Wir trennten uns langsam wieder, doch blieben nah beieinander.
Der Moment war perfekt, bis er von einem lauten Donner zerstört wurde und ich zusammen zuckte. Natürlich hatte ich schon einige Stürme erlebt, doch niemals war ich in den letzten Jahren geschützt in einem Schloss und in den Armen des Mannes, den ich liebte, gewesen.
Wir beide lachten kurz, als Bash mich umarmte. Ich löste mich allerdings wieder und ging zum Fenster. Draußen war alles dunkel und nur die paar vereinzelten Lichtstrahlen des Schlosses, ließen erkennen, dass draußen sich die Bäume in dem Wind bogen.
"Bash, meine Sachen sind noch da draußen", murmelte ich besorgt und drehte mich zu ihm um.
"Deine Sachen?" "Andenken, Kleidungsstücke, aber auch diverse Kräuter, die man nicht einfach mal so finden kann. Unter anderem auch das, mit dem ich dich geheilt habe", antwortete ich besorgt.
"Du kannst bei dem Sturm nicht nach draußen" "Aber ich kann meine Sachen auch nicht dort lassen" Sebastian schwieg kurz und schaute an mir vorbei nach draußen.
"Ich werde sie holen" "Nein, das kannst du nicht. Du weißt ja auch gar nicht wo sie sind", widersprach ich sofort und hielt ihn am Arm auf, als er sich bereits umdrehen wollte.
"Ich werde wieder kommen", versprach er. "Nein, Bash, das kannst du nicht tun. Ich bin eine mindestens genauso gute Reiterin und kenne mich dort gut genug aus. Du wirst dich bloß verlaufen und niemals wieder zurück finden"
"Lass mich diese eine Sache für dich tun. Du brauchst nie wieder an diese alten Zeiten denken. Jetzt bist du hier und das wirst du auch bleiben", befahl er sanft, zog mich wieder an sich heran, gab mir einen letzten Kuss, bevor ich widersprechen konnte, und ging dann.
Ich schluckte und schaute ihm hinterher. Wie sollte er meine Sachen denn bei dem Unwetter finden? Er war verrückt.
Plötzlich schlug das Fenster hinter mir auf und ich wirbelte erschrickt herum. Ich knurrte leise und schloss es mit wenig Mühe wieder, doch als ich mich umdrehte, stand mein Bruder vor mir und drückte die Tür hinter sich zu.
"Warum hast du das vorhin gesagt? Es hätte mir alles zerstören können", warf ich ihm etwas wütend vor und trat näher.
"Ich wollte, dass du mit mir zurück nach Spanien kommst. Ich habe dich so lange Zeit nicht mehr gesehen und will dich jetzt nicht noch einmal verlieren" "Glaubst du das kaufe ich dir jetzt noch ab? Ich weiß was du da drinnen getan hast! Du wolltest Mary das Land stehlen und auch noch töten. Sie ist meine Freundin und das wusstest du auch", widersprach ich sofort.
Carlos seufzte wütend. "Sie hätte mich fast umgebracht. Sie hat diesen Unfall verursacht. Sie hat es verdient eine Strafe zu bekommen" "Aber nicht den Tod! Ich bin sicher, dass sie es nicht mit Absicht getan hat. Du kannst nach Spanien zurück kehren, aber ohne mich. Ich werde mit Bash zusammen hier bleiben", sprach ich entschlossen. Ich würde niemals mit so einem Tyrannen nach Spanien zurück kehren, oder auch nur jemals einen Fuß mehr auf dieses Land setzen.
"Mit Sebastian also, das trifft sich aber gut, denn ich habe nicht vor Mary ungestraft gehen zu lassen. Bash hat offensichtlich eine gute Beziehung zu der Königin von Schottland und kennt bestimmt auch einige Geheimnisse von ihr. Wenn du nicht willst, dass ich unseren Eltern erzähle, dass du am Leben und am französischen Hof zusammen mit Sebastian bist, dann wirst du diese Geheimnisse herausfinden und mir schreiben. Ich werde Mary bestrafen wie auch immer und wenn du fliehen solltest, wird man dich finden, verlass dich drauf. Ich habe hier weiterhin meine Spione. Ich erwarte jeden Vollmond einen Brief von dir", befahl Don Carlos.
Ich starrte ihn überrascht an und war, bis er die Tür hinaus stolziert war, nicht fähig etwas zu erwidern. Er war definitiv verändert worden durch seinen Unfall. Was sollte ich nun tun? Ich konnte doch nicht meine Freundin verraten und auch noch Bash!
Ich seufzte schwer und setzte mich ans Fenster. Zurück nach Spanien wollte ich auf keinen Fall. Wer weiß was meine Eltern mir antun würden?
Aber was sollte ich dann tun? Bash alles anvertrauen? Zusammen einen Plan ausdenken? Was wenn der schief ging? Mein Bruder könnte mich immernoch verraten...
Ich kniff kurz die Augen zusammen. Eine Möglichkeit gab es noch...
Ich stand auf, schnappte mir meinen schwarzen Umhang und verließ den Raum. Der ganze Plan würde wohl kaum aufgehen, wenn Sebastian im Sturm umkam. Von einem Ast erschlagen oder verirrt...
Ich lief sofort zum Stall. Die Stallburschen hatten sich wohl nach drinnen verkrochen, denn dort war keine Menschenseele.
"Ganz ruhig, tut mir Leid, aber ich muss einen Freund retten", murmelte ich, während ich eine braune Stute aus ihrer Box holte. Kurz stockte ich, als ich Bash als "einen" Freund bezeichnete. Ich wusste nicht was wir waren...
Das Pferd war eindeutig auch unruhig, als immer wieder Blitze in unserer Nähe einschlugen und sofort darauf der laute Donner kam.
"Sch, dir wird nichts passieren", sprach ich beruhigend, als ich sie fertig gesattelt und aufgezäumt hatte und ihr fest in die Augen schaute.
Die Stute wandte nur mit einem Schnauben ihren Kopf ab.
"Das nehme ich mal als ein "Ja"", murmelte ich und stieg auf. Vorsichtig und mich leichten Bewegungen steuerte ich sie aus dem Stall und über die Felder bis zu dem Wald.
Ich hatte gehofft Bash schon hier anzutreffen, jedoch war weit und breit niemand zu sehen. Etwas anderes beunruhigte mich auch... Der Blitz suchte sich immer das höchste Ziel aus, um einzuschlagen und ich war auf einem Pferd alleine auf einem weiten Feld.
Vielleicht wurde Sebastian ja schon erwischt und lag irgendwo zwischen diesen Kornfeldern.
Ich schob diese Gedanken schnell weg und ritt unbeirrt weiter auf meinen Wald zu.
Die vertrauten Bäume tauchten bereits durch den starken Regen vor mir auf, als ich eine Weile geritten war.
Plötzlich schlug ein Blitz ganz knapp neben uns ein und es kam was kommen musste und mein Pferd ging natürlich sofort erschrickt unter mir durch.
Keine fünf Sekunden später, war ich abgeworfen und von der Stute keine Schemen mehr zu erkennen.
Ich knurrte vor mich hin, als ich mich in dem nassen Korn vor Schmerzen krümmte und blieb einige Sekunden still liegen, um noch einmal durch zu atmen, bevor ich mich langsam aufsetzen konnte.
Durch meinen Rücken war zuerst eine Welle von Schmerzen gekommen, doch diese hatte nicht lange angehalten und nun ging es mir wieder gut, bis auf ein gewisses Dröhnen im Kopf natürlich.
Doch das war auszuhalten und so stand ich entschlossen auf und kämpfte mich weiter durch die Stränge vor mir, welche fast so hoch waren wie ich selbst.
Ich stützte mich erschöpft an einem Baum ab, als ich endlich bei dem Wald angekommen war. Kurz wurde mir auch schwarz vor Augen, doch ich schüttelte bloß meinen Kopf und ging unbeirrt weiter.
"Bash!", schrie ich so laut ich konnte durch den Wald, doch gegen das Prasseln des Regens auf die Blätter um mich herum, schien es bloß ein leises Piepsen zu sein.
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Die Schwarze Gestalt / Reign
FanfictionIm Wald in der Nähe des königlichen französischen Hof entfernt lebt angeblich eine schwarze Gestalt, die jeden Menschen tötet, welcher irgendwann in seinem Leben etwas Böses getan hat. Nun ist es an Bash, als Stellvertreter des Königs, das Wesen zu...