Die Schwarze Gestalt / Reign

Kapitel 5

Ich wollte gerade den Gang entlang gehen, als ich hörte, dass jemand hinter mir her eilte. Ich drehte mich sofort um. Es war Mary.

"Mary, was ist passiert?", fragte ich, als ich das aufgeregte Gesicht sah.

"Bash, du musst mir helfen den spanischen Prinzen in Sicherheit zu bringen. Er ist verletzt", keuchte sie und hielt vor mir an.

"Wo ist er?" "Kommt mit mir", antwortete die Königin und drehte sich wieder um. Da sie nicht so schnell gehen konnte, wegen ihrem Kleid, konnte ich mit meiner Verletzung gut Schritt halten, ohne dass sie es bemerkte.

Sie führte mich durch das Schloss bis zu einem gut ausgestattetem Raum.

"Hier", sagte Mary noch und zeigte auf Don Carlos, welcher bewusstlos auf Fellen lag. Sein Kopf war verbunden.

Ich unterließ es zu fragen wie das passiert war, sondern eilte einfach zu ihm.

"Wir müssen ihn in einen der Geheimgänge bringen", befahl ich und versuchte ihn hochzuheben. Er war schwer, doch ich konnte ihn vorsichtig tragen.

"Hier sollte irgendwo einer sein", murmelte Mary und schlug zwei der Teppiche, welche an den Wänden hingen zurück. Eine Staubwolke wirbelte auf, als sie sie in Bewegung setzte.

"Hinter dem Bild", ächzte ich und nickte zu einem großen Bild. Sie lief sofort hin und schob es ein wenig weg. Tatsächlich war dahinter ein dunkler Gang.

Ich hörte bereits aufgeregte Stimmen und das Quitschen von Rüstungen draußen.

"Schnell", rief ich und ging so schnell ich konnte darauf zu. Mein Bein rebellierte, jedoch ignorierte ich es und stieg in den Gang.

Mary kam mir sofort hinterher und schob das Bild wieder an seinen alten Platz.

"Folge mir", flüsterte die Königin, während sie sich an mir vorbei quetschte und langsam sich an den Wänden vorran tastete.

Ich folgte und blieb so gut ich konnte hinter ihr. Mein Atem wurde immer schwerer und mein Bein schmerzte immer mehr.

"Bash? Ist alles in Ordnung?", fragte Mary, doch da knickte mein Bein bereits um und ich fiel mitsamt dem Prinzen zu Boden.

"Bash!", rief Mary überrascht. Ich keuchte schwer und fasste an mein Bein, was meine Freundin natürlich nicht sah.

Plötzlich berührte eine raue Hand die meine. Sie war von einem Handschuh bedeckt.

Etwas verwirrt ließ ich mich aufziehen und stützte mich gegen die Wand.

"Wer ist da?", rief Mary in Panik. Sie musste den ehemaligen Soldaten wohl auch berührt haben.

"Keine Sorge. Er hilft uns", antwortete ich. "Wer ist das?" "Ich weiß es nicht. Er redet nicht gerne und ich habe auch noch nie das Gesicht gesehen, doch er hat mir bereits oft das Leben gerettet", erklärte ich und umfasste mein wieder blutendes Bein.

Neben mir hörte ich ein Rascheln und die leblose Hand des Prinzen schlug gegen die meine.

"Er nimmt den Prinzen. Wir müssen weiter", keuchte ich und versuchte aufzutreten. Es tat zu viel weh, also nahm ich die Wand als Stütze und hüpfte so weiter.

"Bash? Hast du dich verletzt?" "Eine alte Wunde ist aufgeplatzt. Wir müssen weiter", drängte ich.

Also gingen wir nach einem Seufzen von Mary weiter. Wohin wir genau gingen, wusste ich auch nicht.

"Wir sind da", flüsterte die Königin plötzlich und ich blieb stehen. Mir tat alles weh.

Langsam drangen Lichtstrahlen in den Gang und man konnte die Schwarze Person erkennen, welche Don Carlos trug.

Als sie immer mehr wurden, stieg Mary ins Licht und winkte uns hinterher. Die Gestalt ging zuerst, dann folgte ich.

Wir stiegen in einen Raum, welchen ich noch nie gesehen hatte.

"Hier haben meine Hofdamen und ich oft gespielt", lächelte Mary und ließ sich auf das verstaubte Bett fallen.

Ich setzte mich auf einen Stuhl und der Prinz wurde auf eine Decke gelegt.

"Wer seid Ihr?", fragte die Königin und trat näher an die Schwarze Kreatur.

"Mary, nicht!", rief ich noch, jedoch hatte er bereits das Schwert gezogen und hielt es auf sie gerichtet.

"Sie hat dir nichts getan!", versuchte ich sie zu verteidigen, doch er machte sowieso keine Anstalten ihr mehr anzutun.

"Er will sich nur schützen. Er wird nicht reden", murmelte ich.

Mary hob leicht die Hände und trat wieder zurück. Die Gestalt ging stattdessen zu mir und hockte sich zu meinem Bein.

"Was tut er?", fragte die Königin.

"Er versucht mich zu verarzten, aber wir haben nichts da", knurrte ich durch meine Zähne hindurch, da er gerade meine Hose von der Wunde entfernte, um sie zu sehen.

Schließlich riss er einen Streifen von seinem eigenen Umhang ab und band ihn fest um die Wunde, wobei mir doch ein Schmerzensschrei entwich.

"Oh, Bash", murmelte Mary mitleidig und trat vorsichtig neben mich.

Dann erhob sich der Kämpfer, zog wieder sein Schwert und stellte sich aufmerksam, jedoch uns immernoch im Blick, neben den Vorhang, welcher zum Geheimgang führte.

"Es wird uns niemand finden", sagte Mary entschlossen.

"Wo sind wir hier eigentlich?", fragte ich, um mich selbst von den Schmerzen abzulenken.

"Lola hat diesen Raum entdeckt. Wir wissen nicht genau wo er liegt, jedoch haben wir nie eine Tür gefunden" "Und diese Kerzen?", fragte ich und zeigte auf die vielen brennenden Kerzen. Es musste hier jemand wohnen.

"Wir haben hier niemals jemanden gesehen, jedoch brannten immer diese Kerzen", antwortete Mary und ging auf sie zu.

Plötzlich drangen Stimmen durch den Gang zu uns.

"Leise", zischte ich und versuchte auch mein Schwert zu ziehen, doch da ich mein Bein nicht einmal zucken konnte, war es mir unmöglich aufzustehen und zu kämpfen.

Allerdings stach der Schwarze Kämpfer in den Vorhang, als er sich langsam hob.

Ein leiser Schrei ertönte und ein Soldat fiel durch den Stoff.

Sofort strich die Schwarze Gestalt den ganzen Vorhang beiseite und deutete uns, dass wir folgen sollten.

"Ich kann nicht gehen. Mary, folge ihm", murmelte ich und sah zu der Königin.

"Nein, ich werde dich nicht verlassen", widersprach sie sofort.

Allerdings trat der Soldat mit ein paar Schritten auf sie zu und packte sie.

"Hört sofort auf!", rief ich, doch Mary wurde bereits gegen ihren Willen zu dem Eingang gestoßen.

"Nein! Bash!", rief sie noch, jedoch verschwanden die beiden und ich blieb alleine zurück.

Ich legte meine Hände auf meine Wunde. Sie würde sich sicher entzünden und ich würde sterben, wenn ich nicht schon vorher durch Englische Truppen ermordet wurde.