Kapitel 14

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Ohne weitere Worte stiegen wir beide auf und ritten los. Ich hoffte inständig, dass dieses Pferd nicht wie mein letztes unter mir durchging.

Während Bash es ritt, rieb ich mir hinter ihm weiter meinen Arm. Er war bereits rot angeschwollen.

Entgegen meinen Erwartungen schafften wir es ohne weitere Zwischenfälle zurück zum Schloss.

Bash brachte das Pferd zurück, während ich schon einmal hinein ging. Nebenbei durchwühlte ich noch die Tasche, ob alles da war.

Mir kam vor, als würden mich alle anstarren, an denen ich vorbei ging, während ich zu Bashs Zimmer schritt. Dem war natürlich nicht so, doch trotzdem fühlte ich mich die ganze Zeit verfolgt.

Als ich endlich die Türe hinter mir schließen konnte, atmete ich erleichtert aus und legte meinen Umhang ab. Das Kleid darunter war natürlich komplett durchnässt.

Doch das war jetzt nicht so wichtig. Ich setzte mich ans Fester und suchte die richtigen Worte, bis der Eigentümer des Zimmers endlich kommen würde.

Endlich öffnete die Tür sich auch wieder und Bash trat herein. Erst jetzt sah ich, dass auch er vollkommen durchnässt war.

"Wir müssen reden", sagte ich leise und konnte ihn nicht ansehen.

"Du solltest dich erst einmal umziehen", erwiderte er bloß. "Nein, das kann nicht länger warten", sagte ich schnell und stand auf.

Er wollte sich gerade ein neues Hemd nehmen, jedoch schaute er mich nun doch ernster an und stoppte in seiner Bewegung.

"Ich kann dir nicht sagen in welchem Zusammenhang, aber wir sollten heiraten", rückte ich schnell mit der Wahrheit heraus.

"Vor nicht langer Zeit warst du wehement dagegen jemanden zu heiraten, den du nicht wirklich kennst und liebst" "Bash, ich werde bedroht und ich kann mein Leben nur retten, wenn ich dich heirate, bitte! Stelle keine Fragen und denke dir, dass ich schon damals "ja" gesagt hätte", bat ich ihn.

"Das kann ich nicht. So wollte auch ich nie heiraten. Was ist wirklich los?", fragte er besorgt und trat einen Schritt näher.

"Ich kann es dir wirklich nicht sagen. Du würdest mir helfen wollen, aber das würde uns alle umbringen. Mary und deine Familie. Charles...", sagte ich leise.

"Und darum sollten wir heiraten?", fragte Bash ungläubig.

"Es würde uns wohl einiges ersparen, wenn auch nicht den Zorn, der jenigen, die mich bedrohen", erklärte ich und bekam langsam ein ziemlich schlechtes Gefühl in meinem Magen. Ich mochte es überhaupt nicht so geheimnisvoll ihm gegenüber zu sein. Ich wollte ihm einfach alles erzählen und mich dann in seinen Armen ausheulen.

"Das kann doch nicht die Lösung sein. Lass mich dir helfen", bat er und wollte meine Hand nehmen, jedoch zog ich sie weg. Ich wusste, dass wenn er nicht einwilligte, ich die Forderungen erfüllen müsste, und das würde mir das Herz brechen und seines auch, wenn er es herausfand.

"Ich muss jetzt gehen", hauchte ich plötzlich, stand auf und stürmte aus dem Zimmer. Ich könnte es nicht ertragen, durch Bash Informationen zu bekommen, die Mary schaden könnten. Doch sollte ich mein Leben wirklich über das ihre stellen? Ich würde sogut wie alles verlieren, wenn ich wirklich meinem Bruder half.

Ohne wirklich mitzubekommen, was um mich herum geschah, lief ich durch die Gänge und über die Stiegen zu meinem Gemach.

Ich sollte mich wirklich erst einmal umziehen. Meine Sachen lagen noch bei Bash. Damit hatte er zumindest einen Grund mich besuchen zu kommen. Und das wollte ich doch... Ich wollte, dass er um mich kämpfte und versuchte mir zu helfen, obwohl er gar nicht wusste, worum es überhaupt ging.

Als ich ankam, stützte ich mich keuchend auf meiner Bettlehne ab. Gab es denn noch einen anderen Weg, wie ich ihn dazu führen konnte, dass er mich heiratete?

Mir fiel nichts ein, was so auf die Schnelle ging. Zumindest nichts, was innerhalb eines Mondes passieren würde...

Ich zog mich nachdenklich um in mein Schlafgewand. Auch wenn ich nur noch ein paar Stunden Schlaf haben würde, könnte ich zumindest in so einer angenehmen Kleidung besser nachdenken.

Eigentlich hatte ich gedacht, dass es lange dauern würde, bis ich einschlafen könnte, doch in dem Moment, als ich meinen Kopf auf das wunderbar weiche Kissen, das war auch einer der Sachen, die ich nie wirklich zu schätzen gewusst hatte früher, legte, fielen mir meine Augen bereits zu und ich glitt in einen sinnlichen Schlaf.

~

Als ich aufwachte war ich nicht mehr in meinem Bett. Ich war auf einer Art roten Sofa. Mir tat alles weh, als ich versuchte mich auf meinen Ellenbogen abzustützen, um zu sehen wo ich überhaupt war.

Verwundert musterte ich das wunderschöne Zimmer und stand schließlich doch ganz auf, als ich eine Tür erblickte, die einen Spalt offen stand.

Die Muster und Verzierungen entsprachen überhaupt nicht denen des französischen Hofes. Vielleicht auch so ein geheimes Zimmer oder ein eigens eingerichtetes für Gäste...

Aber wie war ich hier her gekommen? Ich könnte doch unmöglich so fest geschlafen haben!

Ich ging leise zur Tür und dehnte den Spalt weiter aus.

Vor mir lag ein langer Gang mit rotem Teppich. Auch das hatte ich nie wirklich so in dem Schloss gesehen.

Stimmen näherten sich von rechts. Ich drückte den Spalt wieder ein wenig zu und stellte mich hinter die Tür, um zu hören was sie sagten.

Als ich langsam die Worte, welchen ihren Mündern entwischten, entziffern konnte, blieb mir kurz das Herz stehen. Mir wurde sofort richtig heiß und schlecht zugleich.

Sie sprachen nämlich nicht Französisch, sondern Spanisch!

Jetzt mal ehrlich, ich konnte wohl kaum eine ganze Fahrt durch Frankreich und Spanien bis nach Portugal durchgeschlafen haben! Kein Schlafmittel war dafür stark genug!

Doch genau in dem Moment rüttelte plötzlich jemand an meinen Schultern.

Erschrocken fuhr ich herum, doch ich sah nicht wie ich erwartet hatte irgendeine Wache, die mich beim Lauschen erwischt hatte, sondern ein flauschiges, weißes Kissen!

Und ich stand auch nicht mehr, sondern lag auf einem weichen Untergrund.

"Bell?", fragte ein besorgtes Gesicht direkt vor mir. Stechende grüne Augen sahen mich abwartend an.

"Was ist...", murmelte ich leise und sah mich um. Ich war in meinem Schlafzimmer.

"Du hast geträumt", flüsterte Bash und lächelte mich amüsiert und besorgt gleichzeitig an.

"Du hast mir keine Antwort gegeben. Keine echte", sagte ich bloß leise und setzte mich langsam auf.

"Isabell, wenn du mir sagst, was wirklich los ist, dann werde ich dich heiraten, jedoch keine Frau mit einem solchen Geheimnis...", antwortete er bloß

Ein paar Sekunden starrte ich ihn bewegungslos an, jedoch suchte ich innerlich verzweifelt nach einer Lüge, die ich ihm glaubhaft statt der Wahrheit erzählen konnte, doch es fiel mir einfach keine ein.

Die Schwarze Gestalt / ReignWo Geschichten leben. Entdecke jetzt