26 | ~grauenvolle Vergangenheit~

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Song Empfehlung:
Saturn von Sleeping At Last

*

Sophies Sicht:
Schwarz. Alles Schwarz.
Mein Atem geht stoß weise. Meine Lieder sind schwer und mein Schädel brummt.
Nur am Rande höre ich Geräusche, die ich dumpf wahrnehme.
Als ich meine Augen versuche aufzuschlagen, nehme ich alles nur verschwommen wahr. Orientierungslos und panisch sehe ich mich um.
Ich sitze in einem Auto und das kopfüber.
Stützend stemme ich meine Arme auf den Boden.
Sofort durchströmt mich ein dumpfer Schmerz durch den rechten Arm.
Schmerzerfüllt stöhne ich auf. Überall liegen zerbrochene Scheiben und mein Arm ist wahrscheinlich gebrochen.
Mit der linken Hand versuche ich den Gurt zu öffnen.
Als ich es schaffe mich zu lösen, pralle ich auf den Boden auf.
Was ist passiert?
Ich weiß noch, dass mich Kate abgeholt hatte und wir uns gestritten haben über... Cole...
Als ich an ihn denke, durchfährt es mich eiskalt.
Gott wieso war ich nur so dumm? Schnell sehe ich zu der Fahrerseite.
Doch was ich sehe zerstört mit einem Mal meine ganze Welt. Mein Herz setzt aus.
Mir wird schlecht und eiskalt zu gleich.
„KATE!", schreie ich und versuche sie wach zu rütteln.
Ihr lebloser Körper liegt auf dem Boden und überall ist Blut.
Ihr Körper ist zertrümmert. Meine Welt gerät aus den Fugen. So schnell ich kann, versuche ich aus der Frontscheibe, die komplett zertrümmert ist, in die dunkle, kalte Nacht, raus zu kriechen.
Der stechende Schmerz, der mich wegen den vielen Glasscheiben durchzieht, ignoriere ich.
Den Arm an meinen Bauch gepresst versuche ich aufzustehen, während mein Bein noch viel mehr als mein Arm schmerzt.
Scheiß auf den Schmerz!
Ich muss zu Kate!
Keuchend und unter unerträglichen schmerzen stehe ich auf.
Ich humple zu meiner besten Freundin.
Heiße Tränen laufen unterbewusst meine Wangen runter.
Mit einem Arm versuche ich sie rauszuziehen.
Als ich es endlich geschafft habe, beuge ich mich über sie und rüttle an ihren Schultern. „Kate!", ich fühle ihren Puls und versuche zu hören, ob sie noch lebt.
Doch nichts.
Hilfe suchend sehe ich mich auf der verlassenen Straße um und nehme nur am Rande ein weiteres Auto wahr, das weiter weg beschädigt seht.
Seine ganze Motorhaube ist zertrümmert.
Weit und breit ist kein Mensch auf der Kreuzung.
„HILFE!", schreie ich trotzdem und hoffe, dass mich jemand hört. Wieder an Kate gewandt, rüttle ich sie und immer wieder fallen Tränen auf ihren leblosen Körper.
„Kate!! Bitte!! Verlass mich nicht", laut schluchze ich auf. „Verdammt! Wer soll denn sonst immer mit mir am Sonntag Muffins Backen? Oder mit wem soll ich reden, wenn es um Jungs geht.", traurig lächelnd wische ich mir die Tränen Weg.
„Wir haben uns doch versprochen immer für einander da zu sein. Bitte tu mir das nicht an. Verdammt Kate wach auf! Bitte." Immer wieder schluchze ich auf und nehme nur an Rand wahr, wie blaues lichter und Sirenen sich uns nähern.
Immer wieder rüttle ich an ihr und versuche sie wiederzubeleben.
Doch sie öffnet ihre Augen nicht. Männer mit Ausrüstung rennen zu uns hin. Sie wollen mir helfen, doch ich schreie sie nur an, dass sie ihr helfen sollen.
Ein Polizist, der jetzt auch gekommen ist, versucht mich zu beruhigen doch ich will nicht.
Ich will bei ihr bleiben. Verdammt!
Sie versuchen sie mit dem Defibrillator wiederzubeleben. Doch ihr lebloser Körper zuckt nur zusammen und als die Ärzte eine Decke über sie legen und sich ihr abwenden, wird der Boden unter mir weggezogen.
Ich schreie heulend auf und versuche wieder zu ihr zu gelangen, flehe die Leute an ihr doch zu helfen, doch sie versuchen nur mir zu helfen.
„Beruhigen Sie sich. Sehen Sie mich an. Es tut mir leid, doch wir können nichts mehr für ihre Freundin tun. Bitte lassen Sie sich von uns helfen."
Und das war der Moment, als sich alles änderte.
Eine unglaubliche stille leere durchzieht mich und wie ein Film, erinnere ich mich an die wunderschönen Dinge, die wir seit der Geburt zusammen erlebt haben.
Ihr lachen, ihre Träume, ihre Wünsche, ihre Ziele, ihre Liebe, all das ist vorbei.
Mit einem schlag.
Mein Herz bricht, denn ich habe nicht einfach nur meine Freundin verloren, sondern meine BESTE Freundin, mein Seelenverwandte, mein Halt in schlechten Zeiten, mein licht in der Dunkelheit, die mich in den letzten Monaten überschattet hatte, meine Schwester.
Zerrissen, verwirrt, geschockt, unendlich traurig, schmerzerfüllt, breche ich in mir zusammen und verliere mich in der kalten und leeren Dunkelheit, aus der sie mir immer raus geholfen hatte.
Etwas tief in mir starb in diesem Augenblick.
Sie ist tot und das wegen ihm.

