19. Austin: Probleme

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„Heiiii" Grinsend kam Boris in mein Zimmer, mal wieder ohne anzuklopfen.

Wozu hatte er eigentlich zwei funktionierende Hände? Nur, um Charlie damit einen runterzuholen, oder was?!

„Was?", fragte ich erschöpft.

Er zuckte mit den Schultern, als er die Tür schloss und zu mir aufs Bett zuschlenderte. „Gar nichts. Ich wollte nur mal nach dir sehen. Du verkriechst dich schon ziemlich lange hier drin. Seit deine kleine Fickpuppe weg ist"

Er wagte es auch noch, sich nach diesem Satz zu mir aufs Bett zu setzen.

„Nenn ihn nie wieder so", knurrte ich.

Er hob die Hände, in einer verteidigenden Geste. „Ich mein da nur. Der Arme bekommt ja gar nicht mit, was du da mit ihm machst"

„Ich mache gar nichts mit ihm!"

Scheiße, Boris redete so viel Müll, das war mir nie so aufgefallen wie jetzt.

Er zog nur die Augenbrauen hoch, glaubte mir nicht.

Ich wollte mich erklären, aber er ließ mich nicht.

„Hei hei, Bruder, dein Ding, ich versteh das schon. Er ist hübsch, aber komm schon..." Er sah mich an, als wollte er sagen, das kann nicht dein Ernst sein. „...Er sitzt im Rollstuhl. Du kannst doch nicht mit ihm..."

„Ich will doch gar nicht mit ihm schlafen!" Etwas zu laut unterbrach ich ihn. „Ich will nicht und ich habe nicht, okay?! Als du letztens rein gekommen bist, war der einzige Moment, indem wir uns jemals ein bisschen nahe waren und ja, ich wollte ihn küssen, aber nur einfach so und es hätte auch sicherlich nicht zu mehr geführt. Ich bin doch kein notgeiles Arschloch. Ich weiß, wie scheiße das wäre, ihn..."

Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie der Sex mit ihm funktionieren würde, wenn er nichts tun konnte als geil auszusehen. Es wäre vermutlich total langweilig für ihn und er würde sich fragen, wann ich denn endlich fertig war, während er als Loch herhalten musste. Das war weder erotisch noch romantisch. Und ich mochte Jay ja nicht wegen sowas.

„Okay", meinte Boris verstehend. „Aber was ist er dann für dich?"

Ich seufzte, ließ den Kopf auf seine Schulter fallen. „Keine Ahnung, Mann. Zuerst war er der Typ, dessen Freundin ihn mit mir betrogen hat, dann der, dessen Vater mein Ex ist, als ich noch am Leben war und jetzt ist er der, der sich seit einer Woche nicht mehr meldet."

„Was hast du denn angestellt?", fragte Boris, als er einen Arm um mich legte und mich somit ein bisschen an sich drückte.

Ich seufzte und genoss den Moment dabei. Er roch so gut!

„Er hat das mit meinen Heilkräften mitbekommen und wollte, dass ich versuche, seine Beine zu heilen, aber ich habe ihm erklärt, dass es nicht geht, weil es zu gefährlich ist und jetzt ist er sauer."

Boris war ruhig. Er schien nachzudenken. „Geht es wirklich nicht?"

„Natürlich" Ich nahm den Kopf von seiner Schulter, um ihn anzusehen. „Aber es ist viel zu gefährlich. Er könnte dabei sterben oder ich könnte noch größeren Schaden anrichten als ohnehin schon. Wenn es schief läuft, wird er mich hassen, falls er dann überhaupt noch lebt"

„Er ist doch erwachsen, ich denke, das sollte seine Entscheidung sein" Als das von Boris kam, verstand ich gar nichts mehr.

„Du solltest mich eigentlich aufmuntern und nicht dafür sorgen, dass es mir noch schlechter geht", wies ich ihn auf die Aufgaben eines besten Freundes hin.

„Ich weiß" Er blieb ruhig, aber ich sah etwas Verletzliches in seinem Blick. „Aber ich verstehe ihn. Ihr habt gerade dasselbe Problem wie Charlie und ich. Ich weiß, dass er Informationen hat, wie ich versuchen kann, unsterblich zu werden, aber er will nicht damit rausrücken, weil er es so für richtig hält. Aber das ist nicht seine Entscheidung. Es ist mein Leben und ich will nicht in 60 Jahren sterben und euch hier zurücklassen. Ich will ja kaum mehr in den Spiegel sehen, weil ich jetzt schon 3 Jahre älter bin als Charlie es biologisch jemals sein wird. Ich weiß, es ist nicht dasselbe wie bei Jaylin, aber es ist ähnlich. Du bist seine einzige Hoffnung, Austin. Ich verstehe dich natürlich schon, aber du gehst das zu rational an. Versuch dich mal in ihn hineinzuversetzen. Der Junge ist 19 Jahre alt. Er hat sein Leben noch vor sich. Und das soll so aussehen?" Er sah mich kopfschüttelnd an.

„Ich wusste gar nicht, dass du solche Probleme mit Charlie hast"
Ich fühlte mich mies in diesem Moment. Wie der schlechteste Freund der Welt, um genau zu sein.

Boris seufzte. „Es sind nicht wirklich Probleme. Er weiß auch nicht, dass ich weiß, dass er weiß, wie ein Mensch unsterblich werden könnte. Ich versuchte ihn immer wieder unauffällig zu dem Thema zu locken, aber er blockt ab, doch er widerspricht sich jedes Mal selbst und merkt es nicht mal. Er lügt mir mitten ins Gesicht, ohne mit der Wimper zu zucken, aber ich bin einfach nicht mutig genug, ihm so direkt zu sagen, dass er mir die Wahrheit sagen soll. Ich will, was wir haben, nicht kaputt machen, weil ich weiß, dass er mich nicht versteht" Er seufzte erneut und pulte niedergeschlagen an seinen Fingerkuppen herum. „Es ist kompliziert.... Am besten du redest einfach nochmal mit Jay. Ich meine, die Entscheidung liegt bei dir und wenn du dir das nicht zutraust, ist es auch okay, aber gib dir ein bisschen Mühe, Jaylin auch zu verstehen und frag dich, wieso du ihm nicht hilfst. Weil du es wirklich nicht kannst, oder weil du nicht dafür verantwortlich sein willst, wenn etwas schief geht."

Only mortal (Boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt