Lucy wissen solltest und ich hoffe du flippst nicht aus, wenn ich es dir sage." Ihre Miene versteinerte sich und auch die meine wurde langsam, aber sicher, nervös, was die ganze Szenerie verdüsterte. Das letzte Mal hatte sie mir ihre Schwangerschaft gestanden, was also jetzt? Mein Herz schlug wie wild, da sie immer noch rumdruckste und ich es nicht mehr aushielt, denn alles was mit Lucy zu tun hatte, war meine Priorität.

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