„Die Leute wollen wirklich alles von einem erledigt haben, wenn man Zauberkräfte besitzt..." Erschöpft fuhr Zamuel sich über die müden Augen. Dann setzte er einen ernsten Gesichtsausdruck auf und sah Zara und Khámin nacheinander an. „Wo fangen wir an? Luvah? Habt ihr etwas rausgefunden?"
Khámin suchte Zaras Blick. Er hatte noch etwas sagen wollen, doch dazu war er nicht mehr gekommen.
Wenn Zara ehrlich war, wollte sie es auch gar nicht wissen. Sie konnte sich nicht gleichzeitig auf das Gefühlschaos in ihrem Bauch und auf das wichtige Gespräch konzentrieren, das sie nun führen mussten. Konsequent wich sie Khámins Blick aus und konzentrierte sich auf Zamuels Frage.
„So gut wie nichts", erklärte sie. Seufzend berichtete sie von dem spärlichen Beitrag, den sie gefunden hatten, bevor der Magier sie überrascht hatte.
„Hm..." Zamuel nickte mit gerunzelter Stirn. „Das hilft uns wirklich nicht weiter – vor allem, da sich das erwähnte Buch nicht in unserem Besitz befindet. Ob es in einer anderen Abteilung gelegen hat? Aber in welcher...?" Er raufte sich die Haare. „Wenn wir doch nur mehr Zeit gehabt hätten!"
„Wer war der Magier überhaupt?" Khámins Stimme klang tief und unzufrieden.
„Der Bibliothekar." Zamuel legte die Stirn in Falten. „Ein enger Verbündeter des Schulleiters. Böse Zungen munkeln, dass er in heimlicher Verbindung zum König stand und ihm Informationen unter der Hand zukommen ließ." Zara entging nicht, dass er in der Vergangenheitsform über ihn sprach. Also gab es ihn nicht mehr...
„Das würde erklären, weshalb er über das Vorhaben des Königs Bescheid wusste", grübelte sie.
Zamuel legte den Kopf schief. „Welches Vorhaben?"
Zara knetete nervös ihre Hände. „Er sagte, in zwei Wochen würde ein Reinigungsprogramm stattfinden, bei dem der Untergrund geräumt werden solle. Danach wären die Diebe Geschichte..."
Erschrocken riss Zamuel die Augen auf. „Wie... wie haben sie uns gefunden?" Sein Blick irrte von Zara zu Khámin und blieb an letzterem hängen. „Was machen wir jetzt?"
Khámin schnaufte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Er antwortete mit Bedacht. „Angriff ist die beste Verteidigung. Wir werden ihm zuvor kommen."
„Aber", stammelte Zamuel, „Der Tag des Vollmonds..."
„...wird eingehalten", beruhigte Khámin ihn. „In drei Tagen ist der nächste Vollmond, richtig?" Er holte tief Luft. „In drei Tagen werden wir zuschlagen."
Zamuel machte ein zutiefst unglückliches Gesicht. „Hältst du das nicht für zu früh? Nicht, dass ich an deinen Führungsqualitäten zweifeln würde, aber drei Tage ist keine lange Zeit, um sich vorzubereiten auf eine Aktion dieser Größe..."
Khámin warf Zamuel einen finsteren Blick zu, der ihn verstummen ließ. „Willst du lieber zu früh angreifen oder zu spät?" Zamuel traute sich nicht, zu antworten. „Dachte ich mir", erklärte Khámin und stützte sich auf die Unterarme. „Hast du etwas Brauchbares herausgefunden?"
Zögernd berichtete Zamuel von seinen Ergebnissen. Er hatte etwas mehr Erfolg gehabt als Zara und Khámin. Daten, Fakten, Interessantes und Unwichtiges. Die Dame im Sternenkleid hatte sich ihren legendären Beinamen selbst gegeben, um ihre Verbundenheit zur Nacht auszudrücken. Der Beinahme hatte für ein mysteriöses, unheimliches Bild gesorgt, was definitiv in Luvahs Interesse gelegen hatte. Bereits in ihrer frühen Jugend ließ sie sich mit überragendem Erfolg an der Schule der Zékkra ausbilden. Nachdem sie ihrem ehemaligen Lehrer an die Spitze der Schulleitung gefolgt war, erhielten die Zékkra eine wachsende Bedeutung in der Politik. Sie besaßen Geld und Macht – zwei nicht zu unterschätzende Stärken.
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Yuvial
FantasyZara konzentrierte sich auf den Horizont und auf die Dünen, die im Mondlicht fahl wirkten, beinahe weiß. Der Gedanke an ihre Mutter ließ das schlechte Gewissen wieder aufkommen. Sie stellte sich vor, wie sie in diesem Moment auf dem Diwan hockte, st...