6 | ¡Hola Vegas, hola Carlos!

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Leise öffne ich die Tür und spähe den Flur entlang. Niemand zu sehen. In der ganzen Villa ist es still, nur der Wasserfall plätschert leise vor sich hin. Also los. Ich schultere meinen Rucksack und schleiche auf Zehenspitzen die Treppe runter. Im Wohnzimmer werfe ich noch einen letzten Blick aus dem großen Fenster. Dann wende ich mich ab und schnappe mir die Notfall-Geldkarte aus einer Schublade im Eingangsbereich. Dass es eine gibt, habe ich schon vorher überprüft. Aber sie nicht mal richtig zu verstecken ist ziemlich unachtsam. Anscheinend ist Tony Stark doch nicht so schlau, wie alle glauben.

Ich öffne die gläserne Eingangstür und trete hinaus. Leise schnappt sie hinter mir zurück ins Schloss. Tief luftholend straffe ich die Schultern. Los geht's.

Als ich in den Bus steige sieht mich der Busfahrer zwar schief an, sagt aber nichts als ich mein Ticket löse. Anscheinend fahren abends um acht nicht so viele Kinder Bus. In der Stadt angekommen steige ich aus. Mir fällt auf, wie viele Leute hier doch unterwegs sind. Naja, es ist noch nicht so spät, und das hier ist Santa Monica.

Eine ruckelige Metrofahrt später nehme ich mein nächstes Ziel in Angriff: Der Fernreisebus nach Las Vegas. Wieso Las Vegas? Tja, so genau weiß ich das auch nicht. Eigentlich will ich nur weg von hier, und das war das erste, was mir eingefallen ist.

»Bist du überhaupt schon alt genug, um allein zu fahren?«, fragt mich die Frau hinter dem Tickettresen skeptisch.

»Ich besuche meine Großeltern. Sie sind schon zu alt, um mich abzuholen, verstehen Sie?«, lüge ich ungerührt. Ohne zu Blinzeln sehe ich sie mit meinem Unschuldslächeln an. Schließlich seufzt sie und reicht mir ein Ticket.

»Vielen Dank.« Triumphierend steige ich in den Bus ein und suche mir einen Platz. Meinen Rucksack lege ich auf den Sitz neben mir.

Wenig später fährt der Bus los. Durch die Fenster betrachte ich das nächtliche Los Angeles. Eigentlich ist es schön hier. Die Berge kommen näher und die Stadt verschwindet hinter uns. Ein wenig mulmig ist mir schon. Ich meine, ich fahre ja nur ganz allein mit dem Fernbus nach Vegas, alles okay. Ist das nicht ein bisschen extrem? Was habe ich vor, sobald ich dort angekommen bin? Ich habe genug Geld mit. Vielleicht mache ich ein wenig Sightseeing. Seufzend setze ich meine Kopfhörer auf. Wann wird Tony wohl bemerken, dass ich nicht mehr da bin? Bestimmt erst morgen früh. Das gibt mir zehn ruhige Stunden. Er wird mich sowieso nicht suchen. Ich bin ihm doch total egal.

Nach den Bergen kommt eine Wüste. Sie erstreckt sich über viele Meilen hin. Immer wieder zieht das gleiche Bild an mir vorbei. Sand, Felsen, Sträucher. Sand, Felsen, Sträucher. Ich bin müde. Die eintönige Landschaft macht mich schläfrig. Ich schließe meine Augen.

LAS VEGAS, NEVADA



Als der Bus in Las Vegas ankommt, ist früher Morgen. Es ist noch dunkel. Wieder überkommt mich das ungute Gefühl, dass das vielleicht doch nicht die richtige Entscheidung war. Die Stadt ist lebhaft, wahrscheinlich fahren gerade die ersten Leute zur Arbeit oder zur Schule. Nur ich nicht. Ich bin abgehauen. Und es fühlt sich gut an, das wird mir jetzt bewusst.

Judy | 1   ᵗ ˢᵗᵃʳᵏ'ˢ ᵈᵃᵘᵍʰᵗᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt