Kapitel 5

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Tessa setzte sich an die Bar, ihre Laune war jedenfalls im Eimer. Wie konnte Susan einfach davon erzählen, dass Tessa gerade ihren ersten Roman eingereicht hatte? Und noch dazu diesem Denny, den Tessa kaum kannte. Sie wollte nicht, dass irgendjemand von ihrem Buch erfuhr, zumindest so lange nicht, bis es im Buchhandel erhältlich war. Da es aber auch möglich war, dass der Verlag sie ablehnte, wollte sie, dass niemand davon erfuhr, um sich eine Blamage zu ersparen. Es wäre ihr unfassbar peinlich, jedem erzählen zu müssen, dass der Verlag sie abgelehnt hatte.

Jemand berührte sie sanft an der Schulter und Tessa nahm wahr, dass sich jemand neben sie an die Bar setzte. Sie drehte sich um und erkannte, dass es Denny war. Super, der hatte ihr gerade noch gefehlt.
"Heeey Tessa", fing er an. "Was ist denn los? Du bist plötzlich abgehauen."
"Ja, tut mir Leid. Aber eigentlich sollte Susan niemandem von dem Buch erzählen", antwortete Tessa zerknirscht.
"Ach, wieso denn nicht? Ich finde es total cool, dass du ein Buch schreibst. Und sieh es mal so, deinen ersten Fan hast du bereits, bevor es überhaupt veröffentlicht wurde."
Tessa konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Wer weiß, ob es überhaupt jemals veröffentlicht wird. Ich habe es erst heute eingereicht."
"Klar wird es veröffentlicht. Du bist bestimmt eine talentierte Schriftstellerin."
"Danke, das ist nett von dir", nahm Tessa das Kompliment entgegen. "Aber so talentiert wie Samuel White bin ich noch lange nicht."
"Du bist ein Fan von Samuel White?"
"Ja, ziemlich sogar. Niemand schreibt so spannend und abwechslungsreich wie er", träumte Tessa.
"Ich kenne Samuel, meine Eltern sind mit ihm befreundet, er wohnt gar nicht weit weg von hier, nur ein paar Häuser weiter."
Tessa klappte der Unterkiefer runter "Echt jetzt? Ich wusste gar nicht, dass er hier in der Stadt lebt."
"Oh doch, wenn du möchtest, kann ich euch gerne bekannt machen. Du könntest auch zum Abendessen kommen, wenn meine Eltern Samuel mal wieder einladen. So als kleine Wiedergutmachung für Susan's Patzer?"

Tessa hatte das Gefühl, dass das Angebot von Denny nicht nur mit Susan's Patzer zu tun hatte, aber sie willigte dennoch ein. Welch eine Ehre es doch wäre, Samuel White persönlich kennen zu lernen. Sie könnte so viel von ihm lernen.

Denny bestellte noch zwei Cocktails für Tessa und ihn, die beiden prosteten sich zu und Denny verließ seinen Barhocker mit den Worten:" Also dann Tessa, es war mir eine Ehre, dich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. Ich hoffe, dass es bis zum nächsten Mal nicht so lange dauert. Und bitte, sei nicht mehr sauer auf Susan. Sie hat es nicht mit Absicht gemacht und ich werde meine Klappe halten, versprochen", Denny tat so, als würde er seinen Mund mit einem Reißverschluss verschließen, zusperren und den Schlüssel wegwerfen. Dann drehte er sich um und ließ Tessa alleine an der Bar zurück.

Sie ließ den Blick ein wenig über die Partygäste schweifen. Eigentlich war es doch nicht so übel hier, es tat ihr gut, mal ein bisschen aus ihrem Appartement rauszukommen und unter Leute zu gehen. Ihr Blick blieb an Susan hängen, die wiederum den Blick von Tessa suchte. Als sich ihre Blicke trafen, machte Susan einen Schmollmund und ein betroffenes Gesicht, Tessa musste lachen. Sie konnte einfach nicht böse auf Susan sein, sie wusste, dass es ihre Freundin nicht böse gemeint hatte. Tessa bedeutete Susan mit einer Geste zu ihr an die Bar zu kommen und bestellte für Susan denselben Cocktail, den Denny für sie bestellte hatte. Sie hielt ihr den Cocktail entgegen und sagte:" Hier, probier mal, der ist echt lecker."
Susan nahm den Cocktail dankend entgegen und erwiderte:"Tessa, es tut mir wirklich Leid. Mir ist das einfach so rausgerutscht. Ich freue mich so wahnsinnig für dich und ich bin selbst so aufgeregt, da konnte ich in meiner Euphorie einfach nicht die Klappe halten."
"Ist schon gut, Susan. Ich weiß, dass du es nicht mit Absicht gemacht hast. Jetzt lass uns anstoßen und einfach noch den restlichen Abend genießen."

Tessa erzählte Susan von dem Gespräch mit Denny und von Samuel White. Susan bekam große Augen. "Mensch Tessa! Das freut mich unheimlich für dich!", rief sie Tessa zu.

Susan und sie gönnten sich noch ein paar Cocktails. Tessa's Laune besserte sich stetig, woran die Cocktails sicherlich auch ihren Teil dazu beitrugen. Gerade als die beiden die nächste Runde Cocktails geleert hatten, hörten sie einen spitzen Schrei. Tessa drehte sich um und sah gerade noch, wie ein Junge in Badehose ein rothaariges Mädchen hochhob und in den Pool schmiss. Ihrem Beispiel taten es einige nach und legten ihre Klamotten, bis auf die Unterwäsche, ab und hüpften in den Pool. In diesem Moment wurde die Musik noch etwas lauter gedreht und ein paar Jungs schleppten aus einem kleinen Häuschen aufgeblasene Schwimmtiere und schmissen sie in den Pool. 

Tessa durchzuckte ein verrückter Gedanke, aber der Alkohol benebelte ihr Hirn und machte sie leichtsinnig. Sie sah Susan an und fragte:"Lust etwas Unvernünftiges zu tun?" Dabei nickte sie in Richtung Pool. Susan verstand sofort. Die beiden erhoben sich von ihren Barhockern. Tessa streifte zuerst ihre Sandaletten ab, dann zog sie sich ihr Top über den Kopf und öffnete den Knopf ihrer Jeans. Sie legte ihre Sachen ordentlich zusammen auf den Barhocker. In diesem Moment war Tessa froh, dass sie keine weiße Unterwäsche trug.

Zusammen mit Susan rannte sie auf den Pool zu und mit einem Schrei stieß sie sich vom Boden ab und sprang direkt ins Wasser. Das kühle Nass umschloss sie, aber Tessa konnte die Kälte des Wassers kaum spüren, so sehr hatte der Alkohol bereits ihre Wahrnehmung getrübt. Als ihr die Luft ausging strampelte sie sich an die Oberfläche und holte tief Luft. Neben ihr schwamm Susan, die sich die nassen Haare aus dem Gesicht strich. Die beiden brachen in wildes Gelächter aus.

"Tessa Riley, ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Aber ich mag es!", schrie Susan und spritzte Tessa Wasser ins Gesicht.

Als sich der Horizont langsam verfärbte und die Dunkelheit vertrieb, packten Susan und Tessa ihre Schuhe und machten sich auf den Weg nach Hause. Denny stand an der Eingangstür seines Hauses und verabschiedete sich von allen Gästen.

Tessa und Susan liefen barfuß die Straße entlang. Sie waren beide etwas neblig im Kopf und kicherten vor sich hin. Tessa war froh, dass sie mitgegangen war. So viel Spaß hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Und Denny schien sein Wort tatsächlich gehalten zu haben, denn den ganzen Abend hatte sie niemand auf ihren Roman angesprochen.

Als die beiden an Tessa's Wohnung ankamen, umarmten sie sich zum Abschied. Tessa blieb noch eine Weile an der Haustür stehen und blickte in den Himmel. Die Wolken verfärbten sich langsam von einem leichten Lila zu einem satten Orange und Gelb. Bald würde die Sonne ganz aufgegangen sein, sie sollte zusehen, dass sie bald ins Bett kam. Mit einem letzten Blick in den Himmel öffnete sie die Haustür und trat hinein.

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