Kapitel 8:

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Kali

Genau als ich zwei Meter gegangen war, öffnete sich die Haustür von Mikes Nachbarn und da Gott mich ja nicht schon genug gestraft hatte, kam kein geringerer als Cole aus der Tür, welcher sich von seinem Kumpel verabschiedete.

Schnell senkte ich den Blick. So würde er mich hoffentlich nicht erkennen und schon gar nicht würde er meine Tränen, welche unaufhaltsam liefen, sehen.
Mein Unterleib schmerzte so sehr, dass sich meine Zähne bei jedem Schritt fester aufeinander bissen.

"Hey Kali", hörte ich schließlich Cole's Stimme hinter mir. Ich tat so als wüsste ich nicht wen er meinte. Ich hatte gerade genug Probleme um mich jetzt um sein Macho gehabe zu kümmern.

Plötzlich erschien ein Schatten vor mir. Fast wäre ich in ihn reingelaufen, konnte aber gerade noch bremsen. Schnell wischte ich mir über meine Augen um die neusten Tränen zu trocknen, bevor ich einfach weiter gehen wollte, denn mir war bewusst dass es Cole war.

Doch für seine Körpergröße war es nicht schwer, mir zierlichen Zwerg den Weg zu versperren. Er griff ebenfalls nach meinem Kinn und hob es an, bevor ich es ihm entziehen konnte.

"Es ist unhöflich jemanden zu ignorieren", meinte er schmunzelnd, solange bis er mir ins Gesicht sah.
Meine Augen waren bestimmt gerötet, während immer noch Tränen über meine Wangen liefen. Meine Lippen war blutig, da ich vorher zu stark reingebissen hatte.

"Was ist passiert? Geht es um Mike? Hat er was gemacht? Dir wehgetan?", fragte er mich und klang wirklich besorgt. Ich schüttelte nur den Kopf, da es ihn nichts an ging und wollte an ihm vorbeigehen, doch erneut hielt er mich auf.

"Wenn du schon nicht reden willst, lass mich dich wenigstens heimfahren, ich bin mit dem Auto hier", meinte er und wieder schüttelte ich den Kopf.

"Nein.. Cole.. l-lass es.. bitte gut s-sein..", stammelte und schluchzte ich.

"Ich bin vielleicht ein Arschloch, aber ich weiß, das man jemanden in deinem Zustand nicht allein lässt und schon gar nicht heimlaufen lässt. Also los, lass mich dich heimbringen. Und nein, ich dulde keinen Widerspruch, entweder setzt du dich freiwillig in den Wagen oder ich heb dich hoch und setz dich so da rein", antwortete er mir.

Ich seufzte und sah ihn schließlich genervt an.

"Welcher ist dein Wagen?", fragte ich nach kurzer Pause und sah ihn schließlich grinsen.

"Komm", meinte er, nickte in Richtung eines dunklen BMWs und wollte mich an der Hand mit sich ziehen, doch ich entzog ihm sofort meine Hand.
Nach alldem mit Mike sollte er mich nicht anfassen. Nicht jetzt direkt danach. Ich fühlte mich so unglaublich schmutzig und benutzt.

Cole sah mich immer wieder verwirrt an, während wir auf den dunklen BMW zu liefen.

"Hast du Schmerzen? Soll ich dich tragen?", fragte er mich und blieb ungefähr 15 Meter von dem Wagen entfernt stehen um mich anzusehen-

"Nein!", antwortete ich fast schon panisch und wie aus der Pistole geschossen. Bitte fass mich bloß nicht an.
Er sah mich an und schien für einen Moment zu zögern, doch als er meinen panischen Blick bemerkte, nickte er und ging mit mir langsam zu seinem Wagen.

Auch wenn ich keine Ahnung hatte warum, aber ich war gerade froh nicht alleine zu sein, auch wenn es nur Cole war.
Er öffnete mir die Tür und ich setzte mich in den Wagen.
Doch sobald ich saß tat mir mein Unterleib doppelt so weh. Ich spürte wieder die Tränen in meinen Augen, während ich mich wieder komplett verkrampfte und mich an den Sitz krallte.

Plötzlich spürte ich zwei Hände an meinem Beinen. Panisch sah ich auf und wollte mich Cole sofort entziehen.
Er sollte mich nicht anfassen!
Doch Cole hielt meine Beine fest und legte sie nach vorne oben auf das Plastikteil, wo der Airbag drin war. Somit rutschte ich etwas 'nach unten', also hatte eine leichte Liegeposition. Der Schmerz ließ ein wenig nach. Es war nicht perfekt, die Schmerzen waren da und würden auch bleiben, aber es war besser als vorher.

Cole musterte mich noch einmal kurz, bevor er mich los ließ und die Beifahrertür schloss. Er ging um den Wagen herum und stieg ein. Durchgehend hatte er seine Augenbrauen zusammen gezogen, während er den Wagen startete. Ich nannte ihm meine Adresse. Immer wieder spürte ich seinen Blick, doch ich ignorierte es. Meine Tränen trockneten langsam und mein Kopf legte sich an der Scheibe ab. Innerlich spürte ich nur eine Leere.

Der Wagen wurde nach kurzer Zeit langsamer und hielt schließlich. Als ich aufsah, standen wir vor meiner Wohnung und ich wollte mich ans Aussteigen machen, als er mich am Handgelenk festhielt und sanft zu sich drehte. Sofort entzog ich meinen Arm.

"Fass mich nicht an, bitte", bat ich ihn jetzt und merkte augenblicklich die Tränen in meinen Augen, da ich an Mike denken musste.

"Ich weiß das kommt jetzt direkt...", meinte er und sah mir in die Augen, bevor er weitersprach, "...kann es sein das du vergewaltigt worden bist? Vielleicht sogar von Mike?", fragte er mich. Kurz zögerte ich vor einer Antwort, bevor ich den Kopf schüttelte.
Ich hatte ja nichts gesagt das Mike aufhören sollte oder? Ich hatte mich nicht gewehrt, also zählte es auch nicht als Vergewaltigung, oder?

"Bist du sicher? Ich hatte schonmal damit zu tun und ehrlich gesagt, scheint es dir relativ ähnlich zu gehen, wie dem Mädchen damals. Noch dazu kenne ich Mike doch schon eine Weile", meinte er und sah mich durchdringend an.

"Bitte lass es gut sein, Cole. Ich wurde nicht...", ich stoppte, bevor ich weitersprach, "...vergewaltigt". Das Wort kam mir so schwer über die Lippen, den irgendwie hatte ich schon das Gefühl vergewaltigt worden zu sein, auch wenn es anders war als man es vielleicht kannte.

Stumm musterte er mich, bevor er nickte und ich schließlich ausstieg.

"Brauchst du sonst noch meine Hilfe? Ich kann auch einfach nur bei dir sein, damit du nicht allein bist?", fragte er mich und schon merkte ich neue Tränen, die meine Wange runter liefen. Ich wollte wirklich nicht allein sein. Da würde alles von Mike hochkommen. Es würde mich auffressen.
Cole brauchte anscheinend keine weitere Antwort, denn er stieg aus, kam auf mich zu, nahm diesmal vorsichtig meine Hand und zog mich in Richtung meiner Wohnung.
Ich wollte mich ihm entziehen, doch er ließ nicht locker.

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Noch ein Kapitel um den Schock von eben zu lindern.
Was haltet ihr von Cole?
Lg LeV.

„Money Girl" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt