Kapitel 3

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"Da ist er! Wir haben ihn!", rief wie erwartet der Soldat unten. Ich sah mich verzweifelt um. Zu meiner großen Überraschung ließ der Mann neben mir sich auf den nächsten Ast fallen und dann auf den darunter. Auf dem Untersten blieb er sitzen und holte sein Schwert heraus.

"Das ist die Schwarze Kreatur! Weg hier!", rief der andere Soldat angsterfüllt und riss seinen Freund mit sich, welcher die Gestalt einfach nur anstarrte.

Ich beobachtete das kurz und versuchte dann mich auf den nächst gelegenen Ast zu schwingen, wie die Gestalt es vor mir getan hatte.

Allerdings riss meine Schulterwunde wieder auf und ich stürzte den Rest des Weges hinab auf den kalten Waldboden.

Ich stöhnte schmerzerfüllt auf und griff wieder an meinen Rücken. Meine Hand berührte klebriges Blut, welches sich bereits durch meinen Mantel hindurch fortsetzte.

"Helft mir", keuchte ich und spürte wie ich immer schwächer wurde.

Die Kreatur stand nur unschlüssig ein paar Sekunden vor mir. "Du hast mir drei Mal das Leben gerettet, was bringt es mich jetzt sterben zu lassen?", fragte ich.

Schließlich wandte er sich um und lief zu ein paar Bäumen. Dort plückte er die Kräuter, welche darunter standen und kehrte zu mir zurück.

Dann nahm er ein Messer und schnitt meinen Mantel auf. Ich unterdrückte einen Schrei, als er die Kräuter kurz zerkleinerte und auf die Wunde presste.

"Was ist das für ein Gift?", fragte ich, denn nun brannte sie stärker als jemals davor und entzog mir auch mehr Kraft.

Er antwortete mir aber nicht, sondern machte das gleiche mit weiteren Kräutern. Es wurde nicht besser. Nicht beim zweiten und auch nicht beim dritten Mal.

Irgendwann nahm er den Stapel Blätter und warf ihn in den Wald hinein. So blieb er stehen und wartete bis ich vor Erschöpfung wegkippte.

~

Ein wenig später wachte ich wieder auf. Die Schmerzen waren fast gänzlich verschwunden. Ich setzte mich auf, wobei sie nicht wieder kehrten, wie beim letzten Mal und stand ganz auf. Mir war ein wenig schwindelig, doch ich konnte stehen.

"Nein, bitte ich bin ein unschuldiger Mann!", rief plötzlich ein Mann aus dem Wald. Ich sah mich überrascht um. War die Kreatur wieder am Töten?

Tatsächlich stolperte der Kutscher, welcher mir am letzten Morgen die Leichen gebracht hatte, zu mir und blieb überrascht stehen. Hinter ihm trat der Schwarze Kämpfer hervor, welcher sein Schwert gezogen hatte.

"Mein Lord?", fragte der Kutscher verwirrt. Die Kreatur blieb an der Stelle stehen und steckte das Schwert weg.

"Ich glaube er hat dich geholt, damit du mich mitnimmst", antwortete ich bloß und humpelte zu dem Mann. Meine Beinwunde war ja noch nicht verheilt.

Fragend drehte der Kutscher sich um. Die in Schwarz gekleidete Person rührte sich mal wieder nicht.

"Wie Ihr wünscht mein Herr", sagte er schließlich, doch traute sich keinen Schritt an der Kreatur vorbei.

Ich seufzte und ging an ihm vorbei. Bei der schwarzen Gestalt blieb ich stehen, sodass der Mann nun zu der Kutsche gehen konnte.

"Ihr habt mir mein Leben gerettet. Deswegen kommt Ihr nun mit dem Euren davon, doch seht Euch vor. Die Krone wird keine Morde mehr dulden", murmelte ich ihm zu. Der Mann zeigte keine Reaktion, also ging ich weiter zu der Kutsche. Ich wusste dass ich zurückkehren musste, doch genauso nahm ich an, dass ich nun in dem Wald sicher sein würde. Wie auch immer diese Gestalt den ganzen Wald auf einmal im Blick behalten konnte.

"Fahrt los", befahl ich und schon trabten die beiden Pferde los.

~Nach der langen Fahrt~

Müde stieg aus der Kutsche und streckte mich kurz. Die Schmerzen in meiner Schulter waren gänzlich abgeklungen. Was das wohl für ein Wunderkraut war, das der ehemalige Soldat da auf meine Wunde getan hatte? Egal was es war, ich wäre froh gewesen es auch auf meinem Bein gehabt zu haben, jedoch wären die Schmerzen viel größer gewesen als die, die ich jetzt hatte.

"Danke, Kutscher", sagte ich noch und sprang dann ab. Das musste sofort der König erfahren. Gab es nun eigentlich einen neuen Regenten? Als ich weg ritt, stritt man sich gerade über den Tag der Abstimmung.

"Wache, wie ist der Stand im Schloss?", fragte ich erwartend und ging zu einer der Wachen.

"Lord Narcisse wurde zu dem neuen Regenten gewählt, mein Herr" "Narcisse?" "Ja, mein Herr" "Sonst noch etwas?", fragte ich etwas überrascht. Ich hatte angenommen, dass Francis' Mutter Regentin werden würde.

Die Wache schluckte bloß still, was mich noch neugieriger machte.

"Sprecht", befahl ich. "Don Carlos, der Prinz von Spanien befindet sich am Hof und... Ist schwer verletzt", antwortete die Wache zögerlich.

"Don Carlos?", fragte ich noch einmal nach, worauf der Mann zustimmte. Ich nickte ihm zu und ging dann in das Schloss.

So schritt ich schnell den Gang entlang auf dem Weg zu meinem Gemach. (Delphine ist übrigens bei dem Versuch Fancis zu retten gestorben und diesen Mörder lassen wir mal weg, weil er keine wirkliche Relevanz in der Story hat)

Dort angekommen befahl ich meiner Wache einen Termin mit König Charles und dem Regenten Narcisse auszumachen, welche sich auch sofort auf den Weg machte.

Neben der Information über die Schwarze Gestalt, welche nun auch nicht so wichtig war, musste ich jedoch sehr wohl über die englischen Truppen in den Wäldern berichten. Was sollte ich überhaupt über den Mann erzählen? Er hatte mir drei Mal das Leben gerettet. Jedoch schon hunderten das Leben genommen. War es gerecht von mir ihn jetzt zu bestrafen? Er half doch auch die Engländer zu besiegen?

Die Schwarze Gestalt / ReignWo Geschichten leben. Entdecke jetzt