20 | Ferien in New York

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STARK MANSION, MALIBU

Ich schwimme durch menschenleere Hochhäuserschluchten. Algen und Korallen wachsen an den Fassaden empor. Kleine Fische huschen umher oder schwimmen durch die zerbrochenen Fenster. Ich studiere einen Stadtplan, um mich zu vergewissern, dass ich mich ja nicht verlaufen haben. Plötzlich steht ein Hai vor mir. Sein Anzug sitzt perfekt, seine schwarzen Haare sind glatt zurückgekämmt. Als er das Maul öffnet, glänzen seine spitzen Zähne.

»Kann ich dir helfen?«, fragt er mit Nicholsons Stimme.

Ich schüttele den Kopf. »Nein, danke. Ich suche nur etwas.« Aber was? Ich suche... ich suche... irgendwas.

»Aber du kannst unter Wasser nicht atmen«, bemerkt der Hai.

Als er es ausspricht, wird es mir bewusst. Er hat Recht. Ich kann es nicht. Es ist keine Luft zum Atmen da. Ich rudere hilflos umher, paddele nach oben, verzweifelt nach Luft schnappend.

Nicholson lacht mir hinterher. »Du kannst es nicht!«

Wieder schnappe ich nach Luft und greife nach den Sonnenstrahlen, die unter der Wasseroberfläche tanzen. Sie verbrennen meine Haut. Wie Feuer. Auf einmal ist das ganze Wasser verschwunden, und ich liege auf staubigem Boden, während die Flammen immer höher lodern und mich blenden.

Wach auf, sage ich zu mir selbst. Es ist ein Traum.

Ich öffne die Augen. Die Hitze aus meinem Traum war keine Einbildung, es ist wirklich stickig in meinem Zimmer.

»Jarvis, mach bitte die Klimaanlage an. Und den Ventilator«, sage ich und reiße zusätzlich noch die Fenster auf. Es ist fünf Uhr morgens. Wie lange habe ich geschlafen? Drei Stunden? Vier? Ich hasse Albträume. Alles klar, tief durchatmen.

Wo ist Josh? Wenn er summt, kann ich mich besser entspannen. Aber er sitzt nicht wie gewohnt in seiner Schachtel im Regal. Auch nicht auf dem Schreibtisch oder bei Frodo. Ich krieche unter mein Bett und rufe dabei leise seinen Namen. Wo steckt dieser Knuddelmuff nur? Mein Blick fällt auf die Tür. Sie ist einen Spalt offen, gerade so weit, dass ein orangener Flauscheball problemlos hindurchschlüpfen könnte. Daneben liegt noch die Papiertüte von vorhin. Ich sehe hinein. Nur noch ein paar Pommes liegen als Reste drin. Ich ahne Schlimmes.

Vorsichtig gehe ich raus in den Flur. Ich schleiche vorwärts, bis ich auf etwas matschiges trete. Es ist eine halbe Pommes. Uäh. Einige Meter weiter finde ich die nächste. Ich folge der Spur, die die Treppe ins Erdgeschoss hinunterführt.

»Bitte nicht«, murmele ich.

In der Küche entdecke ich Josh endlich. Er sitzt, fröhlich summend, auf der Kochinsel und verdrückt eine halbe Ananas.

»Josh?« Ich schnalze mit der Zunge. »Los, komm her!«

Er stoppt und schnuppert neugierig in meine Richtung.

»Ja, so ist's fein. Komm!«, flüstere ich.

Doch dann frisst Josh ungerührt weiter. Ich gehe noch einen Schritt auf ihn zu, um ihn zu packen.

»Ganz ruhig, nicht bewegen.« Als ich zuschnappen will, erkennt er die Gefahr und hüpft weg. Ich fluche und hechte hinterher. Eine Art Verfolgungsjagd durch die Küche beginnt. Josh hüpft federnd und summend hin und her, während ich mein Bestes gebe, ihn zu fangen. Er ist einfach zu klein und flink! Schließlich habe ich ihn doch in die Enge getrieben.

»Kommst du wohl her!« Mit einem Sprung setzt er an mir vorbei, und ich stoße gegen einen Küchenschrank, der sich daraufhin öffnet. Sämtliche Töpfe und Pfannen fallen heraus, und mit lautem Scheppern auf den Boden. Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Eins... zwei...

Judy | 1   ᵗ ˢᵗᵃʳᵏ'ˢ ᵈᵃᵘᵍʰᵗᵉʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt