Ein bisschen Spaß

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Je länger wir zusammen arbeiteten, desto ruhiger wurde Ella. Vielleicht half es ihr auch, dass Loki nicht wirklich bedrohlich wirkte in seiner schwarzen Jeans und weißem Shirt. Er saß immer noch auf dem Tisch und beobachtete uns aufmerksam. Aus dem Augenwinkel sah er mehr aus wie ein neugieriges Kind, als ein gefährlicher Gott und genau das schien auch meine Schwester zu bemerken. Jeder belegte seine Pizza selbst und schon waren sie im Ofen verschwunden, während ich den Müll den wir fabriziert hatten, mit Ellas Unterstützung etwas beseitigte. "Christy?", hörte ich Lokis Stimme hinter uns und wie erwartet drehte sich Ella zu ihm um. Auf sie war einfach immer Verlass. "Ja?", fragte sie ihn und trat unauffällig etwas zu mir herüber, anscheinend war er ihr also immer noch unheimlich. Um sie zu unterstützen drehte ich mich also auch um. "Nicht so wichtig, vergiss es.", etwas überrascht sahen wir uns an. Was war das denn? Schulterzuckend deckten wir den Tisch und setzten uns schließlich auf den Boden vor den Ofen. Das war eine Art Tradition bei uns und schon als kleine Kinder saßen wir immer zusammen vor dem Ofen und beobachteten, wie sich die Pizza langsam backte und der Käse braun und knusprig wurde. Da die Arbeitsfläche direkt gegenüber war, konnte ich mich anlehnen, Ella tat es mir gleich und sogar Loki rutschte herüber und fixierte mit gelangweiltem Blick die Pizzen. Niemand sagte etwas, bis der Timer die Null erreichte und es zu piepen begann. Aus meiner Trance gerissen, zuckte ich kurz zusammen, ehe ich aufstand und ihn ausschaltete. Ella holte die Pizzen raus und teilte sie auf die Teller auf und schon nach kurzer Zeit saßen wir gemeinsam am Tisch und aßen unsere Pizzen, als mir etwas einfiel. Ich lehnte mich zu Ella herüber und flüsterte ihr zu, sie solle doch bitte einen Wein aus der Küche holen, zusammen mit ein paar Weingläsern. Sie sah mich zwar etwas verwirrt an, kam jedoch meiner Bitte nach. Normalerweise trank ich nicht einfach so, aber ich wollte ihr unbedingt zeigen, welche Auswirkungen das auf den Gott hatte und mal ehrlich, das war echt lustig! Da er dachte, ich sei Ella, könnte ich so viel trinken wie ich wollte. „Christy" wiederum trank nicht mehr als wenige Schlucke. Nach einer halben Stunde, in der ich mich mit meiner Schwester über belanglose Themen unterhielt und Loki nur zuhörte, erkannte ich bereits die ersten Auswirkungen des Alkohols. Dem Schwarzhaarigen fielen ab und zu die Augen zu und er schien Probleme damit zu haben unserem Gespräch zu folgen. "Ich hab gehört, hier soll es einen Pool geben. Wollen wir vielleicht eine Runde schwimmen gehen?", schlug ich scheinheilig vor, wobei ich Ella zuzwinkerte und sie mir zustimmte. Den Gott übergingen wir geflissentlich und mussten ihn mehrmals auffordern mit uns zu kommen, damit wir uns umziehen konnten. Loki trottete in sein Zimmer und ich zog Ella in meines. Beim Durchstöbern des Kleiderschrankes hatten wir einige Badesachen entdeckt und während wir uns umzogen, erklärte ich ihr, was ich ihr zeigen wollte. "Du hast gerade Loki abgefüllt und machst dir jetzt einen Spaß daraus?!", fragte sie mich fassungslos und ich nickte, woraufhin sich ein diabolisches Grinsen in ihrem Gesicht bildete. Allein hätte ich mich so etwas nie getraut, doch in Ella's Nähe zog es mich zu solchen Schnapsideen hin. Es war einfach eine gute Idee in meinen Augen, weshalb ich sie, nachdem wir uns beide den gleichen Bikini angezogen hatten, Loki holten. Er hatte eine einfache schwarze Badehose an und die Hände in die Taschen gesteckt. Ich hatte ihn zwar ab und zu mal ohne Shirt gesehen, dennoch machte mich der Anblick nervös und auch Ella bemühte sich, ihn nicht anzustarren. Die Lösung war, dass er den ganzen Weg einfach vor uns lief und somit unsere Blicke nicht bemerkte. Dafür war jedoch deutlich zu sehen, wie er sich bemühte geradeaus zu laufen und dabei locker zu wirken, den Schein zu waren. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Pool und zusammen sprangen wir hinein, während der Schwarzhaarige langsam die Treppe ins Wasser nahm. Gemeinsam mit meiner Schwester hatten wir eine Menge Spaß und ab und zu banden wir Loki in unsere Aktionen mit ein,beispielsweise als mich Ella nass spritzte, versteckte ich mich hinter dem Schwarzhaarigen, wodurch er alles abbekam, da er einfach wie versteinert dastand und seine Muskeln deutlich sichtbar anspannte. Er wehrte sich nicht dagegen und ließ sich sogar dazu hinreißen, es Ella heimzuzahlen, indem er sie ebenfalls mit Wasser vollspritzte. Als kurz Ruhe herrschte und meine Schwester und ich erschöpft am Beckenrand hingen, fragte uns Loki, wer eigentlich wer sei. "Ich bin Ella!", sagten wir beide gleichzeitig und brachen in Gelächter aus, während sich Loki nur den Kopf hielt. "Was glaubst du denn?", fragte ich ihn schließlich und legte einen Arm um Ella. Er sah uns lange nachdenklich an, man konnte geradezu sehen, wie sich die Zahnräder in seinem Gehirn zu drehen begannen und irgendwann zu einem Ergebnis kamen. "Es ist mir eigentlich ziemlich egal.", meinte er gleichgültig, was mir einen kleinen Stich versetzte. Wieso war es im nicht wichtig? Schnell lenkte mich Ella wieder ab und wir tauchten uns gegenseitig unter, bis um Mitternacht schließlich Schluss war und wir zusammen wieder nach oben gingen. „Loki, wieso hast du heute Morgen die ganze Zeit geschwiegen? Was hat dich beschäftigt?" Es war nicht wirklich gerecht, ihn jetzt zu fragen, wenn er so wehrlos war, doch ich musste es einfach wissen. "Weil mich deine Gefühle wahnsinnig machn... Du bist kompli... komplit..." "Kompliziert?", half ihm Ella auf die Sprünge und der Gott nickte einfach nur. Eine solche Antwort hatte ich nicht erwartet. Es fiel ihm schwer, mit meinen Gefühlen umzugehen? "Was genau meinst du?", hakte ich weiter nach. "Dassdu immer so glüglich bist. Ich bin kein glüglicher Gott. Ich will auch nich damit anfangen." Geschockt sah ich ihn an. Das war so unglaublich ehrlich und... traurig. Auch bei mir zeigte der Alkohol langsam Wirkung und ich kam meinem Wunsch nach, ihn zu umarmen und ihm damit Trost zu spenden, auch Ella kam dazu. Seine Haut war ziemlich kalt, umso besser, dass wir ihm etwas Wärme spendeten, doch schien er von unserer Umarmung weniger beeindruckt, vielmehr hatte er es umso eiliger in sein Zimmer zu kommen...

Ein Unfall mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt