Askaban

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Das Erste was er wahrnahm, als er wieder zu sich kam, war der nasskalte Steinfussboden auf dem er lag. Stöhnend richtete er sich auf. Sein Kopf dröhnte wie ein Glockenturm. Ein unaufhörliches Rauschen drang an seine Ohren, dass er nicht zuordnen konnte. Als er auf seinen wackligen Beinen stand, blickte er sich orientierungslos um. Es war dunkel, doch konnte er kahle, schwarze Steinwände erkennen. Der Raum mochte vielleicht zehn Quadratmeter messen, mehr aber sicher nicht. Nur in einer der Wände waren zwei winzig kleine Fenster eingelassen, die durch massive Gitterstäbe verriegelt waren. Und in der gegenüberliegenden Wand war eine ebenso massive Gittertür verankert. Es roch feucht und moderig und nun war ihm auch klar, was für ein Rauschen er hörte. Es war das Meer. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Faustschlag. Askaban! Sie hatten ihn nach Askaban gebracht.

„Rachel!", entfuhr es ihm entsetzt.

Vor seinem inneren Auge sah er sie wieder am Boden liegen, nicht wissend, ob sie noch lebte. Er stürzte zur Tür.

„Was habt ihr mit ihr gemacht?", rief er.

Wild rüttelte er an den Stäben, doch natürlich hatte das überhaupt keinen Effekt.

„Ich will wissen wo sie ist. Wo ist sie!", brüllte er.

Niemand antwortete.

Heftig atmend lehnte er die Stirn gegen die Gitterstäbe und schloss die Augen. Eine eiskalte Panik legte sich um sein Herz. Was, wenn sie tot war? Vier Schockzauber aus direkter Nähe waren in der Lage jemanden zu töten. Der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu. Seine Beine gaben nach und er sank auf die Knie. Die Arme über dem Kopf, rollte er sich zusammen wie ein Igel. Sie konnte nicht tot sein. Sie durfte nicht tot sein! Der Gedanke riss ihm ein faustgroßes Loch in die Brust und er hatte den Geschmack von bitterer Galle im Mund. Die Verzweiflung übermannte ihn, war schier übermächtig und ließ ihn jedes Gefühl für Zeit und Raum vergessen.

Er konnte hinterher nicht sagen, ob er nur Minuten oder gar Tage in diesem Zustand verbracht hatte, aber es war eine fremde Stimme, die ihn zurück holte.

„Junge, komm wieder zu dir, das bringt dich doch nicht weiter."

Es war die Stimme eines alten Mannes und sie klang freundlich, doch Remus antwortete nicht. Er konnte nicht, seine Stimme gehorchte ihm nicht. Noch immer hatte er das Gefühl, eine kalte Hand drücke seine Kehle zu und sein Herz fühlte sich an, als läge ein zentnerschwerer Stein darauf.

„Du musst dich beruhigen.", fuhr die Stimme fort.

Remus reagierte immer noch nicht. Zwar schien sein Verstand langsam wieder ins Hier und Jetzt zurück zu kommen, doch weder seine Angst, noch sein Schmerz ließen es zu, dass er dem Fremden antwortete. Doch die Stimme gab nicht auf.

„Rachel, ist das dein Mädchen?"

Remus schaffte es, die Augen zu öffnen und starrte die nackte Wand vor sich an.

„Komm schon Junge, es wird ihr nicht helfen, wenn du hier in völliger Verzweiflung versinkst. Reiß dich zusammen. Für sie!"

Diese Worte waren wie eine schallende Ohrfeige, die seinen Verstand wieder an seinen rechten Platz zu rücken schien. Ganz langsam versuchte Remus, sich in eine sitzende Position zu begeben. Nun konnte er den Mann sehen, der sich neben ihn gehockt hatte und ihn aus freundlichen Augen ansah. Er schien uralt zu sein. Auf dem Kopf hatte er nur noch wenige, schlohweiße Haare, aber dafür einen sehr langen, genauso weißen Bart. Seine Haut war dünn wie Papier. Er wirkte sehr müde, was noch untermauert wurde durch seine schon fast klapprige Statur.

„Wie ist dein Name?", wollte der Fremde wissen.

Irgendwie brachte er die Kraft auf zu antworten.

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