Missverständnis

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„Du weißt ganz genau, dass ich keine Angst mehr vor dir habe!", verteidigte ich mich und tippte mit dem Finger gegen seine bebende Brust. "Ach wirklich?", fragte der Schwarzhaarige und umgriff dabei meinen Hals mit einer seiner Hände, lief dann auf eine Wand zu und stieß mich dagegen. Ich konnte nicht fassen, was er mir da gerade antat. Trotzdem machte er mir damit keine Angst, weshalb ich ihm das auch sagte, woraufhin er mich ein wenig in die Luft hob. "Du wirst mich doch jetzt genauso verlassen wie alle anderen auch. Jetzt, da du fliehen kannst. Wer will schon freiwillig bei mir bleiben, also hör auf mich zu belügen!", brüllte er mich an. In seinen Augen erkannte ich zwar Wut, doch hauptsächlich Verzweiflung und Schmerz. Langsam ließ er mich herunter und lockerte seinen Griff und gab mir somit die Möglichkeit zu sprechen. "Du bist 1048 Jahre alt und trotzdem noch so dumm und blind wie ein kleines Kind.", fing ich leicht spöttisch an. "Hättest du nicht dem Experiment heute zugestimmt, wären wir immer noch miteinander verbunden und falls du es nicht bemerkt haben solltest: Ich bin zurückgekommen und hab dir eine Geburtstagsfeier organisiert und das nicht weil ich dich fürchte, sondern weil du mir verdammt noch mal wichtig bist du Trottel. Mir egal wer dich schon alles verlassen hat, doch ich bin keine davon. Also hör auf damit, mir solche Sachen zu unterstellen." Immer noch rasend vor Wut stierte ich Loki an, welcher allerdings seine Hand vollkommen von mir nahm und mich nun geschockt ansah. Meine Wut verflog bei seinem Anblick und anstelle dessen sammelten sich Tränen in meinen Augen. "Hättest du heute einfach nicht ja gesagt.", murmelt ich und senkte meinen Blick. Ich konnte ihn einfach nicht mehr ansehen und nun liefen mir auch Tränen über beide Wangen, ehe sie schließlich vom blauen Teppich aufgesogen wurden. Auf einmal stellte sich Loki direkt vor mich und umarmte mich. Ich schlang schluchzend meine Arme um ihn. Wieso musste es heute Morgen auch funktionieren? "Ich dachte du freust dich, mich los zu sein und das heute wäre dein Abschied.", gestand er mir, während er seinen Kopf auf meinen stützte. "Und ich dachte, du freust dich meine blöden Gefühle nicht mehr mitbekommen zu müssen und endlich einen schwachen, nervigen Menschen losgeworden zu sein.", erklärte ich wiederum. Sofort verstärkte sich seine Umarmung und ich spürte, wie er seinen Kopf schüttelte. Eine Weile standen wir so da, bis wir uns schließlich voneinander lösten, ich wieder zu ihm hochsah und sich unsere Blicke trafen. "Deine ständige, dämliche gute Laune war das Beste, was mir passieren konnte und du bist nur manchmal nervig.", versicherte er mir, woraufhin ich kurz lachen musste. "Also bist du einverstanden, wenn ich Tony frage, ob er hier eine Arbeit für mich hätte, damit wir immer noch Zeit zusammen verbringen können?", fragte ich lächelnd nach und der Schwarzhaarige nickte leicht lächelnd. "Willst du zurück zu deiner Schwester?", fragte mich Loki nach kurzem Schweigen und ich nickte schließlich leicht. Ich konnte sie nicht allein lassen. Das wäre ihr gegenüber nicht richtig, besonders da sie bestimmt schon auf mich wartete. "Das nächste Mal sollten wir wohl etwas früher miteinander reden.", schlug ich noch leicht lächelnd vor, bevor ich das Zimmer verließ und in meines ging. Ella hatte sich bereits umgezogen und schlief tief und fest, sodass mir wenigsten für den Moment ihre Fragen erspart blieben. Erleichtert und glücklich, alles geklärt zu haben, zog ich mich ebenfalls um und legte mich neben meine Schwester ins Bett. Schnell griff die Dunkelheit nach mir. Der ganze Tag war einfach zu anstrengend gewesen.
Langsam blinzelte ich gegen die Sonne an, welche mir mitten ins Gesicht schien und brauchte etwas Zeit, um mich zu orientieren. Ella neben mir hatte alle Viere von sich gestreckt und lag auf dem Bauch. Sie sah vollkommen entspannt aus und kuschelte mit einem Kissen. Leicht lächelnd krabbelte ich aus dem Bett und zog mir eine schwarze Jogginghose und ein rosa T-Shirt an, dazu noch ein paar Kuschelsocken und schon war ich aus dem Raum. In der Küche war außer mir niemand, weshalb ich entschied, dass ich Pfannkuchen machen sollte, da ich schon lange keine mehr gegessen hatte. Schnell suchte ich alles zusammen um den Teig vorzubereiten. Ich machte nicht nur mir, sondern auch Ella und noch für ein paar weitere Personen welche. Vielleicht würde Loki oder Tony auch ein paar haben wollen. Mit meinem vollen Teller und einer Erdbeermarmelade bewaffnet setzte mich an den Küchentisch und genoss mein Frühstück. Den Blick ließ ich dabei wandern, doch als ich am Fenster ankam, stoppte ich in meiner Bewegung. Es schneite! Begeistert sprang ich schon beinahe auf und lief auf die Dachterrasse. Ich streckte die Hände Richtung Himmel und spürte die klirrende Kälte an meinem gesamten Körper, besonders an meinen bereits leicht feuchten Socken. Es war womöglich nicht die beste Idee gewesen gleich hinaus zu rennen, doch ich konnte einfach nicht anders. Schnee hatte mich einfach schon immer fasziniert. Ich warf mich in die weiße Zuckerwatte und begann damit, Schneeengel zu formen und genoss die Kälte. Es dauerte nicht allzu lang, da konnte ich meine Finger und Zehen nicht mehr spüren, was der Weckruf für mich war, wieder nach drinnen zu gehen. Frierend schloss ich die Terrassentür zu und zog mir erst einmal die klatschnassen Socken aus, damit ich auf meinem Weg in mein Zimmer nicht alles unter Wasser setzte. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, zog ich mir meine kalten Sachen aus und lief ins Bad, um eine warme Dusche zu nehmen. Auch als ich wieder herauskam, schlief Ella immer noch tief und fest, doch nun war es an der Zeit sie zu wecken, sonst würde sie den ganzen Tag verschlafen. Nach mehreren Versuchen und der Erwähnung von Pfannkuchen, war sie tatsächlich wach und zog sich hastig um, damit sie aus dem Zimmer in die Küche stürmen konnte. Mit Pfannkuchen war sie schon immer gut zu überzeugen gewesen. Schon als Kind hätte sie alles für einen einzigen davon getan. Während sie eine Jeans und ein Kurzarmshirt trug, zog ich mir eine weitere Jogginghose und einen kuschligen, warmen Pullover an. Dazu noch dicke Wintersocken. Hoffentlich hatte ich mich durch meinen kurzen Ausflug nicht erkältet!

Ein Unfall mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt