Kapitel 17

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Ich schluckte schwer, als ich leise die Türklinke nach unten drückte und die Tür öffnete. Mein Herz pochte schnell. Wenn Bash hier drinnen war, hatte ich verloren. Dann wären die Schmerzen, mein Fasttod und das Ohnmächtigschlagen eines Prinzen ohne Nutzen gewesen.

Ich holte tief Luft und drückte die Tür auf. Der Raum war leer, zumindest auf den ersten Blick. Ich zögerte nicht mehr lange und schnappte meine Tasche, womit ich sogleich wieder aus dem Raum stürmte.

Leise huschte ich durch die Gänge. Ich wusste nicht wie lange der Schlag Johann bewusstlos lassen würde und vielleicht war er längst wieder auf den Beinen. In dem Fall musste ich seine Wachen und Bash fürchten.

Was tat ich hier eigentlich? Ich warf die Chance auf ein relativ normales Leben weg. Ich verließ alles, was ich mir aufgebaut hatte. Meine große Liebe, die Dankbarkeit eines ganzen Landes und den Wohlstand einer Adeligen, die ich sein könnte, wenn ich es wollen würde. Ich würde wieder zurückkehren in den Wald. In meine alte vermoderte Hütte. War das etwa wirklich mein Schicksal? Auf Ewig dort festzusitzen? Niemals für lange Zeit glücklich sein zu können? Mein einziger Zeitvertreib war dann wohl wieder das Ermorden von Leuten und so leicht es mir augenscheinlich auch fiel Leben zu nehmen, letzendlich war es das doch nicht.

Traurig sah ich hinter mir die Schlossmauern an. Ich hatte alles, was ich mir je erträumen hätte können.

Plötzlich legten sich von hinter mir Hände auf meinen Mund und zogen mich zurück. Überrascht begann ich mich zu wehren, doch bevor ich wirklich realisierte was geschah, saß ich bereits in einer Kutsche.

Drinnen wurde ich gegen den Sitz gedrückt zusammen mit einem kurzen Schwert vor meiner Kehle.

Als ich verstand warum das hier alles geschah brach auch noch das letzte Stückchen Herz in mir. Ich wollte einfach nur noch heulen, doch das erlaubte ich mir nicht. Dies waren einfache Wachen, ich würde sicher nicht vor denen Schwäche zeigen!

Ich nickte dem Mann leicht zu als Zeichen, dass ich wusste wer hier das Sagen hatte und lehnte mich dann in eine Ecke, um ein wenig nachzudenken, oder zu schlafen wenn nötig. Die Kutsche fuhr bereits los. Warum war ich vor Bash geflohen? Ich war so ein kindischen Verhalten von mir gar nicht gewohnt. Er wollte mich nicht heiraten, na, und? Ich hätte auch ohne ihn ein schönes Leben am Hof gehabt.

Die Worte meines Bruders fielen mir wieder ein. Ich war zu ihrem Schutz geflohen. Ja, sie waren sicher, doch ich? Ich wurde an den einzigen Ort gebracht, den ich wirklich verabscheute auf dieser Welt. Spanien.

~

Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich schlief. In Panik schreckte ich auf und setzte mich gerader hin. Ich hatte den ganzen Weg verschlafen! Die Landschaft draußen war definitiv nicht französisch! Die Wache gegenüber von mir hatte eine Hand auf den Schaft ihres Schwertes gelegt und schaute mich warnend an. Es mussten mehrere Stunden gewesen sein, dass nicht auch sie eingeschlafen war, war auf jeden Fall eine Leistung.

Draußen war gerade die Sonne aufgegangen, das hieß wir sollten bald da sein. Was würde mein Vater sagen? Meine Mutter war bei meiner Geburt gestorben und Elisabeth, die derzeitige Königin von Spanien und die Frau meines Vaters hatte ich niemals kennengelernt. Maria Tudor hingegen schon, doch die war bereits verstorben. Ich mochte sie auch nicht wirklich, doch über Elisabeth wurde erzählt, dass sie wirklich nett sei.

(Ich halte mich ab hier mehr an die echte Geschichte, doch wenn mir ein paar Fehler passieren könnt ihr mir das sicher verzeihen. Ich schmücke das alles ein bisschen aus, aber im großen und ganzen sollte das schon passen)

Schließlich sah ich vor uns die Mauern des spanischen Hofes aufragen. Ich wurde ein wenig nervös und atmete tief durch. Die Wache entspannte sich wieder ein wenig. Was hatte sie auch schon zu fürchten? Ich hatte keine Waffen oder ähnliches, die wurden mir schnell abgenommen, als ich diese Kutsche betrat.

Schneller als erwartet erreichten wir das Tor und nach einem kurzen Gespräch mit dem Kutscher und einer Wache fuhren wir ein.

Widerwillig stieg ich aus, als mir die Tür geöffnet wurde und sah mich schnell um. Es sah noch wie früher aus, doch wir waren nicht in den großen Hof gefahren wie erwartet, sondern an einen eher abgelegenen Platz. Mein Bruder wartete schon selbstsicher auf mich.

"Die verlorene Tochter ist zurück gekehrt!", lachte er schelmisch und klatschte kurz in die Hände. Ich knirschte ein wenig mit meinen Zähnen und sagte kein Wort. Hinter mir gab die Wache auf ein Handzeichen von Don Carlos hin mir meine Tasche zurück.

"Hey, ich habe dir eine kostenlose Fahrt nach Hause arrangiert!", beschwerte er sich sarkastisch und lachte wieder.

"Brings einfach hinter uns", knurrte ich und ging schon los nach drinnen.

Mein Bruder folgte mir ein paar Sekunden später schon weniger lachend. Es war offensichtlich mehr von diesem Unfall zurück geblieben, als ich geglaubt hatte.

Vielleicht würde mein Vater mich ja verstoßen, dann wären alle Probleme gelöst und ich müsste nie wieder zurückkehren oder Bash verstand was geschehen war und holte mich wieder zu sich?

Wir betraten einen Gang, welcher zu der Halle führte, wo die Könige, aber auch die Wachen, Mägte, Bedienstete oder sonstige Menschen auf mich warteten. Mir wurde unwohl bei dem Gedanken vor all diesen Leuten gedemütigt zu werden.

Doch zu meiner Überraschung bogen wir früher in einen kleineren Gang. Ich nahm kaum an, dass Carlos das befohlen hatte, darum musste es mein Vater sein, der darauf bestanden hatte. Auch wenn ich es nicht wollte, machte das ihn irgendwie sympathischer.

Die Schwarze Gestalt / ReignWo Geschichten leben. Entdecke jetzt