Kapitel 13

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Der Weg zum Besprechungssaal verlief stillschweigend. Zara war so sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, dass sie kaum etwas mitbekam von den Gängen und Wegen, die sie sich eigentlich ins Gedächtnis einbrennen wollte.

Was lief zwischen Meridea und Khámin? Wo sollte er am Abend hinkommen? Und wieso beschäftigten diese Fragen sie so sehr? Was ging es Zara an, mit wem Khámin seine Zeit verbrachte? Eigentlich sollte sie sich gar nicht dafür interessieren...

„Du solltest mit Zamuel über deinen Traum sprechen", schlug Khámin unvermittelt vor. Sie waren am Besprechungsraum angekommen. Von innen tönte ihnen Pests undeutliche Stimme entgegen, die der kichernden Bande etwas erzählte. Khámins dunkle Augen ruhten auf Zara. „Vielleicht kann er dir helfen. Ich möchte, dass du nachts ruhig schlafen kannst."

Zara nickte. Khámin schob die Vorhänge zur Seite und sie traten zu den Sechs, die lärmend aßen und tranken. Zara fühlte sich merkwürdig wohl in ihrer Mitte. Sie ließ sich neben Khámin nieder und ließ sich auf das Gespräch ein. Ein ums andere Mal erwischte sie sich dabei, wie sie mit den anderen lachte, wenn Pest eine seiner unglaubwürdigen Geschichten erzählte. Mittlerweile hatte Zara verstanden, dass sie nicht alles ernst nehmen musste, was der Dieb erzählte. Einige Geschichten hatten einen wahren Kern, doch häufig sponn der Mann darum herum, übertrieb und prahlte bis in alle Einzelheiten.

Inzwischen wusste sie auch, welche der Speisen sie auf jeden Fall essen konnte, ohne Sorge haben zu müssen, jemand hätte es gestohlen. Das luftige Fladenbrot wurde von einer Reihe Bäckern gemacht, die die Zutaten legal beschafften, jedoch auf dem Schwarzmarkt in der großen Halle verkauften, um den Untergrund zu unterstützen. Sie fanden genug Abnehmer, um allein durch diese Kunden gut zu leben, obwohl sie die Ware ein wenig günstiger anboten, als es auf dem oberirdischen Markt üblich war. Auch beim Gemüse fand sie einige Sorten, die Untergründler auf ihren Plantagen anbauten und die Milch war von Zetts Bruder, der unter der Regierung zu leiden hatte und ihnen seine Ware zu einem Freundschaftspreis verkaufte. Alles, wobei sie sich nicht sicher war, ließ sie vorsichtshalber liegen oder fragte Zamuel, dessen Worten sie vertraute.

Den Großteil des Tages verbrachte Zara mit Klinge, die die Reparatur eines Belüftungsschachtes in der großen Halle beaufsichtigte. Die Männer, die sie hatten auftreiben können, waren Amateure, worüber sich die Diebin regelmäßig aufregte. Sie rief rüde Worte, die man nicht gerade als Verbesserungsvorschläge ansehen konnte. Die Männer auf den Leitern trauten sich nicht, Klinge etwas entgegenzusetzen. Am späten Nachmittag wurden sie fertig und der Schacht funktionierte. Zara genoss die frische Luft, die wenig später zu ihnen herunterdrang. Klinge war mit dem Ergebnis weniger zufrieden, ließ die Handwerker aber mit einem grimmigen Blick davonkommen.

Zara kicherte in sich hinein. Sie mochte Klinge und fand zunehmend Gefallen daran, die Zeit mit ihr zu verbringen. In ihrer Gegenwart gab es immer viel zu lachen. Sie mochte Klinges trockenen Humor und die schroffe Art, mit der sie den meisten Menschen gegenübertrat. Zara gegenüber war sie seit ihrer ersten Begegnung immer freundlicher und vertrauter geworden. Ihre Beziehung war auf dem besten Wege, sich zu einer vorsichtigen Freundschaft zu entwickeln. Der Gedanke freute Zara mehr, als sie gedacht hätte.

Später besuchte Zara Zamuel in seinem Zimmer. Der Dieb wartete bereits auf sie, hatte ihr den gewöhnlichen Sessel bereitgestellt und forderte sie auf, Platz zu nehmen. Seine dunklen Augen huschten über ihr Gesicht, als wolle er sie ergründen. Sie konnte Sorge in seinem Blick erkennen.

„Wie geht es dir?", wollte der Magier wissen.

Zara hob die Schultern. „Die Frage ist, wie es mir heute Nacht gehen wird. Luvah hat mich wieder im Traum besucht..." Sie erzählte ihm von dem Gespräch, das sie mit ihr geführt hatte und dass sie bis zum Ausgang gelaufen wäre, hätte Khámin sie nicht vorher geweckt. „Ich habe Angst, dass, wenn ich nach draußen komme, sie mehr Macht über mich gewinnt. Kann es sein, dass es mit den Sternen zusammenhängt...?"

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