Freunde

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Ab diesem Moment an waren wir Freunde, gute sogar und es kam nur noch selten vor, dass wir uns stritten. Ich hatte in Loki einen Freund gefunden, mit dem ich über alles reden konnte, der mir immer zuhörte und im Gegensatz zu seiner Vergangenheit, waren meine Probleme ein schlechter Scherz. Der Schwarzhaarige vertraute mir immer mehr von seinen Erlebnissen an und öffnete sich mir gegenüber mehr als den restlichen Bewohnern des Hauses. Leider fanden sie immer noch keine Lösung für unser Problem und somit fristete ich meine Tage seit nun zwei Monaten im Starktower. Der Wunsch mal wieder raus gehen zu können, blieb mir jedoch bis jetzt verwehrt, doch meine Schwester, die mich regelmäßig besuchte und natürlich auch hier arbeitete, machte es etwas erträglicher. Heute war, wie ich durch Thor erfahren hatte, Lokis Geburtstag und ich war fest entschlossen ihm einen Kuchen zu backen und ihn mit etwas zu überraschen. An sich nicht schwierig, aber wenn wir 15 Stunden pro Tag zusammen unterwegs waren, gestaltete sich dieses Vorhaben schon etwas schwieriger, dennoch war es nicht unmöglich. Ich wollte die anderen nicht mit hineinziehen und auch keine große Party veranstalten, da ich wusste, dass Loki so etwas definitiv nicht wollte. Es war noch relativ früh am Morgen, als ich von den Sonnenstrahlen, welche mir ins Gesicht schienen, aufgeweckt wurde. Kurz trat ich hinaus auf die Terasse und spähte durch das Fenster in Lokis Zimmer. Erleichtert erkannte ich, dass der Schwarzhaarige noch schlief und sich die Decke etwas enger um seinen Körper schlang. Schnell lief ich wieder zurück in mein Zimmer und schloss die Kälte aus, welche sich in den letzten Monaten immer weiter ausgebreitet hatte. Inzwischen war es November geworden und bald würde es schneien, da war ich mir ganz sicher. Nachdem ich mir meine halb gefrorenen Füße aufgewärmt und mich umgezogen hatte, trat ich aus der Tür. Von meiner Position aus konnte ich zwar die Küche sehen, doch nicht erreichen, ohne dass es mich innerlich zerriss. Tony und Bruce hatten herausgefunden, dass je schwächer einer von uns war, desto weiter wir uns voneinander entfernen konnten, doch leider waren wir beide kerngesund. Es war also leider unvermeidbar, dass ich mir Hilfe holen musste. Mit Steves Hilfe wurden alle Zutaten zu mir gebracht, wodurch ich einen Kuchen auf dem Flur vorbereiten und anschließend in eine Backform gießen konnte, welche Steve dann in den Ofen schob. Keine Sekunde zu früh hatte der Blonde alles wieder weggetragen,  denn schon ging die Zimmertür auf und Loki kam heraus. Er sah etwas überrascht aus, mich hier auf dem Boden sitzen zu sehen, doch ich zog ihn einfach in die Küche, ohne irgendwelche Zeit für Fragen zu lassen. Steve hatte den Ofen mit einem Küchentuch zugedeckt, sodass man nicht sah, dass er eingeschaltet war, wodurch wir gefahrlos hier herumlaufen konnten. Loki schien nichts zu bemerken und aß unwissend seinen Toast, während ich in meinen Kakao hineingrinste und mir überlegte, was wir als nächstes tun könnten. "Auf was hast du heute Lust? Eine Partie Schach vielleicht?", fragte ich den Gott lächelnd, woraufhin dieser eine Augenbraue nach oben zog. "Du bist heute auffällig gut gelaunt, gibt es einen Grund dafür?", kam auch gleich die Gegenfrage von ihm, wobei er sich zu mir herüber über den Tisch lehnte. Bemüht mir nichts anmerken zu lassen, sah ich ihm tief in die Augen und kam ihm noch etwas näher, sodass nur noch