Kapitel 2

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Auf Yuvials spärlich beleuchteten Straßen huschte Zara durch die angehende Nacht. Die Laternen beleuchteten lediglich die breiten Hauptstraßen. Zara meinte gehört zu haben, dass sie mithilfe von Magie betrieben wurden – die Vorherrschende Schule in Yuvial waren die Zékkra, die die Stadt geradezu mit ihren Künsten durchfluteten. In den Laternen brannte daher kein echtes Feuer, sondern ein künstlich erschaffenes. Es wirkte kühler und... gespenstischer als gewöhnliche Öllampen.

Je weiter sie ging, desto schmaler wurden die Gassen und die Beleuchtung wurde immer kärglicher, bis sie irgendwann gänzlich aus blieb. Zara fröstelte und zog die dünne Jacke enger um sich. Schon als Kind hatte sie Angst vor der Dunkelheit gehabt. Dass sie zum Gasthaus durch die schmalen, unbeleuchteten Straßen musste, machte die Sache nicht einfacher. Bald bereute sie es, nicht auf Khámin gewartet zu haben. Was bildete dieser Kerl sich ein! Sie ganz alleine im Dunkeln zurücklaufen zu lassen...

Doch eine leise Stimme schalt sie für diesen Gedanken. War das ihr Stolz? Er hörte sich verdächtig nach Dovajh an, ihrer alten Lehrerin. Die Feministin hätte mit ihr geschimpft, wenn sie diese Worte gehört hätte. Eine Fajzzeh braucht keinen Geleitschutz. Sie ist stark und klug. Was sollte ein Mann für sie mehr sein als ein Klotz am Bein?

Bei dem Gedanken ging es Zara schon etwas besser. Sie wusste, dass sie nicht unfähig war. Sie war eine Fajzzeh. Sie hatte gelernt, sich zu verteidigen und sich in einer abschließenden Prüfung bewährt. Sie wusste, was zu tun war, sollte sie jemand auf der Straße überfallen. Schon ihre Kleidung würde mögliche Täter darauf hinweisen, dass sie kein leichtes Opfer war.

Zara redete gut auf sich ein, bis ihr Gang aufrecht war und sie forschen Schrittes in das Netz aus dunklen Gassen eintauchte. Ihre weichen Schuhsohlen hinterließen kaum einen Laut auf dem harten Pflaster.

Bald jedoch merkte sie, dass sie zwar ungefähr wusste, in welcher Richtung sich das Gasthaus befand, jedoch jetzt bei Nacht alles ganz anders aussah, als am Tage. Wie sollte sie in dieser Dunkelheit das richtige Gebäude finden?

Eher zögerlich trat sie um die nächste Ecke und sah erleichtert, dass in dieser Straße eine Laterne brannte.

Zeitgleich nahm sie mit Schrecken die dunkle Gestalt wahr, die sich in selbiger Gasse herumtrieb. Eine hoch gewachsene Gestalt – vermutlich ein Mann – in einem langen, dunklen Umhang.

Zaras Herz machte einen entsetzten Hüpfer. Sofort meldete sich die Stimme ihrer Lehrerin, sie solle nicht so schreckhaft sein.

Bestimmt machte Zara einige Schritte auf das Licht zu. Zu ihrer Beruhigung schien der Mann beschäftigt zu sein. Er bemerkte die junge Frau nicht und verschwand in einer Querstraße.

Zara atmete innerlich auf. Mit einem prüfenden Blick, ob ihr die Hausfassaden bekannt vorkamen, schritt sie geradeaus.

Ein Kribbeln machte sich in ihrem Nacken bemerkbar, als sie sich der Querstraße näherte, in die der Fremde verschwunden war. Wie eine böse Vorahnung. In ihrer Paranoia meinte sie, ein flackerndes Licht zu sehen, das aus der Gasse drang. Sie ignorierte das ungute Gefühl und warf im Vorübergehen einen Blick um die Ecke.

Beinahe hätte sie geschrien.

In der Gasse, eng an die Hauswand gepresst, hockte eine kümmerliche Gestalt. Vor ihr standen drei dunkel verhüllte Männer, die eindeutig nichts Gutes von ihr wollten. Sie murmelten seltsame Phrasen und Formeln. In der Straße glomm ein unnatürliches Licht – Magie!

Zara stolperte zurück. Drauf und dran zu flüchten, fiel sie über ihre eigenen Füße und schlug der Länge nach hin. Ihre Hände schlitterten über das harte Pflaster und sie musste ein Keuchen unterdrücken. Bemüht, keinen Laut von sich zu geben, spähte sie in die Gasse.

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