Schweigen

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Mit einem schmerzenden Rücken und steifen Nacken streckte ich mich, jedenfalls versuchte ich es, denn eine Hand war immernoch gefangen. Vorsichtig drehte ich mich zur Seite und fand Loki in der selben Position wie gestern Abend vor, wie schaffte er das nur? Wenn ich schlief flogen Kissen durch die Gegend und es war auch nicht unüblich, dass ich aus dem Bett fiel, aber genug von mir. Loki schlief ruhig weiter, sein Gesicht war vollkommen entspannt, wenn man ihn so sah, wollte man nicht glauben, was er schon alles schlimmes getan hatte. Ich weiß nicht wie lange ich da saß und mir ausmalte, was ihn dazu gebracht haben musste, dass er zu dem Menschen geworden war, der er heute war und mich fragte, ob er es mir jemals freiwillig erzählen würde, als langsam Bewegung in den Schwarzhaarigen kam und er gegen die Sonne blinzelte und recht desorientiert wirkte. "Was machst du hier?" fragte er mich sogleich, als er sich umgesehen hatte, doch ich zeigte nur wortlos auf mein umkammertes Handgelenk und als er meinem Finger folgte, ließ er mich augenblicklich los und ich streckte meine, nun freie Hand. "Entschuldige." murmelte Loki, als er aufstand und dabei vermied mich anzusehen, zu seinem Schrank trottete und sich ein paar Sachen holte und danach ins Badezimmer verschwand. Derweil legte ich mich auf sein Bett und versuchte meine verspannten und harten Muskeln etwas zu entspannen, was auch gut funktionierte, da das Bett herrlich weich war, fast noch besser als meines. Überall roch es nach dem Gott in diesem Zimmer, besonders das Kissen hatte seinen Duft ihn sich aufgesogen, es war ein interessanter Geruch, angenehm, dennoch konnte ich nicht sagen, aus was er zusammen gesetzt war. Als ich die Badezimmertür hörte, setzte ich mich schnell auf und stand auch gleich auf, wenn er fertig war, konnte ich ja in mein Zimmer gehen und auch duschen gehen. Gesagt getan und nach einer guten viertel Stunde trat ich erneut aus meinem Zimmer und holte Loki ab, damit wir frühstücken gehen konnten. Mein Begleiter war schweigsam wie immer, offensichtlich war er in Gedanken, vermutlich über den letzten Abend. Während er wie versteinert vor sich auf den Boden sah, machte ich für uns beide etwas zu Essen, irgendwie hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass er wegen mir sich vielleicht nicht mehr an gestern erinnern konnte. Beim Essen blieben wir einfach in der Küche stehen, es lohnte sich nicht, am den Esstisch zu sitzen und Loki schien nicht wirklich seine Umgebung zu beobachten, wer weiß ob er überhaupt registriert hätte, wenn ich gegangen wäre... spätestens nach 10 Metern wäre es ihm aufgefallen. Aufeinmal stand Natascha neben mir, ich hatte sie gerade gar nicht kommen hören, dennoch begrüßte ich sie und sie erwiderte, hatte dabei aber nur Augen für den Schwarzhaarigen, welcher nun aus dem Fenster sah."Wie lange ist er schon so?" Fragte sie mich ruhig, ihr Blick klebte immernoch an dem Gott."Erst seit heute morgen, normal ist er nicht so." Erklärte ich ihr und lehnte mich gegen die Küchenzeile. "Mal im Ernst, wie hälst du es mit ihm aus?" Fragte sie weiter,wobei sie sich etwas zu mir herüber beugte."Zuerst hatte ich schreckliche Angst, die ist aber inzwischen so gut wie weg. Er ist eigentlich gar nicht so schlimm, nur recht schweigsam und ein wenig herablassend." Zur Sicherheit sah ich zu Loki herüber, welcher allerdings nicht auf meine Worte zu reagieren schien, was mich erleichtert ausatmen ließ. Kopfschüttelnd musterte mich die Rothaarige und bot mir danach an, mit ihr mal ein wenig nach draußen auf die Dachterrasse zu gehen, natürlich willigte ich ein. Mein Begleiter allerdings bewegte sich immernoch nicht vom Fleck, weshalb ich leicht an seinem T-shirt zog und er daraufhin seinen Kopf zu mir drehte."Wir wollten raus, kommst du mit?" Fragte ich ihn lächelnd, woraufhin er kurz zu Natascha herüber sah, nachdachte und schlussendlich mit uns kam. Draußen empfing uns strahlender Sonnenschein, genießerisch schloss ich kurz die Augen, es war eine gute Idee hier her zu gehen und besonders, dass ich mit der Rothaarigen hier war, denn sie stellte sich als überraschend redselig heraus. Vielleicht hatte es ihr einfach gefehlt, mit einer anderen Frau zu reden? Möglich wäre es. Immer wieder befragte sie mich zu dem schwarzhaarigen Gott, wobei ich nur selten antworten konnte und schließlich wissen wollte, wieso sie solch ein großes Interesse an ihm hatte."Ich kann einfach nicht glauben, dass ausgerechnet er friedlich auf der Erde wohnt, ohne irgendetwas im Schilde zu führen. Zudem interessiert es mich, wie Loki hier als "einfacher" Bürger zurecht kommt." Gestand sie mir und das leuchtete mir ein. Den ganzen Vormittag unterhielten wir uns, Nat erzählte mir ein paar lustige Geschichten von den Avengers, was mich herzlich zum Lachen brachte, nie hätte ich es geglaubt, wenn es mir jemand anderes erzählt hätte. Irgendwann gesellte sich auch der Schwarzhaarige zu uns, anscheinend war es ihm zu langweilig geworden, einfach dazusitzen und zu grübeln. "Es wird langsam Zeit fürs Essen, magst du mir helfen?" Fragte ich an die Rothaarige gewandt, welche kurz nickte und wir zu dritt in die Küche liefen und ich alle Zutaten für einen Salat mit Hühnchen herausholte und wir gemeinsam begannen es zu zerschneiden. Es hing viel schneller mit Nats Hilfe, sodass wir nach kurzer Zeit bereits alle gesammelt am Tisch saßen und aßen. Immer wieder schielte ich zu Loki herüber, welcher sich den ganzen Vormittag jetzt schon seltsam benahm, ich würde ihn wohl darauf ansprechen müssen. Nach dem aufräumen musste die Rothaarige übereilt aufbrechen, gemeinsam mit den anderen Avengers und es missfiel ihnen deutlich, mich hier mit Loki alleine zu lassen, dennoch verließen sie das Gebäude und waren binnen weniger Minuten nicht mehr zu sehen. Das war vermutlich die Gelegenheit ungestört mit dem Schwarzhaarigen reden zu können, vielleicht würde er sich mir auch ein wenig öffnen und ich würde mehr über ihn in Erfahrung bringen können...

Ein Unfall mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt