Prolog

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Samuel bückte sich, aufgeregt betrachtete er die hölzerne Truhe die vor ihm auf dem Boden stand. Er strich mit den Fingern durch seinen Drei-Tage-Bart, die Körperpflege war in den letzten Wochen etwas zu kurz gekommen. Aber das war ihm egal, obwohl er sonst sehr auf sein Äußeres achtete. Er war nervös, war es wirklich die letzte Truhe? War es eben diese Truhe die er seit Wochen suchte? Nervös griff er in seine Hosentasche. Seine Finger ertasteten das kalte Eisen des riesigen Schlüssels. Gleich würde er herausfinden, ob der Schlüssel auch in das Schloss der Truhe passte. Es musste einfach so sein! Er packte den Schlüssel und zog ihn aus der Hosentasche. Mit kalten und zittrigen Fingern führte Samuel den Schlüssel zum Schloss. Er glitt geräuschlos hinein. Gut, bis hierhin schien alles zu passen. Vorsichtig drehte Samuel den Schlüssel nach links, er hatte Angst, dass der Schlüssel aufgrund seines Alters abbrach. Aber er ließ sich ohne großen Widerstand drehen. Mit einem leisen "Klack" rastete der Schlüssel ein und das Schloss sprang auf. Samuel hielt die Luft an, er legte seine Hände auf den Deckel der Holztruhe. Er strich darüber und kleine Staubwölckchen flogen auf. Mit einem kurzen Ruck öffnete er den Deckel und blickte gespannt in das Innere der Truhe. Sie war leer. Bis auf einen goldenen Kelch. Vorsichtig nahm Samuel den Kelch heraus und begutachtete ihn. Das Gold war schon etwas trüb und glänzte nicht mehr so sehr. Um den Rand des Kelches waren grüne Diamanten eingelassen. Sie funkelten im dämmrigen Licht der Fackeln die an der Wand hingen. Samuel schloss den Griff fest um den Kelch. Endlich hatte er ihn gefunden! Sein jämmerliches Dasein hatte endlich ein Ende!
Im selben Moment hörte Samuel hinter sich ein Kratzen, so als ob etwas sehr schweres über den Steinboden geschoben wurde. Er drehte sich um und schnappte nach Luft, die Wand, von der er dachte sie bestünde aus schweren, massiven Steinen, glitt zur Seite und ein torbogenähnlicher Eingang kam zum Vorschein. Samuel wurde nervös. Kamen sie jetzt? Er hatte keine Vorstellung davon was ihn jetzt erwartete. Er machte einige Schritte zurück und blieb gespannt stehen. Er konnte seinen Herzschlag pochen hören. Aus dem Inneren des Eingangs konnte er leises Getrappel hören. Erst war es noch weit weg, aber schnell kam es immer näher. Samuel hielt die Luft an. Dann waren sie da. Zwölf Stück an der Zahl. Müde rieben sie sich die Augen, doch als sie Samuel mit dem goldenen Kelch in der Hand erblickten reihten sie sich in einer Reihe nebeneinander auf und verbeugten sich tief vor ihm. Samuel konnte nicht anders, er fing an zu lachen. Er hatte es geschafft, endlich konnte er alles erreichen was er wollte!

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