„Sophie!", vernehme ich schwach eine tiefe Stimme. „Wach auf!", geschockt reiße ich meine Augen auf und sitze aufrecht in meinem Bett. Schwitzend und voller Angst fange ich an zu zittern und zu weinen. „Es war nur ein Albtraum. Alles gut. Ich bin da.", schwer atmend sehe ich in die dunkeln Augen von James, die mich sofort beruhigen.
Ja das war es, doch es ist wahr. Sie ist tot.
Und alles andere auch.
Gott, das war der schlimmste Tag in meinem Leben. Langsam lasse ich mich wieder zurück in seine Arme fallen. „Willst du mir erzählen, um was es in deinem Traum ging?", fragt mich James leise und streicht mir eine Strähne hinters Ohr.
Will ich das? Soll er schon von diesem Teil in meinem Leben erfahren?
Würde er mich anders sehen? Vielleicht.
Ich war aber noch nicht bereit dafür.
Noch nicht, aber bald.
Sachte schüttle ich den Kopf. „Nein, aber irgendwann.", versichere ich ihm.
„Okay. Wenn du dich dazu bereit fühlst, werde ich da sein."
Er haucht mir ein Kuss auf die Wange und wir kuscheln uns noch enger aneinander.
Bald gebe es Frühstück und wir würden wieder die Heimreise antreten.
Darüber war ich froh.
Hier erinnerte mich zu viel an sie und auch... an ihn.
Den Schmerz, den er mir zugefügt hat und die leere, die mich sofort umhüllt, wenn ich an sie denke. Ich liebe meine Eltern und ich liebe dieses Haus, doch wahrscheinlich, werde ich nie wieder hier herkommen, ohne diesen Schmerz zu fühlen, wenn ich an die beiden denke.
Ich hatte so sehr versucht diesem Schmerz zu entkommen, doch hatte er nur geschlummert, so wie meine Panikattacken.
Meine Vergangenheit ist düster und wenn ich mich an die letzten 2 Jahre zurückerinnere, als ich zum ersten Mal ihn sah, zieht sich alles in mir zusammen.
Ich habe ihn geliebt und ich dachte immer, das tat er auch, doch er hat mir nur Schmerz, Hass und Leid bereitet.
Wie konnte ich nur so Blind sein? Seit einem Jahr denke ich darüber nach. Wäre ich ihm doch niemals begegnet.
Cole.
Mein Ex-Freund und Mörder meiner besten Freundin.

TEACH MEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt