Eine halbe Stunde später standen sie vor einem großen Landsitz, außerhalb der Stadt. Es dämmerte bereits und die Schatten hingen tief über der, mit Schotter ausgelegten, Zufahrt. Minerva sah Remus eindringlich an.
„Dir ist klar, dass du deinen Zauberstab nicht benutzen kannst, während du bei Muggeln wohnst, oder? Das Zaubereiministerium würde Zauberei in der Nähe von Muggeln sofort wahrnehmen und eins und eins zusammen zählen."
„Ja, das ist mir klar.", antwortete Remus.
„Gut, dann komm. Besser wir bringen es hinter uns."
Sie schritten die Zufahrt hinauf und blieben vor einer grün lackierten Haustür stehen. Ohne zu zögern drückte Minerva den Klingelknopf. Dann warteten sie. Mit klopfendem Herzen stand Remus da und starrte die Tür an. Er fühlte sich nicht wohl dabei, hier so einzudringen. Noch dazu bei einem Menschen, den er überhaupt nicht kannte. Dann hörte er Schritte im Haus und augenblicklich versteifte er sich. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann mitte sechzig stand ihnen gegenüber. Er hatte graue, kurze Haare, die sich allerdings schon lichteten und einen akkurat getrimmten Bart. Seine blauen Augen verrieten Intelligenz und Wachsamkeit, aber sie wirkten recht kühl. Remus war sofort klar, dass mit diesem Mann nicht gut Kirschen essen war. Als er Minerva erblickte, verfinsterte sich sein Gesicht.
„Sie?", fragte er und es war eindeutig, dass er nicht die geringste Wiedersehensfreude verspürte.
„Ja, ich.", antwortete Minerva gelassen.
„Was wollen sie?"
Er machte keine Anstallten sie herein zu bitten.
„Ich bin hier, weil ich sie um einen Gefallen bitten möchte, Henry."
Ungläubig und gleichzeitig verärgert blickte er sie an.
„SIE wollen MICH um einen Gefallen bitten? Na da bin ich aber gespannt."
Minerva machte einen Schritt auf ihn zu und meinte beschwichtigend:
„Können wir das vielleicht drinnen besprechen, Henry?"
Doch der Muggel blieb stehen, als hätte er sie nicht gehört. Sie seufzte.
„Also gut.", sagte sie und zog einen Zettel aus ihrer Manteltasche. Als sie ihn dem Mann überreichte, glaubte Remus zu erkennen, dass es sich um den Erlass Nummer 35 zur Bekämpfung bösartiger Kreaturen handelte. Der Muggel las das Pergament, ohne eine Miene zu verziehen. Dann reichte er es Minerva zurück und meinte schroff:
„Was geht mich das an?"
„Nun, vermutlich nichts, aber es geht ihn etwas an."
Mit diesen Worten deutete sie auf Remus.
„Das ist Remus Lupin. Er ist ein guter Freund von Albus Dumbledore und seinetwegen bin ich hier."
Als hätte er ihn erst jetzt wahrgenommen, betrachtete der Muggel Remus mit zusammengekniffenen Augen.
„Sie sind einer von denen, nicht wahr?", meinte er und seine Stimme klang eisig und feindselig.
„Ich bin ein Werwolf, ja.", antwortete Lupin ein wenig eingeschüchtert. Ihm wurde immer unwohler zumute. Minerva hatte es gut gemeint, das war ihm klar, aber es war offensichtlich, dass sie hier unerwünscht waren.
„Und er braucht einen Unterschlupf, damit das Ministerium ihn nicht finden kann.", ergriff Minerva erneut das Wort.
Zornesröte schoss dem Mann namens Henry ins Gesicht.
„Und da kommen sie ausgerechnet zu mir? Das ist ja wohl die Höhe. Ich will keinen von denen im Haus haben, ist das klar? Und nun verschwinden sie hier und wagen sie es ja nicht, sich hier noch mal blicken zu lassen." Die letzten Worte hatte er beinahe gebrüllt.
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Versteckt
FanfictionDer Krieg gegen Voldemort ist seit zwei Jahren vorbei. Remus hat überlebt und versucht sich, so gut es geht, über Wasser zu halten. Noch immer hat er es schwer, nur weil er ein Werwolf ist. Doch dann erscheint ein neuer Erlaß des Ministeriums, der s...