Kapitel 3

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Überall wo ich hingehe, sehe ich dein Gesicht.
Ich sehe deine Augen.
Ich bin gelähmt.
Und du weißt sogar nicht, dass du mir in die Nacht folgst.

~ „Melancholy Heartbeat", Madeline Juno

Eigentlich war es so gar nicht Dracos Art, aber der Streit mit Hermine tat ihm leid. Überhaupt tat es ihm leid, dass sie sich wegen ihm all die Jahre so schlecht gefühlt hatte. Sie hatte ihn bis in seine Träume verfolgt und ihn nicht losgelassen.
Es nervte ihn, dass er plötzlich so verletzlich reagierte und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Was passierte nur mit ihm?
Wütend schlug er mit der Faust in sein Spiegelbild. Der Spiegel zerbrach in tausend Bestandteile, seine Knöchel pochten und Blut floss daran herunter.
„Draco, was ist passiert?" Blaise stürzte in den Waschraum, sah auf Dracos blutüberströmte Hand und dann auf den Spiegel, der in Bruchstücken zu seinen Füßen lag.
„Was ist los?", fragte sein bester Freund ein weiteres Mal und sah mit aufgerissenen Augen zu dem Blonden rüber
„Nichts", entgegnete dieser und strich sich mit der unverletzten Hand das Haar aus dem Gesicht.
„Mann, Draco, mir kannst du es doch sagen", versuchte Blaise es ein weiteres Mal.
„Es ist nichts!", fuhr Draco ihn an. „Lass mich in Ruhe!"
Blaise verließ zögernd den Waschraum. Es gefiel ihm nicht, Draco in einer solchen Situation alleine zu lassen. „Lass wenigstens deine Hand in Ordnung bringen!", rief er ihm noch zu.
Der blonde Slytherin nahm seinen Zauberstab und brachte den Spiegel mit Reparo wieder an Ort und Stelle. Seine Hand pochte.
Was war er nur für ein Idiot?

Hermine verließ währenddessen den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Ihre erste Stunde Zaubertränke für dieses Jahr stand an. Gemeinsam mit Ginny machte sie sich auf den Weg in den unterirdischen Teil des Schlosses, wo Professor Slughorn schon auf die Schüler wartete.
Die beiden Mädchen suchten sich einen Platz und der Raum füllte sich langsam.
„Wie ich sehe, haben Sie sich verletzt, Mr Malfoy", meinte der Professor.
Hermine drehte sich um und erkannte einen Verband um Dracos Hand.
„Nicht gerade die besten Voraussetzungen für diese Unterrichtseinheit", fügte Slughorn hinzu. Der Slytherin schnaubte, erwiderte aber nichts. Scheinbar war er heute schlecht gelaunt – so wie eigentlich immer.
Hermine beschloss, sich darüber keine Gedanken zu machen. Hauptsache, er nervte sie nicht mit seiner miesen Art.
„Ich möchte mit Ihnen gerne eine Gruppenarbeit machen", begann Professor Slughorn den Unterricht. „Dazu habe ich sie bereits in Gruppen - bestehend aus zwei Gryffindors und zwei Slytherins - eingeteilt." Mit diesen Worten klappte er die Tafel herum und enthüllte somit eine Liste mit Namen. „Finden Sie sich bitte zusammen", fügte er noch hinzu.
Zu Hermines Entsetzen musste sie feststellen, dass sie zusammen mit Ginny in einer Gruppe mit dem ungeliebten Slytherin war. Schlimmer hätte es gar nicht kommen können...

Auch Draco sah geschockt auf die Tafel.
„Nur nicht so enthusiastisch, Mr Malfoy", scherzte Slughorn, womit er sich einen bösen Blick einfing.
„Ich möchte gerne die Gruppe wechseln", ertönte Hermines Stimme von vorne. Draco verdrehte die Augen.
„Tut mir leid, Miss Granger, aber ich sehe keinen Grund dafür. Alle anderen Gruppen sind besetzt." Der Professor sah die Gryffindor entschuldigend an.
„Für die Arbeit können sie 10 Hauspunkte verdienen", wandte er sich an die restlichen Schüler. „An der Tafel stehen alle Anweisungen."
Gemeinsam mit Blaise fand sich Draco bei Hermine und Ginny ein.
„Nun gut, wenn wir die Gruppe nicht wechseln können, müssen wir eben so gut wie möglich zusammenarbeiten", meinte die Braunhaarige.
Ich habe damit kein Problem, Granger", sagte Draco, verschränkte die Arme vor der Brust und grinste sie an.
Hermine hätte ihm sein schreckliches Lächeln am liebsten aus dem Gesicht gewischt.
„Wir brauchen Aalaugen, Belladonnaessenz,...", zählte sie die Zutaten auf, jedoch schaltete Draco schon nach den ersten paar ab.
Sollte sie doch machen, solange sie die Hauspunkte bekamen. Gelangweilt sah der Slytherin im Raum umher.
„Hörst du überhaupt zu?", meckerte Hermine ihn an. Ginny hob die Augenbrauen, da sie die plötzlich schlechte Laune ihrer Freundin nicht verstehen konnte. Natürlich war sie nie gut auf Malfoy zu sprechen, aber es schien irgendwas zwischen den beiden vorgefallen zu sein, dass sie so mies drauf war.
„Natürlich höre ich zu, Granger." Ein süffisantes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er ihr wütendes Gesicht bemerkte.
Hermine seufzte und schloss kurz die Augen. Ein bisschen überempfindlich war sie ja schon, aber der Streit auf dem Astronomieturm war noch nicht vergessen.
„Wie wäre es, wenn wir schon mal eine Liste mit den Zutaten machen, die wir für die nächste Stunde benötigen?", schlug Ginny vor.
„Die Aufgabe müsst schweren Herzens ihr übernehmen", meinte Draco und hob seine bandagierte Hand, während er in die Runde sah.

Die Stunde Zaubertränke war ein Desaster gewesen. Hermine schüttelte den Kopf. Draco hatte den Unterricht damit verbracht, Löcher in die Luft zu starren, während Hermine, Ginny und Blaise mit der eigentlichen Aufgabe begannen.
Sie war froh, den restlichen Unterricht nicht mit ihm verbringen zu müssen. Eine Stunde hatte da völlig gereicht.
Als die Braunhaarige im Mädchenschlafsaal ankam, sah sie einen Brief auf ihrem Nachttisch liegen.
Sie öffnete den Umschlag und zog den Inhalt heraus.

Liebe Hermine,

Ron und mir geht es gut. Wir sind im Ministerium gut angekommen und haben schon viel Arbeit zu erledigen – auch wenn wir immer noch in der Ausbildung sind. Das Ganze ist anstrengend, macht jedoch eine Menge Spaß, glaube mir!
Ich hoffe, du bist gut in Hogwarts angekommen und hast dein Schuljahr gut begonnen!
Viel Erfolg und lass mal was von dir hören!

Harry

Lächelnd steckte Hermine den Brief in den Umschlag zurück. Sie war froh, dass ihr bester Freund mal wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte. Sie nahm sich fest vor, nach dem Abendessen eine Antwort zu verfassen.
Es war schön, zu hören, dass Harry und Ron eine Arbeit gefunden hatten, die ihnen Spaß machte. Zwar war sie traurig, dass ihre beiden besten Freunde nicht mit ihr in Hogwarts waren, jedoch freute es sie umso mehr, dass sie Spaß bei ihrer Tätigkeit hatten.
Glücklich machte sie sich auf den Weg in die Große Halle.

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