Die Suite

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Nach dem Essen machte Rachel Anstallten, ihrer Mutter beim Abräumen zu helfen, doch die scheuchte sie wieder aus der Küche und meinte, sie könne Remus schonmal das Nachtquartier zeigen. Ein Blick auf die Uhr sagte Rachel, dass es tatsächlich schon recht spät war und ihnen nicht mehr allzu viel Zeit blieb, also ging sie zu Remus.

"Komm, ich bringe dich schonmal nach unten und zeige Dir die Suite. Dad kommt sicher gleich nach." Sie war sich sicher, dass ihr Vater gerade in der Küche eine klare Ansage seiner Frau erhielt, dass er sich anständig benehmen solle, wenn er gleich mit Remus allein war.

"Was ist mit dir Stu, kommst du mit?", fragte sie ihren Bruder.

Der zuckte mit den Schultern.

"Von mir aus." Doch begeistert klang er nicht.

Also machten sie sich auf den Weg nach unten. Am Fuße der Kellertreppe angelangt, bogen sie links ab.

Was Remus sofort auffiel war, dass es hier unten stark nach Chlor roch. Hatten die Rileys ein Schwimmbad im Keller? Das würde erklären, wo Stuart und Rachel morgen ihr Wettschwimmen abhalten wollten. Allerdings sah es hier so gar nicht nach Schwimmbad aus. Die Wände waren aus purem Stein und sehr dunkel. An ihnen waren einfache Neonröhren befestigt, die für Licht sorgten.

„Ich habe nie verstanden, warum Dad es in diesem Teil des Kellers nicht etwas gemütlicher gemacht hat.", brummte Stuart.

Am Ende des düsteren Ganges befand sich eine Stahltür, in die ein metallenes Rad eingelassen war. Rachel drehte kräftig daran, ein lautes Klacken war zu hören und langsam ging die massive Tür auf. Der Raum dahinter wirkte genauso trostlos, wie schon der Flur. Er war kalt und dunkel und nur durch zwei kleine Oberlichter drangen Licht und Luft herein. Zwei warm aussehende Decken lagen sorgsam zusammen gefaltet auf dem Fußboden, ansonsten war der Raum komplett leer.

„Ist nicht besonders luxuriös.", meinte Rachel. „Anfangs gab es hier wohl noch einzelne Möbel, wie einen Stuhl, einen Tisch und ein Bett, aber Dad hat bei seinen ersten Verwandlungen alles zerstört und sich daran auch verletzt, daher haben meine Eltern alles raus genommen."

Remus nickte ernst.

„Das verstehe ich. Wenn wir verwandelt sind, sind uns diese Dinge sowieso egal. Wir rollen uns einfach auf dem Boden zusammen."

Gedankenverloren starrte sie auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand und murmelte dann:

„Ich bin lange nicht hier unten gewesen."

Sie klang trübselig.

„Weißt du noch, wie wir immer mit runter gegangen sind, als wir noch klein waren und Dad vor der Tür eine Gute Nacht gewünscht haben, Stu?"

„Wie könnte ich das vergessen?", sagte Stuart tonlos.

Es war offensichtlich, dass er sich hier nicht wohl fühlte.

„Eure Eltern haben euch mit hier runter gebracht?", fragte Remus erstaunt.

„Ja, immer. Sowohl abends, wenn Mum Dad einschloss, als auch am nächsten Morgen, wenn sie ihn wieder raus ließ. Sie wollten, dass wir genau wissen, was mit Dad bei Vollmond passiert und haben uns, so gut es ging, daran teilhaben lassen. So haben sie uns beigebracht, wie wichtig es ist, dass man sich bei Vollmond an die Regeln hält und uns bewusst gemacht, wie gefährlich ein Werwolf ist."

Remus nickte. Diese Strategie war zweifellos aufgegangen.

Sie hörten Stimmen auf der Treppe und wussten, dass auch Maria und Henry auf dem Weg nach unten waren. Als sie bei ihnen an der schweren Tür angelangt waren, gab Maria ihrem Mann einen Kuss und sagte:

VerstecktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt