Kapitel 16

186 11 0
                                    

"Wer seid Ihr?", fragte ich etwas verwirrt und betrachtete den jungen Mann vor mir. Er war offensichtlich von hohem Stande, was seine Kleidung und die Ausstattung seines Zimmers bewies.

"Mein Name ist Johann, ich besuche hier ein paar Freunde", antwortete er bloß.

Ich war zunächst etwas verwundert, dass er keinen Titel oder Nachnamen dazu sagte. Normalerweise waren die Männer stolz auf ihren Rang, was ihn wohl nicht sehr viel interessierte. Das musste doch einen Grund haben?

Ich stand schnellstmöglich auf.

"Nun, freut mich Eure Bekanntschaft zu machen", sagte ich und neigte meinen Kopf tief, da ich nicht wirklich wusste, ob ich einen Knicks machen sollte.

Mein Gegenüber zog bloß amüsiert den rechten Mundwinkel hoch und betrachtete nun auch mich.

"Ebenfalls, verzeiht mir die Frage, aber ich habe Euch gerade beim einbrechen erwischt, solltet Ihr da nicht wenigstens ein wenig... Nun, schlechtes Gewissen haben?", fragte er immernoch ein Lachen unterdrückend.

"Oh...", brachte ich bloß überrascht heraus und lachte gleich darauf kurz.

"Wenn man es so sieht vermutlich schon", fügte ich noch hinzu. Auch wenn ich wusste, dass das vermutlich ziemlich schlimm für mich enden würde, konnte ich ein Lachen nicht unterdrücken.

"Darf ich fragen warum?", fragte Johann und ging währenddessen zu einer seiner Taschen.

"Das ist eine wirklich lange Geschichte..." "Wenn sie damit endet, dass Ihr eine viele hundert Meter hohe Wand nach oben klettert, muss sie wohl ziemlich spannend sein", antwortete er bloß und setzte sich mit einer Kiste in der Hand vor das Fenster, welches er bereits vorhin schon geschlossen hatte.

Ich seufzte kurz und setzte mich schließlich doch neben ihn hin.

"Das heißt, wenn die Geschichte glaubwürdig ist, werdet Ihr mich nicht verraten, oder wie darf ich das verstehen?", lachte ich und beobachtete ihn dabei, wie er lächelnd die Kiste öffnete.

Zu meiner Überraschung waren darin Verbände und sonstige medizinische Dinge.

"Keinesfalls. Das mit Eurem Arm habe ich übrigends gesehen", antwortete er schon auf meine nächste Frage und öffnete seine Hand, worauf ich meinen Arm vorsichtig in sie legte.

"Ich weiß immernoch nicht wie Ihr heißt", sagte er, während er eine Salbe großzügig auf mein schmerzendes Gelenk auftrug.

"Isabella", antwortete ich kurz angebunden. "Und wie weiter?", grinste er wissend, doch konzentrierte sich weiterhin auf meinen Arm.

"Das habt Ihr mir auch nicht verraten" "Nun, gut, ich bin der Sohn von Magdalena Bonnet, jetzt du", murmelte er leise.

"Ich... ", ich legte eine lange Pause ein und seufzte kurz, "bin die Prinzessin Spaniens", sagte ich schließlich frei heraus und sah flüchtig zu Johann, welcher seelenruhig das Ende des Verbandes befestigte und dann alles wieder einsteckte.

"Du wolltest mir noch deine Geschichte erzählen", erwiderte er und stand auf.

"Das wundert dich nicht?" Er ging still bis zu seiner Tasche und packte die Kiste wieder weg. Dann blieb er mit dem Rücken zu mir gewandt stehen.

"Meine Mutter heißt nicht Magdalena, sondern Dorothea von Sachsen-Lauenburg", brachte er schließlich heraus.

"Ihr meint, Ihr seid der Sohn von Christian III.?", fragte ich bemüht ruhig.

"Ja, aber hier bin ich nur ein reicher Adeliger, der seine Freunde besucht", antwortete er leise und drehte sich zu mir um.

Sofort dachte ich daran was das für eine Chance war den Prinzen vor mir zu haben. Wenn wir heiraten würden, könnte er mich beschützen und ich würde mit ihm nach Norwegen kommen, wo mich Carlos niemals finden würde. Meine Eltern wären zufrieden, da ich eine gute Partie gemacht hatte und der französische Hof wäre wieder sicher.

Es wäre alles perfekt und ich müsste nicht einmal Königin werden, da Johann der jüngere Bruder war und somit nicht der Thronfolger.

Außerdem hatte ich über Christian III. bis jetzt nur gute Sachen gehört. Ebenfalls so über Johann.

"Und Ihr wollt mich jetzt verraten?", fragte ich, um die entstandene Stille zu beseitigen.

"Auch als Prinzessin habt Ihr nicht das Recht in fremde Gemächer zu stolzieren, wie es euch beliebt", antwortete er bloß darauf.

"Tut mir Leid, aber dafür habe ich gerade wirklich keine Zeit", sagte ich verächtlich und stand auf.

"Ihr werdet hier bleiben", befahl er bloß und stellte sich in meinen Weg Richtung Tür.

"Wie wollt Ihr das umsetzen?" "Da ich es wüsste, wenn die spanische Prinzessin hier wäre, nehme ich an, dass ihr verdeckt hier seid und nach Eurer Kleidung nach zu urteilen in einer nicht sehr hohen Stellung. Wem glaubt Ihr würde man mehr glauben? Einem reichen Adeligen, oder..." "Mir", beendete ich zischend seinen Satz.

"Das ist egal, denn eigentlich hatte ich sowieso vor abzureisen und wenn ich das schnell genug mache, habt Ihr keine Chance" "Oh, doch das habe ich", lächelte er selbstsicher und ging zur Tür.

Ich biss mir nervös auf die Unterlippe, welche ohnehin noch wegen dem Wald weh tat und dachte angestrengt nach. Ich musste einfach einen Weg hier raus finden.

Das Fenster konnte ich schlecht nehmen, denn springen und klettern waren beide keine Optionen.

Sobald er eine Wache fand war ich verloren und er wusste das so gut wie ich.

Ich sah nur noch eine Chance, welche jetzt auch nicht gerade die beste, aber zumindest eine effektive wäre...

Kurz entschlossen schlich ich mit ein paar schnellen Schritten hinter ihm her, sodass er mich nicht hörte, wärend er bereits seine Hand auf die Türklinge legte.

So vollführte ich einen harten und gezielten Schlag neben seinen Kopf, worauf er sofort auf die Knie fiel und einen gequälten Laut von sich gab.

"Tut mir Leid, aber das kann ich mir gerade wirklich nicht leisten", murmelte ich ihm zu und legte seinen Oberkörper vorsichtig auf den Boden.

Ich schluckte schwer und konnte meiner Chance auf ein Leben weit weg des spanischen Hofes und trotzdem als ich selbst, zusehen, wie sie weit am Horizont verschwand. Auf Nimmerwiedersehen.

Ich sah ihn noch kurz traurig an, dann öffnete ich die Tür, welche nur ein wenig aufging, da Johann schließlich davor lag.

Plötzlich wurde mir bewusst was ich da gerade getan hatte. Ich hatte einen Prinzen nieder geschlagen! Ich hatte ihn verletzt! Wenn er wieder nach Norwegen zurückkehrte und das seinem Vater erzählte, würde dieser mich suchen lassen und ich musste mich vor noch einem König und seinem Sohn verstecken.

Probleme über Probleme...

Doch ich musste das erst einmal beiseite schieben. Was getan war, war getan, ich musste das beste aus der Situation machen...

"Es tut mir Leid", flüsterte ich ihm leise zu und stemmte die Tür auf, worauf sich sein Körper einmal umdrehte, bevor ich mich dann nach draußen quetschen konnte.

Zum Glück standen draußen keine Wachen. Ich schloss hinter mir schnell ab, dann eilte ich auch schon weiter nach oben zu Bashs Zimmer.

Die Schwarze Gestalt / ReignWo Geschichten leben. Entdecke jetzt