Kapitel 4

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Zara schrie.

Den ganzen Weg nach unten, bis sie am Boden aufkam, ihr Kopf zerplatzte wie eine faule Melone und der Aufprall sie in tausend Fetzen zerschmetterte.

Zumindest war sie der festen Überzeugung, dass es so passieren würde, während sie im freien Fall umherwirbelte. Der Sturz dauerte lange. Panisch kniff sie die Augen zusammen, betete und schloss mit ihrem Leben ab.

Ein plötzlicher Ruck war alles, was ihr am Boden den Atem raubte. Ihre Organe wurden kräftig durchgeschüttelt und sie war sich ziemlich sicher, dass ihr Herz sich irgendwo in ihre Magengegend verschoben hatte.

Blinzelnd öffnete sie die Augen. Ihr Körper hatte kurz vor dem vernichtenden Aufprall einfach... mit dem Fallen aufgehört. Ganz plötzlich.

Vorsichtig streckte Zara die Hand nach dem Gras aus, dessen hohe Spitzen ihre Nase kitzelten. Kaum hatte sie es berührt, sackte ihr Körper ab und plumpste zu Boden.

Unversehrt.

Zara konnte es kaum glauben. Sie hatte den Sturz aus sicher zwanzig Metern Höhe überlebt! Wie war das bloß möglich?

Magie war die Antwort.

Die Antwort auf so ziemlich alles, was in letzter Zeit ihre Welt durcheinander brachte. Noch immer wusste sie nicht, was überhaupt los war. Und sie hatte niemanden, den sie fragen konnte! Weder kannte sie jemanden, der sich mit diesem Thema auskannte, noch hätte sie diesen jemand von Yuvial aus erreichen können. Zum ersten Mal seit ihrer Abreise spürte sie einen Hauch von Heimweh. Wäre sie einfach bei ihren Eltern geblieben, in dem ruhigen, behüteten Dorf, wäre das alles nicht passiert...

Ja, sie hätte einen Vollidioten heiraten und Kinder bekommen müssen. Doch immerhin hätten sie keine grausigen Mächte heimgesucht, sie wäre nicht von einem meterhohen Turm gesprungen, würde nicht wegen Mordes von der Stadtwache oder von geistesgestörten Magiern durch die Straßen gejagt werden... Und das innerhalb von nicht einmal zwei Tagen!

Irgendetwas lief doch ganz gewaltig schief in dieser Stadt.

Zara beschloss, sich aufzurappeln und vom Grund der Zékkra zu verschwinden. Sie würde tun, als wäre nichts passiert. Damit ja niemand, dem sie begegnete, auf den Gedanken kam, es könne etwas passiert sein. Vielleicht konnte sie sich das sogar selbst einreden und einfach tun, als wäre alles in Ordnung. Wenn sie sich zurückzog und sie in den nächsten Tagen keiner ihrer Verfolger aufspürte, würden alle die Sache vergessen und auf sich beruhen lassen. Zara würde sich eine neue Stadt suchen, eine ruhigere, die keine magische Schule beinhaltete und nach ordentlichem Schrubben würde vielleicht auch die merkwürdige Farbe von ihrem Körper verschwinden...

Während sie aus dem Garten spazierte, ohne sich noch einmal umzudrehen, merkte sie, dass sie noch immer den Talisman in der Hand hielt. Sie sollte ihn dem Händler zurückbringen. Das Schmuckstück gehörte nicht ihr.

Doch noch einmal an dessen Stand aufzutauchen, hielt sie für keine kluge Idee. Zara ließ das Amulett ins sorgfältig begossene Gras fallen. Die Stadtwache würde es finden und dem Mann hoffentlich zurückbringen, dachte sie, während sie in die entgegengesetzte Richtung davonschlenderte.

...

In den nächsten Tagen hielt Zara sich bedeckt. Sie hatte neue Kleidung gekauft, verbrachte jede Nacht in einem anderen Gasthaus und hielt sich nur an Orten auf, an denen sich wenig Menschen befanden. An die Stadttore wagte sie sich nicht. Rund um die Uhr wurden sie bewacht und Zara wusste, dass sie ziemlich leicht zu erkennen war. Also hielt sie sich fern und tauchte unter.

Die Magie machte es ihr nach und verhielt sich unauffällig. Zwar waren ihre Haut- und Haarfarbe hell und die Augen Smaragdgrün, doch von verstörenden Effekten blieb sie verschont. Kein gruseliges Glühen, kein weißes Licht. Zara war erleichtert.

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