Wodka

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Am nächsten Morgen war es überraschenderweise Remus, der als erstes aufstand. Rachel hatte sich zwischen den Feiertagen frei genommen und scheinbar war sie wirklich so müde gewesen, dass sie sogar auf ihr Training verzichtete und stattdessen einfach liegen blieb. Zum ersten mal seit er bei ihr wohnte. Das war eine gute Gelegenheit, ihr endlich ein wenig von dem wieder zu geben, was sie in der letzten Zeit für ihn getan hatte, dachte er, begab sich in die Küche und machte Frühstück. Zum Schluss kochte er Kaffee für sie, felsenfest davon überzeugt, dass allein der Geruch sie aus dem Bett locken würde. Und er hatte recht. Die Tasse stand noch keine zwei Minuten auf dem Tisch, da hörte er oben die Schlafzimmertür zufallen und kurz darauf ihre Schritte auf der Treppe.

Als sie ins Wohnzimmer kam, musste er einfach schmunzeln. Sie trug noch ihren Schlafanzug, ein ziemlich schlabbriges Ding, dessen Ausschnitt so weit war, dass eine ihrer Schultern herausschaute und ihre Haare waren noch vollkommen zerzaust. Der Anblick war einfach zauberhaft. Überrascht blickte sie auf den Tisch.

„Du hast schon Frühstück gemacht?", fragte sie.

Er nickte.

„Ich dachte, es ist an der Zeit, dass ich mich mal revanchiere."

Ein zärtlicher Ausdruck trat in ihr Gesicht und sie sagte:

„Das ist lieb von dir."

Also setzte sie sich zu ihrem Kaffee, griff mit beiden Händen nach der Tasse, sog genüsslich das Aroma ein und nahm einen Schluck.

„Hast du gut geschlafen?", wollte er wissen.

„Wie ein Murmeltier.", entgegnete sie zufrieden. „Es hat gut getan mal nicht so früh aufzustehen. Und an ein fertiges Frühstück könnte ich mich auch gewöhnen.", gab sie lächelnd zu und butterte sich ein Brötchen.

„Du hast so viel für mich getan in den letzten Wochen, da ist das wohl das Mindeste.", antwortete er, glücklich darüber, dass seine Überraschung gelungen war.

„Ach Remus, du weißt doch, wie gerne ich das tue. Ich könnte mir keine angenehmere Gesellschaft vorstellen als deine."

Sie sah ihm in die Augen und er musste unwillkürlich schlucken. So viele Dinge schossen ihm durch den Kopf, Dinge, die er ihr schon so lange sagen wollte. An erster Stelle, wie sehr er sie liebte und das es ihn all seine Kraft kostete, dem nicht nachzugeben. Und das er nicht wusste, wie lange er das noch durchhalten würde. Doch er brachte keinen Ton raus. Und es war auch nicht nötig, denn sie verstand ihn. Er sah es in ihrem Blick. Sie wusste genau, was in ihm vorging. Doch sie schien auch zu wissen, dass sie ihm diese Entscheidung nicht abnehmen konnte. Sie lächelte und nahm einen großen Schluck von ihrem Kaffee.

Der Tag plätscherte langsam vor sich hin. Remus hatte sich mit einem Buch auf die Couch gesetzt, während Rachel dann doch noch ihr Training nachholte. Anschließend gesellte sie sich zu ihm, ebenfalls ein Buch in der Hand und so saßen sie den ganzen Nachmittag zusammen. Sie redeten kaum ein Wort und doch war es wunderbar, so die Zeit mit ihr zu verbringen.

Am frühen Abend läutete es an der Tür. Remus blickte von seinem Buch auf und sah sie überrascht an.

„Erwartest du noch jemanden."

Sie schüttelte den Kopf.

„Nein."

Auch sie wirkte ein wenig alarmiert. Während sie aufstand und Richtung Tür ging, griff Remus vorsichtshalber nach seinem Zauberstab, den er seit ihrem Besuch bei Rachels Eltern wieder bei sich trug. Sicher war sicher.

„Es ist Stuart.", rief sie ihm aus dem Flur zu und er hörte Verwunderung in ihrer Stimme.

Remus jedoch war erleichtert und ließ den Zauberstab wieder in seiner Tasche verschwinden.

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