Kapitel 13

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Ich schluckte schwer und ging weiter in Richtung meines Lagers. Was hatte er sich denn dabei gedacht bei diesem Wetter in einem ganzen Wald ein gut getarntes Versteck zu finden? Selbst am helligsten Tage würde man Tage oder Wochen brauchen, um es zu finden!

Ich biss mir verzweifelt auf die Lippe. Wenn ich doch wenigstens wüsste, ob er hier überhaupt angekommen ist!

Ich kletterte ohne große Mühe an einem Baum hoch. Das hatte ich mir schon früher beigebracht. Den Regen war ich schon lange gewohnt.

So hüpfte ich von Ast zu Ast. Ich hatte hier oben einen viel besseren Überblick und kannte mich eigentlich auch besser aus. Nur wenn ich kämpfte ließ ich mich auf den Boden fallen. Es war zu gefährlich.

Ich war so fixiert auf das Getue unter mir, dass ich nicht bemerkte wie ich gegen etwas vor mir lief. Wie kam denn das dahin? Da musste aber der Sturm etwas verweht haben, denn normalerweise kannte ich jeden Ast und jedes Blatt hier. Gerade hier, wo in der Nähe mein Lager lag.

Das hatte aber wiederum zur Folge, dass ich natürlich das Gleichgewicht verlor und mit wildem herumwedeln mit meinen Armen von dem Ast fiel, auf welchem ich gerade spazierte.

Mit großen Augen starrte ich unter mich und auf den nahenden Boden. Das würde mich wohl mehr verletzen, als der Sturz vom Pferd...

Vielleicht ja so sehr, dass ich selbst nicht mehr zurück könnte und hier sterben würde im schlimmsten Fall...

Jedoch riss mich im gleichen Moment etwas an meinem Arm zurück. Nur knapp sprang mein Gelenk nicht aus seinem alten Platz, jedoch zerrte ich damit meinen ganzen linken Arm.

Zuerst dachte ich mir, dass ich immernoch mit dem rechten kämpfen könnte, bevor ich mich fragte, was da eigentlich meinen Fall gestoppt hatte.

"Bell!", keuchte eine allzu bekannte Stimme über mir.

Ich sah nach oben und tatsächlich hielt mich Sebastian mit all seinen Kräften und zog mich so weit nach oben, dass ich meine vor Schmerz pochende Hand, auf den Ast legen konnte.

Ohne ein weiteres Wort, da es in meiner Position wohl zu anstrengend wäre, und mit vielen Schmerzen, schwang ich meine andere Hand nach oben.

"Ich kann mich nicht an einer Hand aufziehen", keuchte ich leise und röchelte dabei ein wenig, da meine Luft nicht mehr richtig durch meine Lungen strömen wollte.

"Ich helfe dir", antwortete Bash sofort und legte seine Hand etwas unter meinen rechten Ellbogen.

"Nein, ich werde mich auf diesen Ast dort fallen lassen, vertraue mir", bat ich, doch auch wenn er widersprochen hätte, hätte ich keine andere Wahl gehabt. Mein Linker Arm war unbrauchbar, auch wenn ich ihm das natürlich keineswegs übel nahm.

Ich sah ihn noch eine Sekunde an und prägte mir sein Gesicht ein, falls doch etwas schief gehen sollte und ließ mich dann fallen.

Wie geplant landeten meine Füße weich auf dem Ast und ich hätte auch das Gleichgewicht halten können, jedoch brach der morsche Ast unter dem plötzlichen Druck und knickte sofort nach unten ab.

Geistesgegenwärtig sprang ich ab und rannte auf dem brechend Ast einige Schritte, bis ich endlich an dem Stamm ankam und ihn fest umklammerte, während das Holz hinter mir tief hinunter fiel.

"Geht es dir gut?", fragte Bash besorgt, welcher gerade so ungeschickt wie beim ersten Mal hinunter kletterte.

"Ich werds überleben", keuchte ich bloß und lehnte meine Stirn erschöpft gegen die Rinde.

"Ich sagte dir doch, dass ich dein Lager finden würde?", fragte er plötzlich.

"Können wir das später besprechen? Wir sollten lieber ins Schloss zurück", sagte ich leise und bewegte meinen Arm ein wenig. Ich tat das immer, denn so konnte ich überprüfen, ob er gebrochen war und wenn nicht, dann müsste der Schmerz, wenn man den Arm einfach so weiter benutzte, nach ein paar Sekunden verklingen.

Also hockte ich mich hin und hangelte mich, wobei ich auch mehr Gewicht auf meinen rechten Arm legte, zum nächsten Ast und das so lange, bis ich mich ohne Risiko auf den Boden fallen lassen konnte.

"Fall nicht noch einmal runter!", rief ich hinauf und lächelte dabei belustigt. Wenn auch der Sturm nicht nachgelassen hatte, konnte ich Bash immernoch erkennen, wie er unbeholfen durch den halben Baum krachselte, bevor er irgendwann den selben Ast wie ich vorhin erreicht hatte und sich ebenfalls fallen ließ.

"Ist dein Pferd noch da? Meines ist durch gegangen", fragte ich hoffnungsvoll und sah ihn abwartend an.

"Es ist dort hinten angebunden", antwortete Bash und rieb sich seine aufgeschürften Hände.

"Gib die Tasche her", lächelte ich und mit einem fragenden Blick reichte er sie mir. Ich kramte kurz darin herum und holte dann eine Creme heraus.

"Ich habe noch mehr davon. Für deine Hände", sagte ich und hielt sie ihm hin.

Er sah mich kurz überrascht an, doch nahm sie dann.

Während er sie sich eincremte, ging ich schon vor zu dem Pferd. Es war tatsächlich noch da, wenn auch unruhig.

Ich band es los und führte es zu seinem Herrn zurück. Dieser ging mir bereits entgegen.

Die Schwarze Gestalt / ReignWo Geschichten leben. Entdecke jetzt