21.Schlaflose Nacht

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Nachdem Paddy sich in das Gästezimmer verzogen und Joelle Bescheid gesagt hatte, dass er noch ein paar Tage hier blieb, lag er noch ziemlich lange wach.
Dieses Schuld- und Angstgefühl, welches sich in seinem Kopf und Bauch ausgebreitet hatte, bekam er nicht mehr weg.
Die Begegnung mit seinem kleinen Bruder machte ihm auch immer noch zu schaffen.
Warum eigentlich?
Er hatte doch vor Jahren mit ihm abgeschlossen.
Auch als Joey sich neben ihn, auf die andere Seite des Doppelbettes, legte schlief er noch nicht.
Es war schon tief in der Nacht, als dann endlich die Müdigkeit gegen seine Gedanken siegte und er in einen unruhigen Schlaf fiel.

Joey wurde durch ein leises Stöhnen geweckt.
Es war stockdunkel und er brauchte einen Moment um zu realisieren wo er überhaupt war. Erst dann machte er das Licht, welches auf seinem Nachttisch stand, an. Paddy lag stöhnend neben ihm und wälzte sich hin und her.
"Nein, Angelo!
Ich bin Schuld!
Patricia wach auf!"
Rief er dabei schon fast. Der Schweiß stand auf seiner Stirn. Joey fing an an ihm zu rütteln. "Paddy wach auf! Paddy!" Paddy schreckte hoch und guckte verschreckt in Joeys Augen. Er zitterte am ganzen Körper und atmete schnell ein und aus. "Hey, es ist alles gut. Das war nur ein Traum." Sagte Joey sanft und wollte seine Hand auf Paddys Schulter legen, doch dieser stand abrupt auf und taumelte ins Bad.
Er stützte sich aufs Waschbecken ab und schüttet sich dann eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht.
Als er sich danach im Spiegel betrachtete blickte er in zwei matte dunkelblaue Augen, die von dicken schwarzen Augenringen geziert wurden.
Das war nicht der erste Albtraum dieser Art gewesen.
Wann wird er endlich wieder normal schlafen können?
"Alles klar?" Fragte Joey, der Paddy vom Türrahmen aus besorgt beobachtete. Als Antwort bekam er nur ein kurzes Nicken, bevor Paddy an ihm vorbeirauschte. "Was hast du vor? Es ist mitten in der Nacht?" "Frische Luft schnappen." Rief Paddy und war auch schon im Haus verschwunden.

Unten angekommen zog er sich so schnell er konnte seine Schuhe an und irgendeine Jacke, vermutlich von Denis, über. Das war gar nicht so einfach denn, genau wie in Berlin, zitterten seine Hände und sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

Er musste jetzt gerade dringend hier raus!
Im Vorgarten angekommen schloss er für einen Moment die Augen und atmete tief ein und aus.
Er zitterte immer noch ein wenig und sein Herzschlag hatte sich auch noch nicht beruhigt. Wie sehr hatte er gehofft, dass das in Berlin das einzige Mal geblieben wäre. Als er die Augen wieder öffnete sah er sich genau um.
Viel hatte sich nicht verändert, seitdem er damals eine Zeit lang hier gewohnt hatte, um nach dem Kloster wieder auf die Beine zu kommen. Glücklicherweise bekam er dieses mal sein Zittern schneller unter Kontrolle.
Es war ziemlich mild draußen und gerade als er losgehen wollte hörte er hinter ihm eine Stimme. "Warte! Ich lass dich doch jetzt so nicht alleine hier rum laufen!" Joey kam zu ihm gerannt.
Paddy nickte wieder nur, sah Joey aber nicht an. Langsam begann er loszugehen und Joey lief neben ihm her.

Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort, während sie einen kleinen Waldweg entlang gingen, wo Paddy schon früher immer gerne spazieren war.
Doch irgendwann brach Joey die Stille.
"Paddy was ist los? Das mit Patricia ist für uns alle nicht einfach, aber was hat Angelo damit zu tun und woran bist du Schuld?"

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