Kapitel 14

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Merideas Anwesenheit irritierte Zara am Anfang – der dunkle Blick, der nicht von ihr weichen wollte, machte sie nervös –, doch schließlich gewöhnte sie sich daran und blendete den unerwarteten Gast einfach aus. Am Ende der Aufwärmphase befanden sich zweiundzwanzig Teilnehmerinnen im Raum. Keine schlechte Zahl, dachte Zara und musste lächeln.

Sie lehrte das Kampftraining, wie sie es von den Fajzzeh kannte. Zuerst rief sie alte Techniken ins Gedächtnis, die einige Frauen bereits kannten. Dann machte sie ein paar praktische Übungen dazu. Sie merkte mit jeder Übung, wie unsicher sich die Frauen bewegten, wie sehr sie Angst hatten, etwas falsch zu machen oder einfach aus sich heraus zu kommen. Doch sie merkte auch, wie die anfängliche Schüchternheit mit der Zeit verblasste – heute mehr als bei den letzten Treffen.

Im Anschluss hatte Zara sich angewöhnt, die Frauen üben zu lassen, mit einem Angriff umzugehen. Sie rief Zelma nach vorne – eine unscheinbare Frau Anfang Vierzig, die von Anfang an dabei gewesen war und ihre Sache schon ganz gut machte. Sie erklärte, dass Größe und Kraft ein einem Duell nicht entscheidend seien, sondern die Technik, die beide Vorteile der anderen Partei aushebeln konnte. Die Neuen machten große Augen. Die Frauen, die diesen Satz zum wiederholten Mal hörten, lächelten, als würde er ihnen bei jedem Mal wieder Mut machen.

Zara griff Zelma an – grob und direkt, wie es bei den meisten Männern der Fall war. Die Angegriffene tat genau das, was Zara gesagt hatte und lenkte ihren Schlag erfolgreich ab, schaffte es sogar fast, ihn ihr auf den Rücken zu drehen. Natürlich hatte Zara ihre Bewegung ein wenig verlangsamt und mit weniger Kraft zugeschlagen, doch die pausbäckige Frau strahlte über beide Wangen.

Zara ließ die Übung in Zweiergruppen nachstellen, ging herum, korrigierte und lobte, wo es ging. Sie war überrascht, wie schnell Meridea begriff, worum es bei der Übung ging. Als sie an Rhaeh vorbeiging, beobachtete sie, dass sie ihrer Übungspartnerin Mut zusprach, da diese doch sehr zögerlich vorging. Sie selber hatte den Dreh bald heraus und stellte kluge Fragen zu den einzelnen Bewegungsabläufen.

Am Ende der Stunde machte Zara noch einmal klar, wie wichtig es war, dass kein Mann von dem Treffen erführe, dafür aber umso mehr Frauen. Sie lobte ihre Teilnehmerinnen und war wirklich stolz. Dieser Abend war überwältigend gelaufen. Zara war begeistert.

Nachdem die meisten Frauen gegangen waren, kam eine kleine, zierliche auf sie zu und betonte, wie froh sie wäre, dass Zara diese Treffen organisiere. Sie erklärte, jedes Mal zu kommen, wenn es ging. Es war nicht die erste Frau, die Zara ansprach und sie freute sich immer noch über jeden guten Zuspruch und über jeden kleinen Fortschritt, den sie erzielte. Die Dankbarkeit der Frauen ließ ihr Herz aufgehen.

Im Rausgehen bemerkte sie einen Blick. Meridea stand am Ausgang und sah sie mit einem unergründlichen Blick an. Dann riss sie sich los und nahm einen der Wege zurück – sie konnten nicht alle gleichzeitig durch denselben Gang gehen, das wäre aufgefallen. Zara schaute ihr hinterher, unsicher, was sie fühlen sollte. Sie hoffte wirklich, dass Meridea dichthielt. Ein falsches Wort und alles, was sie aufgebaut hatte, wäre hinfällig...

Mit einer Menge zu Grübeln machte sie sich zu Zamuels Zimmer auf. Für das nächste Treffen würde sie sich etwas überlegen müssen. Der Raum war inzwischen zu klein, zu dunkel erstrecht und die Mengen an Frauen zu auffällig. Sie würden etwas Neues brauchen – und Zara hatte ein ungeheures Vergnügen daran, an diesem Problem zu tüfteln.

...

Das Geräusch von Stahl auf Stahl klirrte misstönend im Raum. Ein unangenehmes Kreischen, als die Klingen übereinander schrappten. Zara spürte, wie der dreckige Boden unter ihren Füßen nachgab und sie einige Zentimeter rutschte. Das tat ihrem Stand nicht gut. Ihr Gleichgewicht bröckelte. Mit einem hastigen Schritt brachte sie sich in eine bessere Lage, doch Klinge hatte ihren Fehler bereits bemerkt uns setzte nach. Laut krachten die Waffen aufeinander. Zara fiel es schwer, den rasch geführten Angriffen etwas entgegenzusetzen. Sie geriet in die Defensive.

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