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„Hier, ich hab' dir was zu trinken besorgt, du hast dich doch bestimmt total verausgabt!" Valeska drängte sich energisch zwischen sie und reichte Julian ein Glas Cola.

Sabrina gab sich geschlagen. Mann, war diese Frau hartnäckig. Es gehörte schon eine enorme Dreistigkeit dazu, jemanden anzubaggern, der gerade seine Freundin im Arm hatte.

Sie wandte sich ab und ließ ihren Blick schweifen. Die Reihen der Konzertbesucher hatten sich gelichtet, und die meisten Gäste, die geblieben waren, hatten sich in den Vorraum zurückgezogen, in dem der Gaststättenbetrieb stattfand. Nur noch die Bühne und der Merchandising-Stand waren beleuchtet. Die übrigen Jungs und einige freiwillige Helfer räumten bereits zusammen.

Sie beschloss, beim Abbau und Verstauen des Equipments zu helfen. Sollte Valeska ihre Weile mit Julian haben. Es stand ihr zu, ihm gratulieren zu dürfen. Sie war sich zudem sicher, dass sie ihren Freund nicht allzu lange entbehren musste.

Sie trug die Ausrüstung zu Augustus' altem Van, den er am Hintereingang geparkt hatte. Die sauerstoffreiche Frischluft tat gut, und als alles verladen war, verharrte sie noch einen Moment draußen unter dem sternenklaren Himmel.

Es war nicht mehr ganz so lausig kalt wie in den vorangegangenen Winternächten. Nach der Wärme im Saal empfand sie die windstille Kühle auf ihrer Haut nun als sehr angenehm. Sie blickte gedankenverloren in das Meer von Sternen und genoss die friedvolle Stille um sie herum.

Plötzlich wurde sie unvermittelt von hinten gepackt und im Kreis herum geschleudert. Entsetzt schrie sie auf. Nach einem ersten Schreck erkannte sie jedoch Augustus.

Mit den Beinen in der Luft wirbelte er sie übermütig und ekstatisch umher. Sie strampelte mit ihren Füßen, hatte jedoch keine Chance, sich seinem festen Griff zu entziehen. „Wir haben es geschafft! Wir sind grandios, ganz genau so, wie ich es dir gesagt habe! Sabrina, du hast uns Glück gebracht, du bist die Beste!", sang er aufgedreht in ihr Ohr. Sie spürte das Kratzen seines Dreitagebarts auf ihrer Wange.

Als ihre Füße endlich wieder Bodenhaftung bekamen, riss er sie nahtlos in einen irren Wiener Walzer-Tanz mit halben Drehungen. Sie verlor die Orientierung, aber Augustus als routiniertem Tänzer schien die Dreherei nichts auszumachen. Er ignorierte ihr schwindeliges Stolpern und zog sie gnadenlos mit sich.

Dann drängte er sie plötzlich unvermittelt mit seinem ganzen Körpergewicht an die Seitenwand des Vans und küsste sie. Nicht freundschaftlich im Überschwang der Gefühle, sondern fordernd und in ganz eindeutig sexueller Absicht, mitten auf ihren Mund.

Sie war so überrumpelt, dass sie im ersten Moment völlig vergaß, sich zu wehren. Ehe sie sich versah, drang seine Zunge zwischen ihre Lippen und ergriff mit einer bemerkenswerten Zielstrebigkeit von ihr Besitz, während sein Körper sie weiterhin fest gegen das Wagen-Blech presste.

Wäre sie nicht mit Julian zusammen, wäre sie für diesen Kuss durchaus empfänglich gewesen. Augustus war attraktiv, charismatisch und hatte jenen ungehobelten selbstbewussten Charme, der geeignet war, sie schwach werden zu lassen. Den sie auch an Julian so liebte.

Julian. Energisch schob sie Augustus von sich. Das hier ging entschieden zu weit. „Hey, hör sofort auf damit, ich bin vergeben!", fuhr sie ihn an.

Schlimm genug, dass sie ihn daran erinnern musste. Hatte er denn gar keine Ehre? Niemals hätte sie ihn für jemanden gehalten, der so direkt und ungeniert die Freundin seines Bandkollegen angrub. Mal abgesehen von dem Tabu-Bruch musste ihm doch klar sein, dass das hochgradig Stress geben würde.

Liebe(r) ohne PlanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt