9 | ~Schock~

52.4K 1.1K 38
                                    

Drei verdammte Wochen vergingen und James redete kein Wort mehr mit mir, ich existierte für ihn gar nicht mehr. Ich tat es ihm gleich, keines Blickes würdigte ich ihm. Meine Gefühle unterdrückte ich, so gut es ging. Wenn er nur nicht so verdammt toll aussehen würde, würde es mir vielleicht leichter fallen, aber leider konnte ich nichts daran ändern. Aber um ehrlich zu sein, würde ich das auch nie ändern wollen. Es ist mitlerweile ein Hobby, ihn zu beobachten, wenn er nicht hinsieht. Seine Muskeln, seine Lippen, sein Gesicht, einfach alles war verdammt perfekt an ihm!
Witzig fand ich es jedoch, dass es in den meisten Gesprächen von den Mädchen darum ging, wie gut er wohl küsst, wie er ohne Hemd aussieht und so weiter. Ich musste immer schmunzeln, weil ich es sehr genau wusste, wie er ohne Hemd aussieht. Und er küsst fantastisch! Hm...
Fast hätte ich angefangen in Mrs. Schmidts Unterricht zu sabbern. In der nächsten Stunde haben wir Mathe.
Fantastisch!
Als es zu Pause klingelte, machte Mrs. Schmidt extra langsam um James noch zu sehen. Irgendwie nervte mich das ganze angeschmachte von den Mädchen tierisch. Haben die alle nichts besseres zu tun? Doch das letzte was ich wollte, ist eifersüchtig zu sein, auf etwas worauf ich kein Recht habe.
James betrat den Raum und alle Blicke lagen auf im. Er trug nur ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Seine Ärmel waren wieder hochgekrämpelt. Nicht starren, Sophie! Ich sah sofort wieder in mein Buch herab. Oh Mann... James wechselte noch ein paar Worte mit Mrs. Schmidt und lächelte sie an.
Dieses Lächeln!
„Wie ihr sicherlich wisst, geht es nächste Woche auf Klassenfahrt nach Rom." Irgendwie hatte ich überhaupt kein Interesse daran, wegzufahren. „Da Mr. Ellis leider krank ist, werde ich Mrs. Schmidt begleiten.". Ein Raunen ging durch die Klasse. Die Mädchen konnten vor Begeisterung kaum ruhig sitzen.
Auf einmal klingelte mein Handy. Alle Starrten mich an, James mit eingenommen. Er hasste es, wenn ein Handy in seinem Unterricht an ist.
Ich musste wohl vergessen haben es auszuschalten. Mein Gesicht war wahrscheinlich rot wie eine Tomate. Als ich auf mein Handy sah, war es mein Vater, der versuchte, mich zu erreichen. Ich hatte schon zehn Nachrichten. Mein Vater ruft mich nur in äußersten Notfällen an. Angst keimte in mir auf. Was ist, wenn etwas mit meiner Mam ist?
Ich sprang auf, rannte in den Flur vor den Klassenraum und ging ran. Alle starrten mich an, als sei ich lebensmüde, jetzt ran zu gehen. James folgte mir, doch das interessierte mich nicht. „Was ist los?", fragte ich meinen Vater, in meiner Stimme hörte man Sorge. „Sophie...", fing er an. James stand jetzt unmitelbar vor mir, aber ich starrte nur durch ihn hindurch. „Deine Mam hatte einen Unfall". Ich schlug mir die Hand vor den Mund, um ein lautes Aufschluchzen zu demmen. Meine Augen fingen an zu brennen. In James Augen sah ich, dass er sich Sorgen machte. „Sie ist mit einem anderen Auto zusammen gekracht, aber ihr geht es soweit gut.". Die Tränen kullerten mir die Wangen runter. Langsam rutschte ich an der Wand hinunter vor Erleichterrung. „Sie hat eine leichte Gehirnerschütterung, Prellungen und ihr Bein ist gebrochen.". Gott, mein Gesich wurde kreidebleich. „Ich komme sofort zu euch!", sagte ich und sprang auf. James musterte mich immer noch, ich sah ihn an, dass er mich gerne trösten würde, doch wir wussten beide, das es besser wäre, wenn er es lassen würde. „Sophie, wir haben beschlossen, dass es besser ist, wenn du dort bleibst, wo du bist. Deine Mutter ist außer Gefahr und du könntest hier eh nichts weiter ausrichten.",sagte mein Vater. „Aber ich...", mein Vater schnitt mir das Wort ab. „Sophie, ihr geht es gut. Wenn du willst, gebe ich sie dir.". Es raschelte ein wenig, dann erschien die wunderschönste Stimme auf der Welt am Hörer. Sie klang erschöpft. „Liebes, dein Vater hat recht, mir geht es soweit gut.". Eine weitere Träne lief mir übers Gesicht, aber diesmal aus Freude ihre Stimme zu hören. „Seid ihr euch sicher, dass ich nicht kommen soll, ich könnte...". Wieder konnte ich nicht zu Ende erzählen. „Sophie, bitte mach dir keine Umstände. Es ist alles gut und wir wollten dir nur sofort Bescheid sagen.". „Okay Mam..., aber bitte ruf mich jeden Tag an und sag mir Bescheid, falls ich doch kommen soll.". Ich haderte zwar immer noch ein wenig, mich nicht sofort ins Auto zu setzen, aber ich respektierte den Wunsch meiner Mam.
Sie erzählte mir noch kurz, wie es dazu kommen konnte, was der Arzt gesagt hat und dann war sie aber so müde, dass wir das Telefonat beendeten.
Ich atmete einmal kräftig aus. Mit meinem Handrücken wischte ich mir über die nasse Wange.
„Ist alles ok?". James war die ganze Zeit bei mir geblieben. „Meine Mam hatte ein Unfall, aber ihr geht es soweit gut.". Das alles erinnerte mich so extrem an Kate, dass mir sofort wieder die Augen brannten. Er strich mir meine Träne aus dem Gesicht „Willst du nach Hause?". Ich schüttelte mit dem Kopf.
Seine Hände glitten in seine Hosentasche.
„Mr. Beaufort?", er entfernte sich sofort ein Schritt von mir. „Kommen sie wieder rein?". Chanel. Gott, wie ich diese Mädchen hasse. Sie schaute mir in mein verheultes Gesicht. James reuspert sich. Er sah mich an. Ich verstand sofort. „Ich geh nur nochmal kurz auf die Toliette.". Ich deutete mit meinen Kopf in Richtung Toiletten. „Ist wirklich alles gut?". Ich war also James doch nicht egal. Ich zögerte, doch dann nickte ich. Ihm entging das Zögern nicht. „Sophie", sagte er liebevoll, obwohl Chanel uns immer noch anglotzte. „Alles gut, Mr. Beaufort!". Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Er atmete noch einmal tief durch. Ich ließ ihn nicht zu Wort kommen, ich ging einfach Richtung Toiletten. Er stand einfach da, seine Hände in den Taschen und den Blick auf mich gerichtet. Er blieb solange stehen, bis ich mich aus seinem Blickfeld entfernte.
Das konnte ja eine tolle Klassenfahrt werden, war das erste, was mir gerade in den Kopf kam.
Hoffentlich denkt sich Chanel nur nichts dabei.

TEACH MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt