Kapitel 10

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Ich ging zu ihm und kniete mich auf den Boden. "Du warst der einzige, der immer zu mir gehalten hat, Carl", flüsterte ich leise und nahm seine Hände in die meinen.

"Du hast mich vermutlich längst vergessen, oder?", murmelte ich und legte meinen Kopf kurz auf meine Hände.

"Nein, ich könnte es nicht", kam plötzlich von neben mir und ich zuckte sofort auf. Die Augen des Prinzen waren halb geöffnet.

"Carl", hauchte ich leise und sah ihn erstarrt an. Ich hatte nicht erwartet je wieder mit ihm zu sprechen.

"Ich habe dich vermisst... dich vermisst...", murmelte er und schaute mit gläsernen Augen ins Leere.

"Carl, du...", flüsterte ich leise, doch er schien mich gar nicht zu hören. Ich lächelte kurz und drehte mich dann um. Auch wenn er überleben würde, war er nicht mehr der selbe. Das wichtigste war jedoch, dass er noch zu retten war.

Es klopfte an der Tür. Ich sah zu ihr, wie sie aufging und Mary eintrat.

"Wie ist das passiert?", fragte ich etwas verwirrt und deutete zu Carlos. Er war gerade wieder dabei weg zu dösen.

"Er hatte einen schweren Unfall. Ich soll Euch ausrichten, dass das Schloss wieder unter unserer Kontrolle ist und Sebastian Euch sucht", lenkte sie schnell vom Thema ab.

Ich nickte und verließ den Raum wieder, während ich Mary einen prüfenden Blick zu warf.

Wenig später war ich wieder bei der Krankenstube angekommen. Sebastian ging unruhig auf und ab.

"Du solltest dich noch ausruhen", lächelte ich und schloss die Tür hinter mir.

"Narcisse hat mir berichtet, dass du hier verweilen möchtest", antwortete er bloß.

"Ich... Wenn du das nicht willst, gehe ich wieder zurück, es wäre nicht schlimm für mich. Ich würde nur bleiben, um... zu sehen wie sich das Schloss erholt", sprach ich stockend. Sebastian trat näher zu mir.

"Du hast vermutlich ganz Frankreich gerettet. Der König würde dir sicher einige Länder verschreiben und dir..." "Bash, ich bin eine Frau. Wie stellst du dir das vor? Alles was mir gehören würde, würde meinem Mann oder meinem Vater gehören", widersprach ich sofort.

"Wer ist deine Familie?", fragte Bash sofort und schaute mich fest an.

"Ich... Ich kann nicht. Bash, es geht mir gut so und ich bin vor meiner Familie geflüchtet" "Was hat sie dir angetan?", sagte er besorgt. Dass ich ihn angelogen habe, dass sie tot sind, interessierte ihn wohl nicht weiter.

"Ich kann einfach nicht. Mir hat mein Leben lang nur ein Mann beiseite gestanden und der ist gerade im Begriff zu sterben", murmelte ich und schaute schaute schnell weg. Leicht sammelten sich Tränen in meinen Augenwinkeln.

"Dann werden wir ihn retten. Wo ist er?" "Danke, aber es bringt nichts. Bash, ich...", fing ich an und nun rollte auch noch eine Träne über meine Wange.

"Nein, Bell", sagte Bash noch, zog meinen Kopf hoch und umarmte mich. Ich fühlte mich so sicher bei ihm. Warum hatte ich ihn nicht schon früher kennengelernt? Wenn ich bei meiner Familie geblieben wäre, wäre es anders gewesen, doch auch nicht besser.

"Bash, was habe ich für eine Zukunft hier?", fragte ich, als wir uns wieder trennten.

"Was würdest du denn gerne für eine haben?" "Ich weiß es nicht. Alles liegt in Schatten" Bash schaute mich einige Sekunden still an. Was plante er bloß?

"Du sagtest, dass dein Mann deine Ländereien bekommen würde und du ansonsten nichts eigenes hättest. Du müsstest jemanden zum Mann nehmen, der bereits einen hohen Stand hat und..." "Bash? Machst du mir gerade einen Antrag?", fragte ich etwas verwirrt.

"Das wäre natürlich nur, damit du einen höheren Stand bekommst und mehr erreichst...", stotterte Bash. Ich hatte ihn noch nie so unentschlossen erlebt.

"Bash... Es tut mir Leid, aber ich halte nichts von solchen Heiraten. Ich sollte selbst einmal aus Geldgründen mit einem Adeligen vermählt werden. Gegen meinen Willen. Letzendlich wurde die Hochzeit abgesagt, aber ich habe mir geschworen niemals mehr wegen diesen Gründen zu heiraten. Es tut mir Leid", sagte ich leise, senkte meinen Blick und verließ den Raum.

"Bell!" Ich drehte mich noch einmal um.

"Dann bleibe wenigstens im Schloss. Ich lasse nicht zu, dass du in den Wald zurück kehrst", sprach er. Ich stand mit dem Gesicht zur Tür und schwieg kurz. Dann verließ ich ohne Antwort den Raum. Ich würde hier bleiben, doch als was, war mir weiterhin rätselhaft.

Die Schwarze Gestalt / ReignWo Geschichten leben. Entdecke jetzt