Ich hatte mich den restlichen gestrigen Tag nur noch in meinem Zimmer verkrochen. Ich war sehr dankbar dafür gewesen, dass Philipp das anscheinend verstand, denn er schickte mir das Abendessen auf mein Zimmer. Vermutlich hatte Elisabeth ihm die ganze Geschichte erzählt und obwohl ich auch froh darüber war, dass er nicht sofort gekommen war, um darüber zu reden, genauso verletzt war ich auch. Ich konnte nicht verhindern, dass ich wieder dachte, dass ich ihn nicht interessieren würde, doch das Essen sollte wohl das Gegenteil beweisen.
Nun war der nächste Morgen und ich fragte mich nun schon lange, ob ich zum Frühstück kommen sollte. Vermutlich wäre das die Einverständnis, dass ich es hier doch nicht so schlimm fand, doch in der Hinsicht hatte sich nichts geändert. Oder?
Ich seufzte schwer und zog mich an. Auch wenn ich dieses spanische Schloss hassen sollte, wobei ich mir gar nicht mehr so sicher war, wollte ich nicht verhungern und ich wusste nicht, ob ich wieder das Essen geliefert bekam.
Eigentlich hatte ich die Frühstücke immer gemocht und genossen. Da waren alle noch nicht so wirklich in ihrem Alltag drinnen gewesen, jeder verschlafen und noch kein König, Königin, Prinz oder Prinzessin. Da war jeder er selbst gewesen. Es gab nie politische Streite, ob und wen ich jetzt heiraten sollte und was nun das Beste für Spanien war. Wir waren nur eine, zugegeben ziemlich reiche, Familie gewesen, die normal frühstückte und auf das hoffte ich gerade wieder.
Also hatte ich mich schnell gemessen für das Frühstück gekleidet und verließ den Raum. Es stand nur noch eine Wache vor meinem Zimmer. Anscheinend hatte Carlos mit meinem Vater gestritten und hatte so halb verloren.
Jedenfalls folgte sie mir wortlos. Ein kleiner Teil von mir war sich nicht einmal mehr sicher, ob diese Wache wirklich zu meinem Bruder gehörte.
Doch was sollte ich schon tun? Sie war da und los würde ich sie wohl nicht so schnell werden. Also ging ich ungestört weiter zu dem Raum, wo wir immer Frühstück gehabt hatten.
Als ich den Raum betrat sahen sich sofort alle nach mir und stoppten mit dem Essen.
"Guten Morgen", sagte ich förmlich und setzte mich auf meinen alten Platz. Die Sachen, die ich jetzt widerwillig angezogen hatte, passen mir sogar noch relativ gut.
Ein paar Sekunden sahen mich alle sprachlos an, bis ich schließlich zu essen begann und alle sich klar wurden wie komisch das aussah.
"Guten Morgen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir die Ehre bekämen", lächelte mein Vater und aß bemüht ruhig und normal weiter. Ich hatte irgendwie das Gefühl nicht wirklich willkommen zu sein. Die Gespräche bevor ich hier ankam wurden augenblicklich abgebrochen und nicht mehr weitergeführt.
Wortlos wurde mir ein Tablett vor mein Gesicht gehalten. Es beinhaltete einige Brötchen mit Aufstrich, von welchen ich mir eines nahm. Irgendwie hatte ich das Gefühl das zu müssen.
Doch weiterhin schwebte das Tablett vor meiner Nase. Der Blick meiner Familie brannte auf mir. Hatte ich etwas falsch gemacht? Einige Sekunden dachte ich fieberhaft nach, bevor ich zu dem Entschluss kam, dass ich alles richtig gemacht hatte, mich etwas zurücklehnte und den Kellners auffordernt anschaute. Doch als ich aufsah sah ich nicht das erwartete Gesicht eines Küchenjungens, sondern... Bash!
Jetzt bildete ich mir auch noch ein ihn zu sehen... er konnte gar nicht hier sein! Er war in Frankreich und hatte mich vermutlich längst vergessen. Warum sollte er zurückkommen?
"Isabella?", fragte plötzlich eine all zu gut bekannte Stimme. Aber das konnte nicht sein! Wie kam er hier her? Warum erlaubten meine Eltern das? Sie mussten doch wissen, dass er mich zurückholen würde?
"Bash?", fragte ich schließlich kleinlaut und sah zu meinem Vater. Dieser lächelte bloß und aß beruhigt weiter, wobei er uns nicht aus den Augen ließ.
"Wie kommst du hierher?", fragte ich also die Frage, die mir schon so lange auf der Zunge lag. Doch ohne auf eine Antwort zu warten stand ich schon auf und umarmte ihn lange.
"Dein Vater hat mich gebeten den spanischen Hof mal zu besuchen", murmelte Sebastian als wir uns wieder trennten.
"Hast du?", fragte ich und drehte mich zu dem König. Dieser stand ebenfalls auf und schickte mit einer Handbewegung alle Bediensteten aus dem Raum.
"Ich will, dass du glücklich bist, das war zu beweisen", sagte er fast schon feierlich. Ich sah ihn still an. Er meinte das ernst. Mein Vater, der als kaltblütiger Herrscher bekannt war, sollte seine einzige Tochter einfach so aufgeben? Sie einen Bastard eines toten Königs heiraten lassen, doch ob ich das überhaupt noch wollte, wusste ich nicht. Ich hätte ihn nur geheiratet, um vor Carlos sicher zu sein, doch der war nun aufgehalten von seinem Vater und so verrückt er auch war, er würde niemals seinen Vater wirklich zornig machen wollen, nur wegen mir.
"Das... ich danke dir, Vater", lächelte ich und stand auf, um Bash zu umarmen. Meine Familie, ausgenommen Carlos natürlich, welcher genervt auf sein Essen starrte, lächelten zurück.
"Ich muss mit dir reden", hauchte ich dann Sebastian zu und zog ihn mit mir vor die Tür. Dort schloss ich sie hinter mir und sah die wartenden Bediensteten so lange böse an, bis sie sich von selbst aus dem Staub machten.
"Bash, diese Heirat..." "Ist ein Fehler", unterbrach er mich und zog seine Hände weg. Verwirrt schaute ich ihn an. "Warum bist du dann hier?", flüsterte ich. Meine Stimme war zu mehr im Moment nicht fähig.
"Weil ich dich irgendwo noch liebe, nur ist das nicht genug. Ich kenne dich doch nicht einmal. Du bist...", er atmete tief durch und sah zu Boden, "niemand, den ich heiraten möchte, es tut mir Leid, wir passen einfach nicht zusammen. Das würde niemals funktionieren."
"Warum bist du dann überhaupt hergekommen, wenn du wusstest, dass das nichts wird?", fragte ich aus einer verwirrenden Mischung aus Trauer, Wut und Verständnislosigkeit. Ich konnte und wollte nicht verstehen. Er hatte mir hiermit so viel Hoffnung gegeben.
"Weil dein Vater ein Tyrann ist, das weißt du so gut wie ich!", schrie er schon fast.
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Die Schwarze Gestalt / Reign
FanfictionIm Wald in der Nähe des königlichen französischen Hof entfernt lebt angeblich eine schwarze Gestalt, die jeden Menschen tötet, welcher irgendwann in seinem Leben etwas Böses getan hat. Nun ist es an Bash, als Stellvertreter des Königs, das Wesen zu...