wenige Zentimeter zwischen uns waren und wollte gerade zum Sprechen ansetzten, als Tony zu uns kam. Er stellte sich hinter Loki und drückte seinen Kopf nach vorne, doch der Schwarzhaarige hielt sofort dagegen und ich setzte mich zurück auf meinen Platz. "Stark, ein für alle mal. Lass es endlich sein." Wütend funkelte er den Milliardär an, während dieser unberührt in sein Croissant biss. "Es war einfach zu verlockend wie ihr da sahst.", gab er zurück und ging hinunter in sein Arbeitszimmer. Seit geraumer Zeit hatte Tony das Hirngespinst, Loki und ich würden ein süßes Pärchen abgeben, jedoch war er der einzige mit dieser Meinung und provozierte damit den Schwarzhaarigen nur zu gerne. Lokis Wut auf den Schwarzhaarigen konnte ich spüren und es überraschte mich immer wieder aufs Neue, wie leicht er eigentlich zu provozieren war, obwohl es nach außen  hin kaum sichtbar war. Durch diese kurze Aktion hatte Loki allerdings sein Anliegen wieder vergessen, was mich Tony stumm danken ließ und mir somit wieder etwas Luft verschaffte. Die nächste Frage war nun, wie ich den Kuchen dekorieren sollte, ohne dass es mein Gegenüber bemerken würde... Das war schwierig, doch ich würde mich nicht entmutigen lassen und fand schlussendlich die Lösung. Ich müsste Loki mit irgendwas ablenken, besser gesagt, mit unseren Mitbewohnern, welche sich bestimmt leicht dazu überreden lassen würden. Als wir aufgegessen hatten, schlug ich vor dass wir in die Werkstatt gehen und mal nachsehen könnten, woran Tony, Bruce und Steve arbeiteten. Loki stimmte meiner Idee zu und zusammen liefen wir die Treppe im Wohnzimmer herunter. Die drei Gesuchten waren in eine hitzige Diskusion vertieft, doch als sie uns sahen, verstummten alle. Verwirrt sah ich sie an und fragte, worüber sie den debattierten, als mir Tony auch gleich antwortete. Sie waren sich unschlüssig, ob es möglich wäre uns beide zu trennen, indem wir das gleiche machten, wie bei dem Unfall, der uns aneinander gebunden hatte. Steve und Bruce hielten es für zu riskant, doch Tony war dafür und stellte uns schlussendlich vor die Wahl. Total erschlagen von der plötzlichen Möglickeit, endlich wieder irgendwo allein zu sein, nach draußen gehen und auch Lokis Torte fertig stellen zu können, brachte ich zuerst kein Wort heraus. Eigentlich wollte ich sofort ja rufen, doch irgendwas hielt mich zurück... ob es der Zweifel an dem Gelingen des Versuches war und seine möglichen Folgen, oder einfach nur ein schlechtes Gefühl, konnte ich nicht genau sagen, weshalb ich unsicher zu meinem Begleiter sah. Der Schwarzhaarige schien ebenso mit sich zu hadern, meinte dann allerdings:"Wieso nicht, was habe ich schon groß zu verlieren?" Irgendwie verursachte dieser Satz ein beklemmendes Gefühl in meiner Brust, doch ich schob es auf die Aufregung. Fragen türmten sich in meinem Kopf, ob das alles gut gehen würde, wie es danach weitergehen würde und viele mehr. Mit zittrigen Händen umgriff ich den Schalter, wie ich es bereits vor ein paar Monaten getan hatte und atmete zittrig ein. Währenddessen gingen die anderen auf Abstand und Loki stand mir wohl gegenüber, doch wie beim ersten Mal konnte ich ihn dabei nicht sehen. Mit stark klopfendem Herzen wartete ich auf sein Signal, war mir sogar unsicher, ob ich ihn überhaupt hören würde, bei meinem Herzschlag und dem Blut, das mir tosend durch die Ohren rauschte. Auf einmal hörte ich den Schwarzhaarigen aber rufen:"Jetzt!"...

Ein Unfall mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt