Keine zehn Minuten später parkte Gibbs sein Auto auf dem Parkplatz des Bethesda. McGee, Abby und er verließen das Auto. Im Eingangsbereich der Klinik trafen sie auf Tony, der gerade einen Kaffee trank. Aufgeregt hüpfte Abby auf ihn zu und umarmte ihn.
,,Zum Glück ist dir nichts passiert, ich hab mir solche Sorgen gemacht!" Vorwurfsvoll blickte sie ihn an und verpasste ihm einen leichten Schlag auf die Schulter.
,,Du hättest mich wenigstens mal anrufen können und mir sagen, dass es dir gut geht!" Dann wandelte sich der Gesichtsausdruck des Goths wieder und besorgt fragte sie:
,,Wie gehts Ziva?" Tony, der sich vor Schreck an seinem Kaffee verschluckt hatte, musste zuerst husten, bevor er antworten konnte.
,,Tschuldige Abby. Ich habe die ganze Zeit vor dem OP gewartet und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Im Moment gehts Ziva gut. Als ich vor zwanzig Minuten ihr Zimmer verlassen habe, war sie gerade eingeschlafen."
,,Waaaaaas? Du hast sie alleine gelassen?", fragte Abby entrüstet und Tony kassierte erneut einen Schlag auf die Schulter. Anthony versuchte sich zu rechtfertigen.
,,Ich wollte sie in Ruhe schlafen lassen. Wir können ja mal gucken gehen, ob sie schon wach ist." Begeistert und besänftigt klatschte Abby in die Hände und folgte Tony zum Zimmer der Israelin. Gibbs und McGee wechselten einen kurzen Blick und folgten ihren beiden Arbeitskollegen dann.
Tatsächlich öffnete Ziva gerade die Augen, als ihre Kollegen den Raum betraten. Einerseits freute sie sich, dass das Team sie besuchen kam, aber andererseits hätte sie es bevorzugt, mit Tony alleine zu sein. Müde lächelte sie.
,,Hey Leute."
,,Ziva!!!!" Was machst du nur immer?" Laut schreiend stürzte Abby auf das Krankenbett zu und umarmte Ziva stürmisch. Erst als sie das schmerzverzerrte Gesicht ihrer Freundin sah ließ sie sie erschrocken wieder los.
,,Tut mir Leid.", nuschelte sie und schaute die Mossadagentin schuldbewusst an.
,,Kein Problem Abby. Ich bin hart im Nehmen." Gibbs unterhielt sich außerhalb des Zimmers mit dem immerzu grinsenden Arzt. McGee stand unschlüssig vor ihrem Bett und wusste nach Abbys Attacke nicht, ob er Ziva umarmen sollte oder er besser bleiben ließ.
,,Ich bin froh, dass er dir gut geht.", sagte er in seiner typischen McGee-Weise. Ziva lächelte dankbar und schaute dann zu Tony, der locker im Türrahmen lehnte und sie unentwegt anschaute. Im Moment würde sie gerne seine Gedanken lesen können. Überhaupt wäre das Gedankenlesen eineüberaus nützliche Gabe. Völlig in ihren Überlegungen versunken merkte Ziva nicht, dass Abby ohne Pause mit ihr geredet hatte. Erst der leichte Schlag auf ihre Schulter ließ sich aufhorchen.
,,Du hast mir gar nicht zugehört, stimmts?" Ziva nickte nur leicht abwesend, den Blick immer noch auf ihren italienischen Kollegen gerichtet. Abby entging dies natürlich nicht und leise flüsterte sie McGee zu:
,,Komm Tim, wir lassen die beiden Turteltauben mal alleine und gehen mit Gibbs einen Kaffee trinken." McGee, der nichts von der Anziehung, die zwischen Tony und Ziva herrschte, mitbekommen hatte, blickte sie nur verständnislos an. Abby deutete zuerst auf Tony, dann auf Ziva und schließlich verstand auch McGee. Er nickte leicht und verließ zusammen mit Abby das Krankenzimmer. Weder Tony noch Ziva wussten, was sie sagen sollten. Beide suchten nach dem passenden Anfang für ihr Gespräch. Schließlich ergriff Tony als Erster das Wort.
,,Ziva es tut mir Leid. Ich hätte besser aufpassen müssen. Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst.", murmelte er ohne sie anzusehen.
,,Tony, du kannst nichts dafür, du hättest es nicht verhindern können. Außerdem ist doch nichts passiert. Ich lebe ja noch." Tony schaute sie an und in seinem Blick lagen lauter Schuldgefühle. Ziva streckte ihre Hand nach ihm aus. Langsam kam der Italiener auf sie zu, ergriff ihre Hand und ließ sich näher ans Bett ziehen. Ziva blickte ihm tief in die Augen und Tony konnte keine Wut, keinen Hass darin erkennen, nur die Freude, die sie empfand, weil er bei ihr war, aäußerte sich durch ein verräterisches Glitzern.
,,Du bist nicht böse auf mich?" Ziva schüttelte den Kopf.
,,Ich könnte niemals böse auf dich sein." Es fing an in ihr zu arbeiten. Sollte sie ihm jetzt sagen, was sie für ihn empfand? Sie wollte auf keinen Fall ihre Freundschaft zerstören, aber wenn es den perfekten Zeitpunkt gab, ihm ihre Liebe zu gestehen, dann war er wohl jetzt. Die Stille verunsicherte Tony. Er konnte praktisch sehen, wie es in Ziva arbeitete. Er wollte gerade zu einer Frage ansetzen, als Ziva die Stille unterbrach.
,,Tony, ich liebe dich." Angsterfüllt blickte sie ihren Kollegen an und wartete sehnsüchtig auf seine Reaktion. Dass Tony überrascht war, sah man ihm an. Ein Liebesgeständnis war das Letzte, was er jetzt erwartet hätte. Sprachlos schaute er in ihre Augen, in denen er die Angst lesen konnte, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte.
,,Ziva ich..." Die junge Frau wand sich ab. Sie wollte Tony nicht ansehen, während er ihr sagte, dass er nicht dasselbe für sie empfand.
,,Ich liebe dich auch.", sagte Tony mit brüchiger Stimme. Erschrocken blickte Ziva ihm wieder in die Augen. So wie er eben reagiert hatte war sie überzeugt gewesen, dass er ihr eine Abfuhr erteilen würde. Die anfängliche Überraschung wich einer unbändigen Freude über das Gesagte. Als Tony sich sicher war, dass sie registriert hatte, was er ihr gerade gesagt hatte, beugte er sich vor uns küsste sie zärtlich. Ziva kam es vor, als würde ein Feuerwerk in ihrer Brust explodieren und der Schmerz in ihrem Bauch verschwand augenblicklich. Tonys Zunge strich sanft über ihre Lippen, die sie schließlich öffnete, um dem Eindringling Einlass zu gewähren. Ihre Zungen spielten ein wildes, leidenschaftliches Spiel und der Geschmack, der entstand, raubte Ziva alle Sinne. Bevor sie den Kuss weiter vertiefen konnten unterbrach Tony ihn grinsend.
,,Ich glaube jetzt ist weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt, um das weiterzuführen."